Studie: Darum kündigen Arbeitnehmer
Kündigen Mitarbeiter in erster Linie, weil das Verhältnis zur Führungskraft gestört ist? Eine aktuelle Studie zeigt: Zwar kann der oder die Vorgesetzte eine Rolle spielen – meist haben Kündigungen jedoch deutlich komplexere Ursachen.
Zuletzt aktualisiert am: 20. Oktober 2025

Im ersten Schritt werteten die Experten insgesamt 78 internationale Studien mit den Daten von über 800.000 Beschäftigten aus, in denen es um Gründe für Entlassungen ging. Die drei am häufigsten gefundenen Kündigungsmotive waren:
- zu hohe Arbeitsbelastung und damit verbundener Stress
- mangelnde Perspektiven für persönliche Weiterentwicklung oder beruflichen Aufstieg
- unzureichende Führungsfähigkeiten der Vorgesetzten
Ebenso häufig genannt wurden ein als zu gering empfundenes Gehalt sowie persönliche Gründe.
Echte Kündigungsgründe bleiben oft unausgesprochen
In der zweiten Phase befragten die Wissenschaftler 200 Arbeitnehmer anonym in einer Online-Erhebung. Auch hier zeigten sich viele der bereits in der Ausgangsuntersuchung gefundenen Muster – allerdings wurde deutlich, dass selten ein einzelner Faktor ausschlaggebend war. In den meisten Fällen war es ein Zusammenspiel mehrerer Beweggründe. Dabei stellten die Macher der Studie fest, dass die Mehrheit der Befragten nicht nur einen, sondern gleich mehrere Gründe – meist drei bis vier – genannt hat. Überraschend war außerdem, dass viele Beschäftigte angaben, nicht alle Kündigungsgründe gegenüber dem Arbeitgeber offengelegt zu haben. Im Schnitt wurde rund ein Viertel der wahren Motive verschwiegen.
Unzufriedenheit wird oft verschwiegen
Im letzten Untersuchungsteil analysierten die Experten anonymisierte Exit-Interviews, die Mitarbeitende vor ihrem Weggang mit Personalverantwortlichen geführt hatten. Das Ergebnis bestätigte die Erkenntnisse aus der Onlinebefragung: Beschwerden über Führungskräfte – vor allem über direkte Vorgesetzte – waren überraschend selten. Stattdessen wurde häufiger die Attraktivität der neuen Stelle betont.
Studie sollte Arbeitgeber wachrütteln
Für das Forschungsteam ergibt sich daraus ein klares Bild: Stress wird als Kündigungsfaktor häufig unterschätzt. Die Empfehlung an Arbeitgeber der Experten lautet daher: „Unternehmen sollten Rahmenbedingungen schaffen, die Überlastung und damit verbundenen Stress vermeiden helfen.“ Zudem sei es wichtig, Beschäftigten Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zu bieten. Wer diese beiden Aspekte ernst nehme, bekämpfe die Hauptgründe für Kündigungen direkt an der Wurzel.
Das können Betriebsräte tun
Aber nicht nur Arbeitgeber, sondern auch Betriebsräte sollten die Studie zum Anlass nehmen, sich die Situation im Betrieb genau anzuschauen. Arbeitnehmervertreter können viel dafür tun, das Betriebsklima positiv zu beeinflussen und für eine Atmosphäre zu sorgen, in der sich Kollegen trauen, offen über Missstände und Probleme zu sprechen. Der Betriebsrat ist daher gut beraten, wenn er das Gespräch mit der Geschäftsleitung sucht und ihr deutlich macht, dass auch sie von einer angstfreien Gesprächskultur profitiert. Und praktisch kein Arbeitgeber kann es sich heute leisten, motivierte und gut ausgebildete Beschäftigte zu verlieren.