31.01.2019

Betriebsratsarbeit: Themen richtig angehen

Effiziente Betriebsratsarbeit heißt weit mehr als kurze Sitzungen und schnelle Entscheidungen. Vielmehr geht es darum, sich zum richtigen Zeitpunkt auf die wichtigen Aufgaben und Teilaufgaben zu konzentrieren und damit möglichst verschwendungs- und fehlerfrei zum Ziel zu kommen. Als einzelnes Betriebsratsmitglied können Sie Bewertungsraster entwickeln, mit denen Sie für jede Situation eine effiziente Handlungsanleitung erhalten.

Betriebsrat Themen

Geschäftsführung Betriebsrat. Wenn „Effizienz!“ in der Betriebsratsarbeit angemahnt wird, meinen viele damit, dass Sitzungen und Versammlungen so wenig Zeit wie möglich beanspruchen sollen. Richtig ist daran, dass Zeit für jeden ein wertvolles und knappes Gut darstellt und deshalb nicht verschwendet werden sollte. Aber wer nur den Zeitaufwand minimieren möchte, macht am besten gar keine Betriebsratsarbeit.

Zielerreichung ist schwierig zu messen

Vielmehr kommt es darauf an, den Zeitaufwand ins Verhältnis zu den Zielen zu setzen, die sich der Betriebsrat vorgenommen hat. Doch auch das kann Probleme bereiten:

  • Eine Betriebsratsarbeit, die (theoretisch) alle ihre Ziele erreicht, wird man als effizient ansehen. Doch wird dies in der realen Welt kaum gelingen.
  • Ein Betriebsrat, der im Rahmen seiner zur Verfügung stehenden Ressourcen so viele Ziele als möglich erreicht, wird wohl auch effizient sein. Doch wie viele Ziele sind „möglich“? Wäre nicht immer noch mehr möglich gewesen?
  • Ziele werden häufig nicht vollständig, sondern nur teilweise erreicht. Was bedeutet dies für die Beurteilung der Effizienz? In der Praxis bleibt häufig nur, die Ziele recht weich mit „so viel wie möglich“ und „so wenig wie möglich“ zu definieren.

Hinweis: Sie können das Gremium nicht umkrempeln

Effizienz hat immer sowohl die Perspektive des gesamten Betriebsrats als auch die des einzelnen Mitglieds im Blick. Oft müssen Sie die Verhältnisse im Betriebsrat als gegeben hinnehmen und unter diesen Rahmenbedingungen als Einzelner versuchen, effizient zu arbeiten.

Allgemein anerkannte Effizienzkriterien

Tatsächlich wird man als Betriebsrat, aber auch als einzelnes Gremiumsmitglied, nicht umhinkommen, sich selbst Kriterien für Effizienz zu setzen. Dies bedeutet nicht, dass die Kriterien beliebig sein dürfen. Vielmehr sollten sie messbar und nachvollziehbar sein:

  • Es bleiben möglichst wenige Ressourcen ungenutzt. So sollen einzelne Mitglieder nicht unbeschäftigt sein, wenn gleichzeitig viel zu tun ist. Das wäre Verschwendung.
  • Es sollen möglichst wenig Fehler gemacht und vor allem keine Fehler wiederholt werden.
  • Es soll nicht an Zielen gearbeitet werden, die unerreichbar sind.
  • Die Themen, an denen ein Betriebsrat arbeitet, sollen grundsätzlich nach den Kriterien „wichtig“ und „dringend“ ausgewählt werden.

Diese Effizienzkriterien sind meist allgemein akzeptiert und werden oft praktiziert.

