19.01.2023

DIN VDE 0100-443: Worauf Sie jetzt achten müssen

Die DIN VDE 0100-443 regelt, wann der Überspannungsschutz einzubauen ist. In der DIN VDE 0100-534 steht, wie und welche Schutzmaßnahmen vorzusehen sind. Hier erfahren Sie mehr!

Die DIN VDE 0100-443 gilt für Niederspannungsanlagen und regelt den Überspannungsschutz

Überspannungsschutz verpflichtend für private Wohnbauten und kleinere Gewerbebauten

Jeder Elektrofachkraft ist bewusst, dass Blitzeinschläge und das Schalten großer Stromverbraucher Überspannungen erzeugen können. Diese Überspannungen führen nicht selten in Niederspannungsanlagen zu gravierenden Schäden an elektrischen Geräten. Außerdem werden immer mehr empfindliche Steuer- und Kommunikationseinrichtungen verwendet, die einen Überspannungsschutz erfordern. Um Schäden durch Überspannungen zu vermeiden und in diesem Bereich für Elektrosicherheit zu sorgen, gibt es die Normen DIN VDE 0100-443 und DIN VDE 0100-534. In diesen sind die technischen Standards zum Überspannungsschutz festgelegt.

Amtliche Titel der beiden Normen zum Überspannungsschutz

  • DIN VDE 0100-443 (VDE 0100 Teil 443):2016-10 „Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 4-44: Schutzmaßnahmen – Schutz bei Störspannungen und elektromagnetischen Störgrößen – Abschnitt 443: Schutz bei transienten Überspannungen infolge atmosphärischer Einflüsse oder von Schaltvorgängen“
  • DIN VDE 0100-534 (VDE 0100 Teil 534):2016-10 „Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 5-53: Auswahl und Errichtung elektrischer Betriebsmittel – Trennen, Schalten und Steuern – Abschnitt 534: Überspannungs-Schutzeinrichtungen (SPDs)“

Kurzübersicht DIN VDE 0100-443

Laut VDE thematisiert die DIN VDE 0100-443:2016-10 den Schutz von elektrischen Anlagen bei transienten Überspannungen infolge atmosphärischer Einflüsse, die über das Stromversorgungsnetz übertragen werden, inklusive direkter Blitzeinschläge in die Versorgungsleitungen und transiente Überspannungen infolge von Schaltvorgängen.

Das ist zu beachten

Gegenüber der früheren Fassung wurden Aufbau und Gliederung überarbeitet, Verweisungen und Terminologie angepasst. Außerdem wurden neue Vorgaben zur Beherrschung von Überspannungen durch Überspannungs-Schutzeinrichtungen (SPDs) aufgestellt. Hier einige der wesentlichen Änderungen:

  • Überspannung-Schutzeinrichtungen (ÜSE) werden jetzt mit dem aus dem Englischen von „Surge Protective Device“ abgeleiteten Akronym „SPD“ bezeichnet. Die vollständige Bezeichnung lautet „Überspannungs-Schutzeinrichtung (SPD)“.
  • Es werden direkte Blitzeinschläge in die Versorgungsleitungen berücksichtigt. Der Schutz bei direkten Blitzeinschlägen in die Versorgungsleitung bedingt den Einbau von Überspannung-Schutzeinrichtungen (SPDs) vom Typ 1.
  • Bauliche Anlagen mit Explosionsrisiko (z.B. petrochemische Anlagen und Chemieanlagen) sind vom Anwendungsbereich der DIN VDE 0100-443 grundsätzlich ausgenommen.
  • Ersatzlose Streichung des Prinzips der systemeigenen Beherrschung von Überspannungen bei Anlagen, die von einem vollständig in Erde verlegten Niederspannungsnetz versorgt werden.
  • Erweiterte bzw. überarbeitete Entscheidungskriterien, wann Überspannung-Schutzeinrichtungen (SPDs) in einer Anlage installiert werden müssen.
  • Aufnahme einer neuen, vereinfachten Risikoanalyse nach DIN EN 62305-2 (VDE 0185-305-2): Als Entscheidungskriterium für die Installation von Überspannung-Schutzeinrichtungen (SPDs) wird der errechnete Risikolevel (CRL) neu eingeführt.
  • Erweiterte Übersicht für die geforderten Bemessungs-Stoßspannungen von Betriebsmitteln für die Überspannungskategorien I bis IV um DC-Systeme bis 1.500 V.

