02.02.2023

Elvis stellt neuen Doppelstockauflieger vor

Mehr Stabilität, ein besseres Handling, kürzere Umschlagszeiten und damit mehr Effizienz bei Teilladungstransporten. Das verspricht sich der Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (Elvis) AG von einem neuen Doppelstockauflieger, entwickelt mit Wiese und Krone.

Elvis Doppelstockauflieger

Gemeinschaftsentwicklung von Elvis, Wiese, Krone

Den Planenauflieger namens „Vario Liner“ konzipierten die Entwickler von „Elvis“ und den Nutzfahrzeug-Herstellern Krone und Wiese speziell für den Einsatz im Hub- und Linienverkehr. Auf zwei Ebenen bietet er den Angaben zufolge bis zu 62 Palettenstellplätze. Er ist mit seinem Code XL-zertifiziertem Aufbau auch für ADR-Transporte zugelassen.

Ladungssicherung nach Code XL

Dieser Code dient nach § 22 der Straßenverkehrsordnung (StVO) einer ausreichenden Ladungssicherung bei Baustofftransporten:

  • damit nichts ins Rutschen gerät,
  • nicht bei Vollbremsungen
  • nicht bei Ausweichmanövern.

Zu diesem Zweck

  • verlädt der Fahrer das Transportgut formschlüssig, d.h. die Waren stehen unmittelbar aneinander angrenzend und füllen die Ladefläche aus
  • hat der Lkw idealerweise verstärkte Bordwände.

Die Fachwelt nennt dies Code-XL-Aufbauten nach DIN EN 12642. Selbst bei vollgeladenen Lkw lässt die Formschlüssigkeit nach, wenn die Route über mehrere Anhalte läuft und dabei Güter abgeladen werden. Dann gleicht der Fahrer die Ladungssicherheit gegebenenfalls aus mit:

  • Zurrgurten,
  • Antirutschmatten oder
  • ähnlichen Hilfsmitteln.

Verstärkte Lkw-Aufbauten nach Code XL halten aus:

  • 40 Prozent der Nutzlast auf die beiden Seitenwände,
  • 50 Prozent der Nutzlast auf die Stirnwand
  • 30 Prozent der Nutzlast auf die Rückwand.

Unter der Nutzlast versteht man die Masse der insgesamt möglichen Zuladung, bis das zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeugs erreicht ist.

Ladungssicherung in der DIN EN 12642

Neben verstärkten Bordwänden und Paletten-Anschlagleisten bietet eine Mittelschiene zusätzliche Befestigungspunkte zum Verzurren. Ein lückenloses Beladen des Fahrzeugs allein ist keine Gewähr, dass Waren bei scharfen Brems- oder Ausweichmanövern nicht verrutschen oder sogar von der Ladepritsche auf die Fahrbahn geschleudert werden. Zudem müssen die Laderaumbegrenzungen in Gestalt der Außenwände der Ladefläche ausreichend stabil sein, um den Druckkräften des Ladeguts in Extremsituationen standhalten zu können. Roland Grimm von „BaustoffWissen“: „Dieser Aspekt spielt bei schweren Produkten wie Mauerwerksteinen natürlich eine größere Rolle als bei leichten Dämmstoffen, die für die Bordwandstabilität keine größere Herausforderung darstellen.“

Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen

Anforderungen an die Bordwände von Lkw-Aufbauten regelt die DIN EN 12642 „Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen – Aufbauten an Nutzfahrzeugen – Mindestanforderungen“ für Lastzüge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen. Sie beschreibt folgende Anforderungen:

  • an die Stabilität der vier Bordwände: Seitenwände, Stirn- und Rückwand
  • die dazugehörigen Prüfungen.

Bei Laderaumbegrenzungen unterscheidet sie grundsätzlich:

  • Aufbautyp Code L Pflicht: Standardaufbau mit Mindestanforderungen an Bordwände
  • Aufbautyp Code XL keine Pflicht: verstärkter Aufbau

Die Anforderungen können Hersteller erreichen, indem sie zum Beispiel:

  • besonders stabile Bordwände konstruieren,
  • am Fuß der beiden Seitenwände Anschlagleisten für Paletten montieren und
  • Anhänger gegebenenfalls mit besonders steifen Dachkonstruktionen ausstatten.

