02.11.2022

Fehlerfreie Bauwerksabdichtung – Haftungsrisiken und Folgekosten vermeiden

Mängel an Bauwerksabdichtungen erweisen sich als besonders schadensträchtig und gehören zu den größten Kostentreibern beim Bauen. Bauwerke müssen daher nach den neuesten Anforderungen korrekt abgedichtet werden. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Folgeschäden vermeiden können.

Bauwerksabdichtung

Die Bauwerksabdichtung verhindert, dass Bauteile feucht werden und Folgeschäden entstehen. Durch fehlerhafte Abdichtungen können Mängel wie Schimmelbildung, Korrosion und Abplatzungen am Putz entstehen. Die Folge sind hohe Kosten.

Bauwerksabdichtung planen

Fachbetriebe sind verantwortlich für verschiedene Abdichtungsarbeiten von der Bodenplatte bis zum Dach eines Gebäudes. Da die Belastungen und Anwendungsbereiche sich stark unterscheiden, müssen Facharbeiter auf unterschiedliche Weisen vorgehen.

Die zuständigen Normen DIN 18531 – 18534, an die sich die Fachbetriebe halten müssen, legen dies genau fest (s. Tabelle unten). Eine fachgerechte Planung und Ausführung vermeidet Nutzungseinschränkungen für Bauherren sowie Haftungsrisiken für Architekten, Ingenieure und ausführende Fachfirmen.

Anwendungsbereiche der Bauwerksabdichtung

Bauschäden an Bauwerksabdichtungen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Eine der Ursachen hierfür sind die in den letzten Jahrzehnten steigenden Anforderungen an Kellerräume. Früher wurden Keller überwiegend als unbeheizte Lagerräume genutzt. Heutzutage werden Kellerräume oft als Fitnessraum, Partykeller, Hobbyraum, Sauna- oder Arbeitsbereich verwendet.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Anwendungsmöglichkeiten ist die Flachdachabdichtung. Flachdächer müssen aufgrund von Schäden durch nicht drückendes Wasser wie z.B. Regen abgedichtet werden.

Weitere Anwendungsbereiche von Bauwerksabdichtungen:

  • Schwimmbäder
  • Tunnel
  • Brücken
  • Verkehrsflächen
  • Tiefgeschosse
  • Kellerwände
  • Sanitärräume

Die Anwendungsbereiche müssen besonderen Belastungen standhalten. Daher ist eine fachgerechte Ausführung der Abdichtungsarbeiten unerlässlich.

Erdberührte Bauwerksabdichtung

Am anfälligsten für Schäden einer erdberührten Bauwerksabdichtung sind Wände und Bodenflächen.

Bauschäden sind überwiegend mit Planungs- und Ausführungsfehlern verbunden. Dies führt zu Haftungsrisiken und im weiteren Verlauf zu kostspieligen Sanierungen sowie Nutzungseinschränkungen. Ein strukturiertes Mängelmanagement erleichtert hierbei die Dokumentation und Bearbeitung der entstandenen Schäden. Für erdberührte Bauteile gibt es verschiedene Abdichtungsarten:

Weiße Wanne

Die langlebigste Variante ist die weiße Wanne aus WU-Beton (hält ca. 80 Jahre). Dies ist ein nahezu wasserundurchlässiger Beton mit dichtem Gefüge, sodass begrenzt Flüssigkeit eindringen kann. Geregelt werden die Anforderungen durch die WU-Richtlinie vom Deutschen Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb). Dies ist die unkomplizierteste Abdichtungsart, da hierbei keine weitere Abdichtungsschicht benötigt wird.

Schwarze Wanne

Bestehen die Bauteile aus keinem wasserdichten Material, so wird eine umlaufende, druckwasserdichte Abdichtung verwendet, die sogenannte schwarze Wanne oder bituminöse Abdichtung. Oftmals wurde die Maßnahme bei älteren Kellerabdichtungen angewendet. Die Abdichtung soll Schutz vor Grund-, Hoch- und Stauwasser bieten. Bei einer schwarzen Wanne wird eine vollflächige Abdichtungshaut angebracht (DIN 18533), die weniger langlebig ist als WU-Beton (ca. 30 Jahre).

Braune Wanne

Bei ausschließlich unterirdischen Bauteilen kann eine braune Wanne eingesetzt werden. Grund dafür ist der Druck, dem die Materialien ausgesetzt sind. Diese Abdichtung wird erdseitig auf WU-Betonkonstruktionen aufgebracht und besteht aus Ton mit einer hohen Quellfähigkeit.

