Bessere Sicherheitsunterweisung auf Baustellen: So geht’s
Eine sich ständig verändernde Arbeitsumgebung, verschiedenste Gefährdungen, starke körperliche Belastungen, hoher Termindruck, Witterungseinflüsse und noch dazu oft ein Nebeneinander vieler Fremdfirmen – Tätigkeiten auf Baustellen stellen besondere Anforderungen an den Arbeitsschutz. Dazu gehören vor allem auch zielgerichtete Unterweisungen. In der Praxis aber kommen Unterweisungen auf der Baustelle oft zu kurz. Dabei spielt nicht nur der Termindruck eine Rolle, sondern auch methodische Fehler. Was bei der Sicherheitsunterweisung auf der Baustelle zu beachten ist, lesen Sie in diesem Beitrag.
Auf einer Baustelle stehen für Unterweisungen sind nicht unbedingt die besten Voraussetzungen gegeben: Selten steht Konferenzraum mit Beamer oder ein Kopierer für die Handouts zur Sicherheitsunterweisung bereit. Vielmehr wird oft der Bauwagen zum Schulungsraum.
Trotzdem besteht kein Grund für die Fachkraft für Arbeitssicherheit, bei der Unterweisung zu improvisieren. Mit der richtigen Vorbereitung und Methode werden gute Sicherheitsunterweisungen auch auf Baustellen möglich, wo es leider immer wieder zu schweren und tödlichen Verletzungen kommt.
Generelle Vorgaben für die Unterweisung
Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) schreibt in § 12 vor, dass Arbeitgeber ihre Beschäftigten über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit „ausreichend und angemessen“ unterweisen müssen. Vermittelt werden dabei Informationen, die sich aus der Gefährdungsbeurteilung des Arbeitsplatzes ergeben. Diese Inhalte müssen in einer für alle Mitarbeiter verständlichen Form und Sprache vorgetragen bzw. zur Verfügung gestellt werden. So definiert es die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV), die auch die erforderlichen Inhalte von Unterweisungen konkretisiert.
Mögliche Inhalte der Sicherheitsunterweisung auf Baustellen
Weil das Spektrum der Gefährdungen auf Baustellen so groß ist, muss auch die Unterweisung entsprechend umfassend ausfallen. Es ist oft sinnvoll, die Unterweisung nach Themen aufzuteilen, damit es für die Teilnehmenden nicht ausufert.
Zu den typischen Inhalten zählen beispielsweise:
- der sichere Umgang mit Arbeitsmitteln
- Gefahrstoffe
- Arbeiten in der Höhe
- Gefährdungen durch Lärm, Stäube und elektrischen Strom
- richtiges Heben und Tragen
- Arbeiten bei Hitze oder Kälte
- Hautschutz und Hygiene am Bau
- Erste Hilfe – Verhalten bei Unfällen
Stolperfalle Baustellenunterweisung: Geringe Motivation
Unterweisungen auf der Baustelle müssen auf die Gegebenheiten vor Ort und auf die Situation der Mitarbeiter abgestellt sein. Zum einen können oft die üblichen PowerPoint-Präsentationen nicht gezeigt werden, vielmehr müssen die entscheidenden Folien ausgedruckt und verteilt werden. Vielleicht kann aber auch ein Laptop zum Einsatz kommen, den die Sicherheitsfachkraft mitbringt und auf dem die Unterweisung mit PowerPoint, vielleicht sogar in vertonter und zeitsparender Form, erfolgen kann.
Mindestens genauso wichtig wie die Infrastruktur für die Sicherheitsunterweisung ist die richtige Ansprache der Mitarbeiter. Die Art der Unterweisung entscheidet, ob die Mitarbeiter mit Herz und Verstand bei der Sache sind und motiviert auf die Vermeidung von Risiken achten oder ob sie die Unterweisung als Zeitverschwendung oder willkommene Ruhepause ansehen.
Baustellenunterweisung als Teamgespräch
Auch wenn es in der Unterweisung „Verhalten auf Baustellen“ um die Darstellung der Risiken und die Vermittlung von Sicherheitshinweisen geht, kann mit der richtigen Kommunikation daraus ein Geben und Nehmen werden.
