29.04.2022

Pharma-Transport mit aktiver Temperaturführung

Schnupfenspray in der Apotheke? Müssen wir bestellen. Gegen Mittag sei es da: untemperiert, passiv gekühlt, per Paketdienst. Kann es das sein? Pharma-Transportunternehmen wie Trans-o-flex und Thermo King bieten neue Lösung des Problems Haus-zu-Haus und auf der Langstrecke an.

Pharma-Transport Temperaturführung

Aktiv temperaturgeführter Arneiversand

Untemperierter oder nur passiv gekühlter Versand mit einem normalen Paketdienst – das ist vielen Apotheken und Versandapotheken im Hinblick auf die Wirksamkeit der Arzneimittel zu unsicher. Immer mehr Anfragen erreichten Wolfgang P. Albeck, Vorsitzender der Geschäftsführung von trans-o-flex. Der auf Transporte für sensible Güter, vor allem im Bereich Pharma und Gesundheit, spezialisierte Expressdienst bietet ab sofort den Service B2C Pharma. Das Unternehmen hat diesen Dienst für den aktiv temperaturgeführten Versand von Arzneimitteln an Endkunden entwickeln lassen. Damit sollen Kunden die aktiv temperaturgeführten Dienstleistungen jetzt für den Versand an Endkunden nutzen.

Serviceerweiterung absichtlich jetzt

Den Zeitpunkt für die Serviceerweiterung habe das Unternehmen mit Vorbedacht gewählt. „Der Versandhandel von Arzneimitteln hat sich in der Corona-Pandemie deutlich verstärkt und dieser Trend scheint unumkehrbar“, so Albeck. „Deshalb war es an der Zeit, auch im Raumtemperaturbereich, in dem die Masse der Arzneimittel transportiert wird, eine sichere Transportalternative für Privatzustellungen anzubieten.“ Der Service ist nicht auf bestimmte Regionen begrenzt, sondern bundesweit innerhalb von 24 Stunden verfügbar. Ein Temperaturlebenslauf, bei dem sich auch der Empfänger die Temperatur seiner Sendung während des gesamten Transports anzeigen lassen kann, gehöre zum Angebot.

Healthcare, Kosmetik, Consumer Electronics

Die Kernkompetenz von trans-o-flex sind Logistiklösungen für die Branchen Healthcare, Kosmetik, Consumer Electronics sowie für andere hochwertige, sensible Güter. Die Transportnetze des Unternehmens befördern den Angaben zufolge Waren:

  • bei 15 bis 25 Grad Celsius oder
  • bei zwei bis acht Grad Celsius
  • aktiv temperiert und
  • dokumentiert
  • nach den EU-Regeln GDP für den Pharmatransport
  • flächendeckend
  • in Deutschland und Österreich.

Geltungsbereich von Arzneimittelgesetz und GDP

Für Arzneimittel gelten neben dem Arzneimittelgesetz die ordnungsgemäße und sichere Arzneimittelversorgung von Mensch und Tier besondere EU-Bestimmungen guter Vertriebspraxis (Good Distribution Practice, GDP) beim Transport. Unter der GDP versteht man laut Bito-Lagertechnik Anforderungen und Maßnahmen zur Kontrolle der Vertriebskette. Sie soll Qualität und Unversehrtheit von Arzneimitteln sicherstellen. Die EU-GDP-Leitlinien richten sich an den Pharmagroßhandel sowie sonstige Beteiligte und verantwortliche Mitarbeiter der Supply Chain, wie z.B.:

  • Qualitätsmanagement,
  • Personal
  • die Betriebsräume und Ausrüstungen,
  • Dokumentation,
  • Betrieb,
  • Arzneimittelrückgaben,
  • Verdacht auf gefälschte Pharmazeutika, Auftragstätigkeiten,
  • Selbstinspektionen,
  • besonderen Vorschriften für Vermittler und
  • Transport der Pharmazeutika.

Die Leitlinien vom 07. März 2013 für die gute Vertriebspraxis von Humanarzneimitteln ist über die Verordnung über den Großhandel und die Arzneimittelvermittlung (Arzneimittelhandelsverordnung, AM-HandelsV) ins deutsche Recht eingegangen.