Kurzübersicht DIN VDE 0100-534

Die Norm enthält Anforderungen an die Auswahl und Errichtung von Überspannungs-Schutzeinrichtungen in elektrischen Anlagen von Gebäuden.

Das sind die wesentlichen Änderungen gegenüber der früheren Fassung von 2009:

  • Zur Vereinheitlichung werden Überspannungs-Schutzeinrichtungen mit dem aus dem Englischen von „Surge Protective Device“ abgeleiteten Akronym „SPD“ bezeichnet.
  • Neu beschrieben werden die Anforderungen zum Schutz bei Überspannungen. Es wird dabei unterschieden zwischen Schutz bei Gleichtaktstörungen und Gegentaktstörungen.
  • Die Auswahl der Überspannungs-Schutzeinrichtungen im Hinblick auf den ausgewiesenen Schutzpegel Up in Übereinstimmung mit der Bemessungsstoßspannung der zu schützenden Betriebsmittel ist neu festgelegt.
  • Nicht mehr enthalten sind Auswahlkriterien von Überspannungs-Schutzeinrichtungen im Hinblick auf temporäre Überspannungen (TOVs). Diese Anforderungen werden zwischenzeitlich verbindlich in der Produktnorm von Überspannungs-Schutzeinrichtungen (SPDs) abgedeckt.
  • Die Vorgaben bezüglich des Mindestableitvermögens von Überspannungs-Schutzeinrichtungen wurden überarbeitet.
  • Neu festgelegt sind die Anforderungen an den Schutz von Überspannungs-Schutzeinrichtungen bei Überstrom.
  • Neue Anforderungen wurden formuliert an die Selektivität zwischen Überstrom-Schutzeinrichtungen und zur Stoßstromfestigkeit von vorgeschalteten Installationseinrichtungen.
  • Neue Vorgaben zum Anschluss von Überspannungs-Schutzeinrichtungen an die Niederspannungsanlage sind enthalten.
  • Aufnahme eines neuen Abschnitts mit Vorgaben zum wirksamen Schutzbereich von Überspannungs-Schutzeinrichtungen, Festlegung des Abstands zwischen Überspannungs-Schutzeinrichtung und zu schützendem Betriebsmittel
  • Neue Festlegungen zum notwendigen Querschnitt der Anschlussleitungen für Überspannungs-Schutzeinrichtungen
  • Neue Kennzeichnungen von Überspannungs-Schutzeinrichtungen wurden formuliert.

Anforderungen der Norm

Es werden Anforderungen für Überspannungs-Schutzeinrichtungen in elektrischen Anlagen von Gebäuden formuliert, um eine Begrenzung von transienten Überspannungen sicherzustellen. Diese Überspannungen können sowohl atmosphärischen Ursprungs sein (und werden dann über das Versorgungssystem übertragen) als auch von Schaltüberspannungen herrühren.

Auch Überspannungs-Schutzeinrichtungen zum Schutz bei transienten Überspannungen, die durch direkte Blitzeinschläge oder durch Blitzeinschläge in der unmittelbaren Umgebung eines durch ein Blitzschutzsystem geschützten Gebäudes verursacht werden, sind durch diese Norm angesprochen.

Inhalte der Norm in Bezug auf Errichtung von Überspannungs-Schutzeinrichtungen (SPDs)

  • SPDs müssen so nah wie möglich am Speisepunkt der elektrischen Anlage errichtet werden.
  • Zum Schutz indirekter Blitzeinwirkungen und Schaltüberspannungen ist mindestens eine SPD vom Typ 2 zu verwenden.
  • In baulichen Anlagen mit Blitzschutz ist der Typ 1 gefordert.
  • Zusätzliche SPDs vom Typ 2 oder Typ 3 können für einen ausreichenden Schutz der elektrischen Anlage notwendig sein.
  • Um empfindliche Betriebsmittel zu schützen, können zusätzliche SPDs notwendig sein.
  • Der Schutz gegen transiente Überspannungen ist zwischen aktiven Leitern und Erde oder zwischen den aktiven Leitern bereitzustellen.

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Autor*in: Ernst Schneider