11.03.2020

Studie des BME: Einkäufer erzielen hohe Gehälter

Wie viel verdient eigentlich ein Einkäufer? Der BME und die Uni Mannheim wollten es genauer wissen. Sie fragten über 600 Einkäufer – und siehe da: Einkäufer stehen sich unterm Strich gar nicht schlecht. Brutto kommen sie im Mittel, dem Median, fast an 70.000 Euro pro Jahr heran.

Einkäufer Gehälter

Brutto-Grundgehalt von 67.600 Euro

67.600 Euro – auf diesen Bruttoverdienst bringen Einkäufer in Deutschland im Median ihr Brutto-Grundgehalt pro Jahr. Median bedeutet, dass 50 Prozent mehr und 50 Prozent weniger verdienen. Das ergibt sich aus einer aktuellen Studie zu den Gehälter im Einkauf, die soeben BME-JobSource, das Jobportal für Einkauf und Supply Chain, und der Stiftungslehrstuhl für Procurement an der Universität Mannheim vorlegen. Wie die Verfasser in einer Pressemitteilung schreiben, ist dies eine der umfassendsten unabhängigen Einkaufs-Gehaltsumfragen, die bislang in Deutschland durchgeführt wurden.

Mehr Gehalt aufgrund von zusätzlichen Gehaltsbausteinen

Männer verdienen demnach im Schnitt 70.000 Euro, Frauen etwa 54.540 Euro. Hinzukommen können zusätzliche Gehaltsbausteine kommen wie:

  • Sonderzahlungen,
  • betriebliche Altersversorgung,
  • Jobtickets,
  • Essenszuschüsse,
  • Boni,
  • Provisionen.

Durch sie steige der Median um 11,7 Prozent auf 75.500 Euro, bei Männern auf 80.000 Euro, bei Frauen auf 59.180 Euro. Die Umfrage fand im Zeitraum Ende Oktober bis Ende Dezember 2019 statt. Befragt wurden dafür insgesamt 638 Personen mit einer durchschnittlichen Berufserfahrung im Einkauf von 12,5 Jahren. Hierbei hätten sie gut acht Jahre davon im aktuellen Unternehmen verbracht.

„Ziel der Umfrage war es, einen aktuellen Überblick über die Gehaltssituation im Einkauf über Branchengrenzen hinweg zu bekommen“, sagt Alina Tillmann, Leiterin Services Personal und Karriere des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME).

Branchenvergleich, Größenvergleich, Regionsvergleich

Die Studie wirft einen Blick auf die Gehälter in unterschiedlichen Branchen. Am besten zahlen demnach ihre Einkäufer Firmen der Branchen Nahrungsmittel/Getränke, Logistik/Verkehr und Chemie. Automobilindustrie und Pharmaindustrie zahlen demgegenüber geringere Gehälter. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Branchen nicht allzu groß, wie Professor Christoph Bode, Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Procurement an der Universität Mannheim und Leiter der Studie hervorhebt.

„Die Gehälter im Einkauf geben quer über alle Branchen ein relativ homogenes Bild ab“, so der Wissenschaftler.

Bestätigt in den Ergebnissen hätten sich allerdings die zu erwartenden Gehaltsunterschiede bei der Unternehmensgröße und bei den Regionen. Große Betriebe zahlen demnach tendenziell höhere Gehälter als kleine. Einkäufer im Süden und Südwesten Deutschlands weisen die höchsten Mediangehälter auf.

Mehr Zusatzqualifikation zahlt sich aus

Einkäufer mit niedrigeren Bildungsabschlüssen profitieren, wenn sie sich Zusatzqualifikationen aneignen. Interessante Zusammenhänge offenbaren die Ergebnisse zwischen der Qualifikation der Einkäufer und dem Gehalt. Höhere Bildungsabschlüsse zahlen sich aus. Ein Einkäufer mit Berufsausbildung verdient laut der Umfrage im Mittel 64.200 Euro, einer mit Master-Abschluss einer Fachhochschule 82.800 Euro.

Zusatzqualifikationen, die im Berufsleben erworben werden, wirken sich überdies ebenfalls positiv auf das Gesamtgehalt aus. Gehaltserhöhungen zwischen sieben und 15 Prozent sind laut Studie dadurch schon drin.

„Allerdings profitieren Einkäufer mit niedrigeren Bildungsabschlüssen finanziell deutlich stärker von Zusatzqualifikationen als jene mit höheren“, kommentiert Bode.
Neben einer fachlichen Zusatzqualifikation rät der Forscher Einkäufern unter Gehaltsgesichtspunkten außerdem zu Auslandsaufenthalten. Faustformel: Wer fünf Jahre im Ausland gearbeitet hat, darf ein Drittel mehr auf dem Gehaltszettel erwarten.

Einkauf im erweiterten Spitzenfeld

Im Vergleich mit anderen Unternehmensfunktionen brauche sich der Einkauf gehaltsmäßig nicht zu verstecken. Einkauf, Materialwirtschaft und Logistik liegen bei den Gehältern im erweiterten Spitzenfeld. Mehr als die Supply Manager verdienen nur Geschäftsführer und Unternehmensentwickler, Mediziner sowie Vertriebler. Das zeige ein Vergleich mit anderen veröffentlichten Gehaltsstudien.

„Der Einkauf kann neben der fachlichen Attraktivität im finanziellen Vergleich zu etablierten Berufsgruppen mehr als bestehen. Dies spiegelt die zunehmende Dynamik im Berufsbild und im Stellenmarkt auf BME-JobSource wider“, so Tillmann.

Für die Zukunft gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Gehälter im Procurement weiterhin attraktiv bleiben. Der Einkauf befinde sich in einer Transformationsphase.

Bode: „Wenn die Aufgaben immer strategischer werden und immer mehr Kompetenzen gefordert werden, sind auch in Zukunft steigende Gehälter zu erwarten.“

Autor*in: Friedrich Oehlerking (Freier Journalist und Experte für Einkauf, Logistik und Transport)