Die Bito-Lagertechnik Bittmann GmbH ist ein Anbieter innovativer Lagertechnik in Meisenheim (Rheinland-Pfalz). Das Unternehmen entwickelt, fertigt und vermarktet Regal-, Behälter-, Kommissionier- und Transportsysteme für alle Branchen. Als international operierendes Industrieunternehmen mit mittlerweile über 70.000 Kunden rechnet das Unternehmen sich zu den Marktführern in Europa. Seit dem Gründungsjahr 1845 ist sein Firmenstammsitz mit Hauptverwaltung, Entwicklung und Produktion in seiner Heimatregion verankert.

Kooperation mit Eurotemp und Eurodis

International arbeitet trans-o-flex über die Netze Eurotemp (temperaturgeführte Logistik) und Eurodis in 36 Ländern Europas. Im Unterschied zu Paketdiensten und Sammelgutspeditionen stellt trans-o-flex Pakete und Paletten konsolidiert zu. Der Express-Dienst bietet eine Reihe von

  • Express- und Zeitfensterzustellungen,
  • Sonderdienste wie Gefahrguttransporte (ohne Mindermengenregelung),
  • Sendungskonsolidierung und
  • Direktfahrten.

Das Angebot wird ergänzt durch Lagerung, Kommissionierung und individuelle Mehrwertdienste wie Serialisierung und Deserialisierung von Arzneimitteln. Damit deckt das Unternehmen die gesamte Logistikkette von Beschaffung bis Fulfillment ab. Insgesamt 1.954 Mitarbeiter erwirtschafteten 2020 einen Jahresumsatz der trans-o-flex-Gesellschaften von rund 515 Millionen Euro.

Von B2B zu B2C

Mit seinem B2C-Endkundenvertrieb führt trans-o-flex seine Strategie fort, den Service für Zustellungen an Privathaushalte in ausgewählten Bereichen auszubauen. Die meisten Sendungen transportiere man zwischen Firmen (B2B). Seit 2018 habe man verstärkt Lieferungen an Privatadressen als gesondertes Angebot in das Produktportfolio aufgenommen. Jetzt wird dieser Service erweitert. Kunden können bei Privatzustellungen die komplette Palette aktiver Temperaturführung hinzuwählen.

2C-Sendungen im Raumtemperaturbereich

Man sieht sich als Marktführer im Bereich der flächendeckenden Transporte von Sendungen für die Pharma- und Healthcare-Branche und als solcher in der Pflicht, sein Netz auch für 2C-Sendungen im Raumtemperaturbereich zu öffnen, um „mit aktiver Temperaturführung sicherzustellen, dass die Arzneimittelwirksamkeit nicht durch zu hohe oder niedrige Temperaturen auf dem Transportweg gefährdet wird“, so Albeck. Das Unternehmen will 2020 mit rund 153.000 systematischen Messungen der Temperatur im Laderaum untemperierter Lkw nachgewiesen haben, dass es in Deutschland praktisch keine Tage gibt ohne ein erhebliches Risiko, den Temperaturbereich 15 bis 25 Grad Celsius zu unter- oder überschreiten. In diesem Temperaturfenster lassen sich die meisten Medikamente ohne Beeinträchtigung ihrer Wirksamkeit transportieren.

Temperatur im Laderaum nach Außentemperatur

Die Messungen hatten ergeben, dass die Temperatur im Laderaum eines untemperierten Fahrzeugs dem Anstieg der Außentemperaturen im Tagesverlauf ohne nennenswerte zeitliche Verzögerung folgt. Dabei heizt sich der Laderaum aber nicht langsam und parallel zum Anstieg der Außentemperatur auf, sondern die Temperatur im Innenraum steigt teilweise exponentiell zur Außentemperatur an. Schon bei einer Außentemperatur von 16 Grad wurden bei zehn Prozent aller Messungen im Laderaum Temperaturen von mehr als 25 Grad festgestellt. Und bei 23 Grad Außentemperatur wurden auf den Ladeflächen Temperaturen von über 50 Grad gemessen. Zusätzlich wird die Arzneimittelsicherheit durch erhebliche Temperaturschwankungen gefährdet, etwa bei Transporten übers Wochenende oder bei nächtlichen Transporten, auf denen nicht selten Minusgrade in den Laderäumen untemperierter Lkw herrschen.

