19.06.2019

Integrierte Managementsysteme lohnen sich – aber nicht überall

Die Übernahme von Energiemanagementsystemen in integrierte Managementsysteme ist heute, angesichts der Revision der ISO 50001:2018, keine große Herausforderung mehr. In der Praxis gibt es jedoch meist nur ein Normkapitel, bei dem eine solche Integration fast immer umgesetzt wird: „Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter”. Dabei bieten sich viele weitere Bereiche dafür an. Es gibt allerdings auch Gründe, bestimmte Bereiche nicht zu integrieren.

integrierte Managementsysteme Umweltschutz, Energie und Arbeitsschutz

Aus der Perspektive einer Zertifizierungsstelle gibt es keinen Zweifel daran, dass Unternehmen integrierte Managementsysteme vor parallel nebeneinander herlaufenden Systemen bevorzugen sollten. Der größte Vorteil bei der Integration von Managementsystemen besteht darin, dass durch die Einbindung unterschiedlicher Systeme Synergieeffekte genutzt und so Parallellösungen sowie Redundanzen und Widersprüche vermieden werden. Dies führt zu einem schlanken und transparenten internen System.

Integrierte Managementsysteme in der Praxis gestalten

Ist erst einmal intern die Entscheidung gefallen, Systeme zu verbinden, muss ein jedes Unternehmen für sich entscheiden, wie weit diese Integration gehen soll. Denn geht es tiefer in das einzelne Managementsystem hinein, bezieht ein jedes sich doch auf unterschiedliche Themen und Aufgaben:

  • ein Qualitätsmanagementsystem primär auf die Erfüllung der Kundenanforderungen
  • ein EnMS hingegen vorrangig auf eine Verbesserung der energiebezogenen Leistung
  • ein Umweltmanagementsystem auf die Verbesserung der Umweltleistung

Es gibt somit auch Gründe, bestimmte Bereiche auseinanderzuhalten und nicht zu integrieren.

Vollständige und teilweise Integration von Managementsystemen

Nutzbare Normenkapitel für eine vollständige Integration sind u.a.:

  • interne Audits
  • Managementreview
  • unternehmenspolitische Verpflichtungen
  • Umfeld- und Stakeholderanalyse
  • Festlegung der Anwendungsbereiche
  • Risiko- und Chancenanalyse
  • Beschaffung – diese integriert angewendet auf Prozesslandschaften, Prozessbeschreibungen und Arbeitsanweisungen

All diese Bereiche versprechen Synergieeffekte im Sinne der Managementeffizienz und -effektivität. Die damit verbundene Ressourcenreduktion und Leistungssteigerung werden als Hauptziele eines integriertes Managementsystems gewährleistet.

Ergänzend hierzu kann es manchmal sinnvoll sein, bestimmte Normenforderungen nur teilweise zu integrieren. Dabei legen Unternehmen diese zwar ebenfalls über ein für alle Systeme geltendes Dokument fest. Aber zusätzlich führen sie normenbezogen spezifische Nachweise und Anforderungen separat auf.

Beispiel für eine teilweise Integration: Interne und externe Kommunikation

Die Kommunikationsprozesse werden vom Unternehmen übergreifend dargestellt, die Nachweisführung wird jedoch separat geregelt, da sich die Kommunikation mit dem Kunden über seine Zufriedenheit (QM) stark von der Meldepflicht an die Behörde im Umwelt- und Energiemanagementsystem unterscheidet.

Keine Integration möglich? Auch gut!

Norminhalte, die dann noch „übrig” bleiben, werden im Rahmen des IMS separat betrachtet. Da bei solchen Themen keine inhaltlichen oder prozeduralen Übereinstimmungen gefunden werden können, erhalten diese Bereiche eigenständige Regelungen und spezifische Nachweise. Derartige Bereiche können z.B. die Regelungen an die Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen sein (QM) oder die Analyse und Bewertung der energiebezogenen Leistung (EnMS).

Fazit

Leider gibt es nicht die eine Lösung für alle Unternehmen. Die Integration – egal ob teilweise oder vollständig – ist kein Ad-hoc-Prozess, sondern in der Regel ein iteratives Vorgehen, das sich durchaus auch über mehrere Jahre ziehen kann. Entscheidend ist aber vor allem, über den Tellerrand hinauszublicken und bereit zu sein, neue Wege gemeinsam mit den Mitstreitern zu gehen.

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Sie lesen hier eine stark gekürzte Version des Beitrags „Integrierte Managementsysteme: Warum das Rad nicht immer neu erfunden werden muss“ aus dem Kompendium „Energiemanagement in der betrieblichen Praxis„.

Dort finden Sie u.a. auch viele Beispiele für eine gelungene Managementsystemintegration – und Ansätze dafür, wie bestehende Managementsysteme von der Detailtiefe des EnMS lernen können.

 

 

Autor*innen: Yulia Felker, Sindy Prommnitz