21.08.2019

Abfallvermeidung im Unternehmen

Abfallvermeidung ist nicht nur ein ökologisches Thema und sollte auch nicht nur unter dem Aspekt der Erfüllung gesetzlicher Vorgaben betrachtet werden. Vielmehr liegt der Reiz bei der Abfallvermeidung für Unternehmen darin, dass jeder Euro, der hier eingespart werden kann, ein Euro mehr an Gewinn ist. Mit anderen Worten: Ein Teil Ihres Gewinns liegt in der Abfalltonne. Doch wie können Sie ihn dort herausholen?

Abfallvermeidung im Unternehmen

Erfolgreiches Abfallmanagement beginnt bei der Abfallvermeidung im Unternehmen – eine Forderung, die sich in Gesetzen und Verordnungen findet wie z.B.

  • um Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG)
  • in der Ökodesign-Richtlinie
  • im Verpackungsgesetz

Denn der beste Abfall im Unternehmen ist der, der gar nicht erst entsteht.

Vermeidet ein Unternehmen, dass bei ihm viele Abfälle anfallen, erfüllt es nicht nur gesetzliche Vorgaben. Denn jeder Cent, der hier eingespart werden kann, lässt sich 1:1 als zusätzlicher Gewinn im Unternehmen verbuchen. Investitionen im Bereich Abfallmanagement können sich also besonders lohnen.

Darüber hinaus bedeutet weniger Abfall, dass Unternehmen weniger Rohstoffe beschaffen müssen und dadurch unabhängiger von schwankenden Rohstoffpreisen werden. Letztlich signalisiert Abfall fast immer Verschwendung und zeigt, dass sich Prozesse noch verbessern lassen.

Abfälle sind Wertstoffe

Vor allem das Controlling sollte einen neuen Blick auf das Thema Abfall gewinnen. Meist sieht es das Thema Abfall unter dem Aspekt der Abfallsorten, der Entsorgungsmengen und der Entsorgungskosten. Entsprechend legt es das Augenmerk auf jene Posten, bei denen große Mengen zu hohen Kosten entsorgt werden müssen.

Der neue Blickwinkel auf das betriebliche Abfallmanagement besteht darin, dass Abfälle zum größten Teil aus werthaltigen Rohstoffen bestehen, die eingekauft wurden und deshalb zu einem Einkaufspreis bewertet werden können.

Viele Unternehmen setzen dazu die Fluss- bzw. Ressourcenkostenrechnung (FKR/RKR) ein. Damit ist es möglich, allen Prozessen Stoff- und Energieströme zuzuordnen und damit entstandene Abfälle zu bewerten.

Optimierungsmaßnahmen können sich so doppelt lohnen: Unternehmen vermeiden Entsorgungskosten und bereiten Wertstoffe für sich wieder auf, die im (vermeintlichen) Abfall zu finden sind. Dieser Ansatz greift jedoch relativ spät ein, nämlich dann, wenn Abfälle bereits entstanden sind.

Abfallvermeidung im Unternehmen als kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP)

Viel zu oft beginnt das betriebliche Abfallmanagement bei der Frage: „Wie gehen wir mit einem gegebenen Volumen von Abfall um?“

Stattdessen sollten sich Abfallmanager fragen, wo betriebliche Abfälle überhaupt erst entstehen. Nach dem Ansatz des produktionsintegrierten Umweltschutzes (PIUS, VDI-Richtlinie 4075) sollen als kontinuierlich sich wiederholender Verbesserungsprozess innerhalb der gegebenen Wirkungsgrenzen die Ein- und Ausgangsströme identifiziert, Kennzahlen ermittelt und das Potenzial für die Abfallvermeidung ermittelt werden. Aus diesem „PIUS-Potenzial“ werden geeignete Maßnahmen abgeleitet, umgesetzt und der Erfolg kontrolliert. So entsteht ein nachhaltiger Prozess, der jeden Abfall hinterfragt und zu minimieren versucht.