Echtzeitüberwachung bei Transfesa

Produktverderb und Frachtverlust auf dem Transport stehen auch bei Transfesa Logistics im Fokus. Das Unternehmen will Betriebszeit und Ladungsschutz durch den neuen ThermoKare 24/7 Fleet Monitoring Service von Thermo King verbessern. Der Dienst bietet:

  • Echtzeitüberwachung,
  • Ferndiagnose und
  • Expertenunterstützung.

Thermo King ist eine Marke von Trane Technologies und sieht sich als ein führender Anbieter von Lösungen zur Temperaturkontrolle im Transportwesen. Transfesa ist ein führendes Unternehmen für Tür-zu-Tür-Logistik- und Gütertransportlösungen mit 78 Jahren Erfahrung im Eisenbahnbetrieb. Das Unternehmen bietet eigenen Angaben zufolge seinen Kunden das größte Straßen-, Bahn- und intermodale Haus-zu-Haus-Verkehrsnetz in Europa. In Kooperation mit Euro Pool System umfasst der von Transfesa Logistics durchgeführte CoolRail-Service eine nachhaltige Transportlösung für Frischwaren. Um die spezifischen Anforderungen beim Transport verderblicher Lebensmittel und Getränke zu erfüllen und den Produktverderb zu minimieren, hat Transfesa mit Thermo King zusammengearbeitet.

Kühlcontainerflotte von Transfesa

Die Kühlcontainerflotte von Transfesa ist mit Thermo King SLXi-Kältemaschinen ausgestattet, die an die Anforderungen des intermodalen Transports angepasst sind mit BlueBox- und TracKing-Konnektivitätstechnologie von Thermo King. Sie soll ermöglichen:

  • bessere Sichtbarkeit,
  • Fernüberwachung und
  • Zwei-Wege-Kommunikation.

Diese Konnektivitätsfunktionen ermöglichten es Transfesa, den ThermoKare 24/7 Fleet Monitoring-Service zu implementieren. Diese neue zentrale Überwachungslösung von Thermo King kombiniert Echtzeitüberwachung der Kühlflotte, Ferndiagnose und proaktiven Support rund um die Uhr durch Thermo King-Experten.

Transport sensibler Fracht über große Distanzen

„Wir bei Transfesa wollen die höchsten Temperaturregelungsstandards in unseren Containern sicherstellen und beim Transport sensibler Fracht über große Distanzen kann viel passieren“, sagt Pedro Ramos Vila, Global Account Manager bei Transfesa Logistics. Um sicherzustellen, dass bei jedem Schritt einer langen Reise kein Fehler unbemerkt bleibt und entsprechend gehandhabt wird, habe man diese Verantwortung an Thermo King übergeben. Das ThermoKare 24/7 Fleet Monitoring sei mehr als ein Alarm, der den Flottenmanager über ein Problem mit der Ladung informiert.

„Wir haben die Technologie, das Wissen und die Serviceinfrastruktur kombiniert, um unsere Kunden bei jedem Schritt des Transports ihrer Fracht zu unterstützen,“ so Alain van Schaik, strategischer Key Account Manager bei Thermo King.
Mit ThermoKare 24/7 Fleet Monitoring überwachen ihm zufolge die Experten von Thermo King zentral die Kältemaschinen von Transfesa und die Temperatur in den Containern. „In dringenden Fällen, die die Ladung betreffen können, können sie sofort Maßnahmen ergreifen und das Problem aus der Ferne beheben oder den Kunden über die Situation informieren und eine Lösung in der nächsten Servicestation anbieten“, so van Schaik.

Vila: Ohne Thermo King „wäre Ladung ruiniert“

Überwachung und Kontrolle der Transportbedingungen durch fachkundige Experten gewähre Sicherheit. „So können wir uns auf den übrigen Betrieb konzentrieren können,“ ergänzt Vila. Während der sechs Monate, in denen Transfesa das 24/7 Fleet Monitoring von Thermo King nutze, habe es mindestens drei komplette Ladungen verderblicher Waren gerettet. Vila: „Hätten die Überwachungsteams von Thermo King nicht eingegriffen, wären diese Ladungen ruiniert gewesen.“

Autor*in: Friedrich Oehlerking (Freier Journalist und Experte für Einkauf, Logistik und Transport)