Individuelle Kriterien entwickeln

Es gibt auch Kriterien, die aus individuellen Problemstellungen Ihres Betriebsrats, der Belegschaft oder des Verhältnisses zum Arbeitgeber entstehen. Für den einen Betriebsrat sind diese Kriterien sehr wichtig, für andere dagegen uninteressant. Beispiele dafür sind:

  • Fehler bei Betriebsratsbeschlüssen minimieren (weil dies in der Vergangenheit häufiger vorgekommen ist)
  • Den Überblick über Aufgaben und Ereignisse behalten (wenn es im Betrieb „drunter und drüber“ geht)
  • Die Zahl der Sitzungen erhöhen oder reduzieren.
  • Möglichst vollständige Teilnahme der Mitglieder an Sitzungen
  • Kürzere oder längere Sitzungen
  • Zuverlässige und verbindliche Kommunikation (E-Mail- und WhatsApp-Verteiler): Hier geht es z. B. darum, dass alle zeitnah die Nachrichten lesen oder Termine in einer klaren und zeitsparenden Art und Weise vereinbart werden.
  • Manche individuellen Kriterien beziehen sich auf aktuelle Ereignisse, wie z. B. die Schließung von Betriebsteilen (Anzahl der Kündigungen minimieren).

Bewertungsraster: Betriebsversammlung organisieren

Betriebsrat Themen

 

Bewertungsraster erstellen

Natürlich ist es erstrebenswert, dass sich ein Betriebsrat die Zeit nimmt, sich Ziele und Effizienzkriterien zu überlegen, und damit im Sinne einer Soll-Ist-Steuerung arbeitet:

  • Wo sollten wir stehen?
  • Wo stehen wir?
  • Worin besteht die Lücke?
  • Wie können wir die Lücke schließen?

Nur wenigen Betriebsräten gelingt eine solche Vorgehensweise. Aber jedes einzelne Betriebsratsmitglied kann diese Effizienzkriterien für sich selbst entwickeln und damit die eigene Arbeit steuern und bewerten. Auch die Arbeit anderer lässt sich dadurch einigermaßen objektiv einschätzen, weil  man über ein zuverlässiges, Bewertungsraster verfügt.

Merkmale von Ineffizienz im Betriebsrat

  • Dauerhafte Arbeitsüberlastung
  • Ständige Zeitnot
  • Mangelnde Übersicht über Aufgaben
  • Schier endlose Debatten ohne Beschlüsse
  • Wesentliche Wissenslücken
  • Mangelhafte Information durch den Arbeitgeber
  • Mangelnde Zusammenarbeit von Gremien und Ausschüssen
  • Resignation einzelner Mitglieder
  • Vielredner, die nicht eingebunden werden
  • Einzelkämpfertum und Gruppenbildung
  • Kein Agieren, nur Reagieren auf den Arbeitgeber
  • Aufwendige Vorbereitung von Terminen und Veranstaltungen, die dann nicht oder in völlig anderer Weise stattfinden
  • Dauerhafte Konflikte mit dem Arbeitgeber oder innerhalb des Betriebsrats

Was ist jeweils wichtig?

Nicht alles ist bei jeder Aufgabe und in jeder Situation gleich wichtig. Auch bildet das Bewertungsraster nur eine Hilfestellung zur Orientierung – die Kriterien sind nicht in Stein gemeißelt. Vielmehr sollen sie helfen, die Aufmerksamkeit auf die wirklich wichtigen Dinge zu lenken und möglichst keine Aspekte zu vergessen. Um das zu erreichen, ist häufig die engpasskonzentrierte Vorgehensweise sinnvoll:

  • Was brauchen wir, damit die Aufgabe gelingen kann (Zeit, Räume, Geld, Teilnehmer, IT-Zugriff, Know-how, Reservierungen, Genehmigungen, Absprachen)?
  • Was davon ist reichlich vorhanden bzw. kann problemlos beschafft werden?
  • Was ist knapp und muss immer beobachtet werden, ob etwas davon fehlt?
  • Was fehlt und muss beschafft werden?

Diese Fokussierung auf die Engpässe hilft auch bei der Bewertung eines Projekts zu Beginn: Ist es überhaupt machbar bzw. ist es zu den gedachten Rahmenbedingungen machbar?

 

Autor*in: Martin Buttenmüller (ist Journalist und Chefredakteur des Fachmagazins Betriebsrat INTERN.)