So erzielen Sie schnelle Erfolge und fördern die Akzeptanz

Damit Sie die Einführung eines Abfallvermeidungssystems innerbetrieblich durch schnelle Erfolge gegenüber der Unternehmensleitung legitimieren können, sollten Sie, neben dem Aufbau von PIUS, auch schon mit einfachen, nicht oder nur gering investiven Maßnahmen beginnen. Beispiele dafür sind:

  • Reduzieren Sie bei den Prozessen grundsätzlich die Anzahl von Materialien.
  • Minimieren Sie die Lagergrößen und vermeiden Sie dadurch Abfälle durch Ablauf der Haltbarkeitsdaten.
  • Vermeiden Sie „wilde“ Zwischenlager, in denen durch unsachgemäße Behandlung von Materialien Abfälle entstehen können.
  • Achten Sie auf Gebinde und Behälter, deren Inhalte bei jedem Arbeitsgang möglichst vollständig verbraucht werden.
  • Achten Sie auf saubere Arbeitsplätze, um die Entstehung von Abfällen durch Verschmutzung zu verhindern.

Nutzen Sie für die Ermittlung sinnvoller Projekte zur Abfallvermeidung im Unternehmen auch Betriebsvergleiche (Benchmarking), die häufig von Kammern und Verbänden zur Verfügung gestellt werden. Indem Sie die eigenen Kennzahlen mit denen des Branchendurchschnitts vergleichen, lokalisieren Sie mit geringem Aufwand die größten Verbesserungspotenziale in Ihrem Unternehmen.

Für die Realisierung erstellen Sie eine Rangliste mit Projekten. Ganz oben stehen dabei jene, die ein besonders günstiges Verhältnis zwischen Aufwand und Kosten auf der einen und dem Ergebnis auf der anderen Seite aufweisen. Berücksichtigen Sie dabei auch die Umweltwirkung. Hier können Sie gegenüber der Unternehmensleitung auch mit der positiven Resonanz in der Öffentlichkeit und bei Behörden-Entscheidern argumentieren.

Mitarbeiter für das Thema Abfallvermeidung sensibilisieren

Neben der Einbindung der Unternehmensleitung ist es für den Erfolg einer Abfallvermeidungsstrategie wichtig, die Mitarbeiter für die Abfallvermeidung im Unternehmen zu sensibilisieren. Dies geschieht am besten, indem Sie die Mitarbeiter schon bei der Ermittlung von Daten und Informationen einbinden:

  • Dies kann z.B. durch eine Befragung geschehen: Wo beobachten Mitarbeiter Verschwendung und damit die Entstehung von (wertvollen) Abfällen?
  • Zusätzlich können Sie auch ein Vorschlagswesen entwickeln. Damit nutzen Sie das spezifische operative Wissen der Mitarbeiter.
  • Bieten Sie Transparenz und informieren Sie die Mitarbeiter, aus welchen Gründen bestimmte Verbesserungen durchgeführt werden und andere Projekte erst später geplant sind. Wenn die Mitarbeiter den Sinn eines Projekts verstehen, führen sie es auch motivierter und zielorientierter durch.

Neben der Sensibilisierung geht es aber auch darum zu zeigen, dass für die Unternehmensleitung die Vermeidung von Abfall und Verschwendung ein wichtiges Unternehmensziel ist:

  • Vermitteln Sie in Schulungen und Workshops Know-how und Fachwissen, damit die Mitarbeiter in der Lage sind, verschwendungsminimierend zu arbeiten.
  • Geben Sie Ziele vor, die die Mitarbeiter bzw. Abteilungen erreichen sollen.
  • Zeigen Sie im Rahmen des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses die Fortschritte auf.
  • Legen Sie in Betriebsanweisungen fest, wie die korrekte, nämlich verschwendungsminimierende Vorgehensweise bei einzelnen Tätigkeiten ist.

Betten Sie das Thema Abfallvermeidung immer auch in „verwandte“ Themen wie z.B. in die Optimierung der Abläufe im betrieblichen Abfallmanagement, in die rechtlichen Umweltschutzvorgaben oder auch in die Fragen des Arbeits-und Gesundheitsschutzes mit ein.

Autor*in: WEKA Redaktion