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Wasserbelastung

Bei der erdberührten Bauwerksabdichtung (DIN 18533) unterscheidet man zwischen zwei Wasserbelastungen: dem drückenden und dem nicht drückenden Wasser.

Nicht drückendes Wasser ist neben der im Erdboden vorhandenen Bodenfeuchte (bspw. Saugwasser, Haftwasser oder Kapillarwasser) jede Form von Oberflächen- und Sickerwasser (z.B. Regen). Hier entsteht entweder kein oder nur ein geringer Druck auf die Abdichtung.

Im Gegensatz dazu übt drückendes Wasser eine deutlich erhöhte gleichmäßige Belastung auf die Abdichtung des Bauwerks aus (z.B. Grundwasser, Hochwasser, Stauwasser oder Quellwasser). Wichtig für die Anwendung der erdberührten Bauwerksabdichtung ist die Wassereinwirkung. Sie wird in vier Klassen unterteilt:

W1-E – Bodenfeuchte und nicht drückendes Wasser

W2-E – drückendes Wasser

W3-E – nicht drückendes Wasser auf erdüberschüttete Decken

W4-E – Kapillarwasser in und unter erdberührten Decken sowie Spritzwasser am Wandsockel

Zusammenfassung der Normen DIN 18195 und 18531 – 18534

Norm Anwendungen und Vorlagen
DIN 18531

Abdichtung von Dächern, Balkonen, Loggien und Laubengängen

  • Kriterien für die Abdichtung von genutzten und nicht genutzten Dächern, sowie Loggien und Laubengängen werden hier definiert.
  • Gegliedert ist die DIN 18531 in fünf Teile, deren Regelungsgehalt von den Anforderungen, Planungs- und Ausführungsgrundsätzen über die Materialauswahl bis zur Ausführung von Dächern reicht.
DIN 18532

Abdichtung von befahrbaren Verkehrsflächen

  • Unter die Anwendungsbereiche der DIN 18532 fallen Parkdecks von Parkhäusern, Zufahrtsrampen, Spindeln, Parkdächer, außerdem Hofkellerdecken, Durchfahrten, Straßenbrücken, Fußgänger- und Radwegbrücken.
  • Die Norm ist in sechs Teile unterteilt.
  • Die Norm gilt für die Planung, Auswahl, Ausführung und Instandhaltung von Abdichtungen der Verkehrsflächen gegen Wassereinwirkungen.
  • Für den Schutz gegen die Einwirkung von Frost, Salzen und dergleichen müssen andere Regelwerke beachtet werden.
DIN 18533

Abdichtung von erdberührten Bauteilen

  • Die DIN 18533 definiert die Abdichtung der erdberührten Bauteile.
  • Wassereinwirkungsklassen, Rissklassen und Raumnutzungsklassen sind vorgegeben.
  • Anforderungen, Planungs- und Ausführungsgrundsätze sowie die Abdichtung mit bahnförmigen und flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen sind in der Norm geregelt.
DIN 18534

Abdichtung von Innenräumen

  • Die DIN 18534 für die Planung und Abdichtung für gilt Boden- und Wandflächen in Innenräumen.
  • In den Anwendungsbereich fallen wasserbeanspruchte Flächen, z.B. Bäder, Küchen, Duschen, Bodenabläufe sowie Produktionsflächen und gewerblich genutzte Flächen.
  • Gültig ist die Norm für Räume mit einer max. Anstauhöhe von Brauch- und Reinigungswasser von bis zu 10 cm.
  • Unterteilt ist die Norm in sechs Teile.
DIN 18195

Abgelöst durch DIN 18531 – 18534

  • Festgelegt wurde die DIN 18195 im Jahr 1932. Sie wurde 2017 durch die Normenreihe DIN 18531–18534 abgelöst, da sie nicht mit der fortlaufenden technischen Entwicklung mithalten konnte.
  • Die DIN 18195 wurde samt dem Beiblatt zurückgezogen und stellt nun nur noch eine Begriffsnorm dar.

Falsch ausgeführte Bauwerksabdichtungen können zu Mängeln wie Rissen im Mauerwerk und Schimmel an der Kellerwand führen. Die Normen sind ein unabdingbares Muss, das kostspielige Haftungsansprüchen für Planer und die ausführenden Gewerke vermeidet.

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Autor*in: WEKA Redaktion