05.02.2021

Deutschland unter Top-10 der automatisierten Länder

Digitalisierung – nur für White-Collar-Jobs? Von wegen. Selbst Stahlköche können demnächst zu Hause bleiben, ihren Job erledigen dann Roboter. Zumal in Deutschland, Heimatland von Roboter-Pionier Kuka in Augsburg, ist die Roboterdichte weltweit mit führend.

Deutschland automatisiert

Deutschland führender Roboter-Markt in Europa

Deutschland ist der mit Abstand größte Industrie-Roboter-Markt in Europa. 38 Prozent des gesamten europäischen Bestands setzen Fabriken zwischen Flensburg und Füssen, Stettin und Straßburg ein. Die Roboterdichte in der deutschen Automobilindustrie zählt zu den größten weltweit, meldet die Internationale Robotervereinigung (International Federation of Robotics, IFR).

Gleichzeitig stieg demnach die Zahl der Beschäftigten in der Autobranche kontinuierlich an – von 720.000 Mitarbeitern im Jahre 2010 auf zuletzt 850.000 Beschäftigte im Jahre 2019. Mit 346 Robotereinheiten auf 10.000 Arbeitnehmer liegt Deutschland auf Rang fünf der Welthitliste.

Weltweite Roboterdichte im produzierenden Gewerbe

Die Roboterdichte errechnet sich aus der Anzahl an Industrie-Robotern im operativen Bestand in Relation zu den Beschäftigten. Diese Kennzahl macht es möglich, unterschiedlich große Nationen im weltweiten Automatisierungsrennen miteinander zu vergleichen. Weltweit habe die Roboterdichte im produzierenden Gewerbe mit durchschnittlich 113 Industrie-Robotern auf 10.000 Mitarbeiter einen neuen Höchststand erreicht. Über die am stärksten automatisierte Fertigung verfügen den Angaben zufolge die Regionen:

  • Westeuropa mit 225 Einheiten
  • Skandinavien mit 204 Einheiten
  • Nordamerika mit 153 Einheiten
  • Südostasien mit 119 Einheiten.

Die Top-10-Länder mit automatisierter Produktion nach Einheiten Industrie-Roboter pro 10.000 Arbeitnehmer sind:

  1. Singapur: 918 Einheiten Industrie-Roboter
  2. Südkorea: 868
  3. China mit Taiwan und Hongkong: 663 Einheiten
  4. Japan: 364 Roboter
  5. Deutschland: 346 Einheiten
  6. Schweden: 274 Einheiten
  7. Dänemark: 243 Einheiten
  8. Hong Kong: 242 Einheiten
  9. Taiwan: 234
  10. USA: 228 Einheiten

Wichtigster Akteur in Singapur ist die Elektronikindustrie mit einem Anteil von 75 Prozent des operativen Bestands. Hier werden Industrie-Roboter insbesondere bei der Herstellung von Halbleitern und Computerperipheriegeräten eingesetzt. Südkorea  ist mit Firmen wie Samsung und LG marktführend bei der Produktion von LCDs und Speicherchips. Darüber hinaus ist das Land ein wichtiger Produktionsstandort der Automobilindustrie und für die Herstellung von Batterien für Elektroautos.

Dynamischer Anstieg der Roboterdichte in China

Die Roboterdichte in China steigt im produzierenden Gewerbe dynamisch an. Neben der Automobilfertigung ist China auch ein wichtiger Hersteller von elektronischen Geräten, Batterien, Halbleitern und Mikrochips.

Japan  ist der weltweit größte Hersteller von Industrie-Robotern. Hier werden auch Roboter von Robotern hergestellt. 47 Prozent der weltweiten Industrie-Roboter-Produktion ist Made in Japan. Die Elektro- und Elektronikindustrie kommt in Japan auf einen Anteil von 34 Prozent, die Automobilindustrie auf 32 Prozent und die Metall- und Maschinenbauindustrie auf 13 Prozent des operativen Bestands.

In Schweden entfällt auf die metallverarbeitende Industrie ein Marktanteil von 35 Prozent. 35 Prozent des operativen Bestands an Industrie-Robotern werden in der Automobilfertigung eingesetzt. In den USA erreichten die Produktionszahlen von Autos und leichten Nutzfahrzeugen das zweitgrößte Produktionsvolumen weltweit. Ebenso wie der größte Automarkt China zählen die USA als besonders wettbewerbsintensiver Standort für die internationale Automobilindustrie.

Roboter für KMU interessanter machen

Kleineren Firmen und Handwerksbetrieben könnte der Einsatz von Robotern künftig leichter fallen. Ein aktuelles Forschungsprojekt soll einem Bericht der VDI Nachrichten zufolge dazu beispielsweise in Form einer offenen Plattform für Serviceroboter weitergeführt werden. Zudem möchte ein neuer Verband die Sicherheitsbewertung der erstellten Lösungen in der Praxis vereinfachen. Davon könnten insbesondere Anwender und Start-ups profitieren.

So hat sich dem Bericht zufolge zum Jahreswechsel 2020/2021 der Deutsche Robotik Verband gegründet. Er habe es sich zur Aufgabe gemacht, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) positive Einstiegserfahrungen zu vermitteln. Aus dem Forschungsprojekt Servicerobotik-Netzwerk (SeRoNet) soll eine Onlineplattform entstehen, die eine nahtlose Zusammenarbeit von Anwendern, Systemdienstleistern und Komponentenherstellern ermöglicht.

Robot-one entwickelt SeRoNet

Mit „robot.one“ entwickeln überdies elf Partner aus Forschung und Industrie im Konsortialprojekt „SeRoNet“ ein Ökosystem für die Entwicklung von Roboterlösungen. Mit dem von SeRoNet-Mitarbeitern gegründeten Start-up Toolify Robotics habe man einen Partner für den langfristigen Betrieb der Plattform über das Projektende 2021 hinaus gewonnen. Die notwendigen technischen Grundlagen hatte das vom Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) geleitete Projekt bis Anfang 2020 gelegt. SeRoNet wird im Rahmen des Technologieprogramms PAiCE vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.

Autor*in: Friedrich Oehlerking (Freier Journalist und Experte für Einkauf, Logistik und Transport)