Bei der Unterweisung sollte es nicht nur um geplante und vorgefertigte Themen gehen, sondern auch um den Austausch über Probleme auf der Baustelle, neue Informationen aus der Zentrale und konkrete Fragen der Mitarbeiter mit Bezug zum Arbeitsschutz. Die Unterweisung verliert damit nicht ihren offiziellen Charakter, sondern wird erweitert zu einem Teamgespräch.
Ein regelmäßiges, kurzes Teamgespräch sollte grundsätzlich einen Rückblick auf Vorkommnisse auf der Baustelle seit dem letzten Gespräch vorsehen. Die Mitarbeiter können berichten und werden einbezogen. Die Atmosphäre wird offener als bei einer Frontalschulung und die Bereitschaft steigt, über offene Fragen und erkannte Probleme auf der Baustelle zu sprechen. Am besten sollte die Sicherheitsfachkraft die Mitarbeiter darauf ansprechen, ob ihnen etwas aufgefallen ist und welche Ideen die Mitarbeiter zur Verbesserung der Arbeitssicherheit haben.
Wann und wie oft auf der Baustelle unterweisen?
Das Arbeitsschutzgesetz verlangt, dass die Unterweisung erforderlichenfalls regelmäßig wiederholt werden muss. Konkreter werden die ArbStättV und die DGUV Vorschrift 1 (§ 4): Demnach muss mindestens einmal jährlich unterwiesen werden. Ausnahme: Jugendliche müssen laut dem Jugendarbeitsschutzgesetz (§ 29 JArbSchG) mindestens halbjährlich unterwiesen werden.
Eine Wiederholung der Unterweisung ist immer angesagt, wenn sich die Situation am Arbeitsplatz ändert, beispielsweise durch Neueinstellungen, veränderte Aufgabenbereiche, neue Arbeitsmittel oder -verfahren, besondere Vorkommnisse (z.B. Arbeitsunfall) oder eine erforderliche Auffrischung (Verhalten der Beschäftigten). Generell verändert sich die Situation auf Baustellen häufiger als bei vielen anderen Arbeitsplätzen.
Die Sicherheitsunterweisung von Fremdfirmen auf der Baustelle
Gemäß der Baustellenverordnung ist mindestens ein Sicherheits- und Gesundheitskoordinator (SiGeKo) Pflicht, wenn auf einer Baustelle Beschäftigte mehrerer Arbeitgeber tätig sind. Je nach Größe der Baustelle können auch mehrere Koordinatoren erforderlich sein. Die SiGeKos sind dazu verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes am Bau umzusetzen, zu koordinieren und ihre Einhaltung zu überprüfen. Sie sollten also auch die Unterweisungen im Blick haben. Und: Bei einer Arbeitnehmerüberlassung betrifft die Pflicht zur Unterweisung auch den Entleiher, weil die Gefährdungen im jeweiligen Umfeld besonders relevant sind.
Fazit: Bessere Sicherheitsunterweisungen auf Baustellen
Wenn bei der Rückschau eine Verbesserung im Arbeitsschutz sichtbar wird, dann sollte dies auch lobend erwähnt werden. Eine solche Betonung der positiven Entwicklung führt letztlich auch zu einer verbesserten Sicherheitsunterweisung, da die Teilnehmer den Sinn besser nachvollziehen können, denn die Unterweisung hat ja etwas gebracht.
Da die Mitarbeiter bei einer rein verbalen Sicherheitsunterweisung ohne jede Visualisierung häufig Konzentrationsprobleme haben, sollten Plakate, Pläne, Faltblätter und Ausdrucke von Präsentationen genutzt werden und nach Möglichkeit eine Tafel im Bauwagen. Ist noch keine Tafel vorhanden, kann dies durchaus eine gute Investition in den Arbeitsschutz sein, denn anhand von Bildern und Stichworten gelingt eine Unterweisung besser.
Unterweisungen auf der Baustelle sollten also genauso flexibel sein wie der Alltag am Bau. Starre Schulungen zu Themen, die keinen konkreten Bezug zum Alltag der Bauarbeiter haben, werden ihr Ziel „besserer Arbeitsschutz“ nicht erreichen.