Das Vorhandensein von Lkw-Aufbau gemäß den Anforderungen nach Code XL prüfen und zertifizieren in Deutschland jährlich Organisationen wie der Tüv durch Erteilung eines entsprechenden Etikettenaufklebers am Fahrzeug. Der Fahrer führt zudem das Zertifikat als Nachweis zur Ladungssicherung mit. Das Zertifikat bescheinigt:

  • in den Prüfungen nachgewiesenen Aufbaufestigkeiten
  • die Grenzen der nachgewiesenen Wirkung
  • Beladungserlaubnis des Fahrzeugs für welche Ladezustände und unter welchen Voraussetzungen.

Zertifizierung nach Code XL lohnt sich

Tielkemeier plädiert trotz Aufpreis für Aufbauten für Zertifizierung nach Code XL. Die eingesparte Zeit bei der formschlüssigen Ladungssicherung, beim Gewinn an Verkehrssicherheit oder in Form eines besseren Restwertes beim Leasing oder eines höheren Wiederverkaufswertes mache die Investition wett.

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„Wenn man in einen neuen Lkw-Aufbau investiert, sollte man aber schon darauf achten, dass der Aufbau dem Code XL für eine erleichterte Ladungssicherung entspricht“, zitiert „BaustoffWissen“ Steffen Tielkemeier von der Clausing GmbH in Minden. Das Unternehmen ist Spezialhersteller für kundenspezifisch zugeschnittene Lkw-Aufbauten mit Kunden aus der Baustoffbranche. Ein Lkw mit Code-XL-Aufbau biete bei einem moderaten Aufpreis ein erhöhtes Maß an Sicherheit, so Tielkemeier. Code-XL-Fahrzeuge seien in der Lage, formschlüssige Ladungen nur mit der Stabilität ihres Aufbaus zu sichern. Zurrmittel und Antirutschmatten seien hier für die Formschlüssigkeit nicht erforderlich. Ist diese z.B. aufgrund von Teilentladungen nicht gegeben, könnten zusätzliche Sicherungsmaßnahmen unausweichlich werden.

Abhilfe durch verstellbare horizontale Sperrbalken

Abhilfe bei nicht gegebener Formschlüssigkeit bieten zum Beispiel verstellbare horizontale Sperrbalken, mit denen sich ein halb volles Fahrzeug formschlüssig sichern lasse. Dazu ist es notwendig, die Waren hinter den Sicherungsbalken lückenlos zu packen. Flexibel verstellbare Hilfsmitteln ermöglichen rutschsichere Formschlüssigkeit an jeder Stelle im Fahrzeug. Trotzdem ist die Ladungssicherung in vielen Fällen mit Code XL einfacher als bei Fahrzeugen ohne herzustellen, bei denen Sicherungsmittel wie Zurrgurte immer erforderlich sind, auch wenn der Lkw vollständig formschlüssig beladen ist. Tielkemeier: „Mit Code XL zertifizierte Aufbauten lässt sich Zeit in der Ladungssicherung einsparen, und die Verkehrssicherheit wird erhöht.“

Präsentation im Elvis-Hub in Knüllwald

Die Präsentation zum offiziellen Verkaufsstart des neuen Aufliegers fand Mitte Januar 2023 im Elvis-Hub in Knüllwald statt. In dem „Vario Liner“ sehen seine Entwickler die Antwort auf die täglichen Herausforderungen im Hub- und Linienverkehr. Nikolja Grabowski, Vorstand der Elvis AG: „Er fasst nicht nur mehr Ladung als sein Vorgänger, sondern lässt sich überdies auch noch schneller be- und entladen. Das macht ihn wirtschaftlicher und senkt die transportbedingten CO2-Emissionen.“ Der Planenauflieger kann sowohl von den Seiten als auch über die Hecktüren beladen werden. Dieses Konzept verringere den Zeitaufwand zum Be- und Entladen jedweder Ladung auf ein Minimum und sei in Kombination mit dem Doppelstock-System darüber hinaus eine Gewähr für eine niedrige Schadensquote. Eine segmentweise variabel verstellbare zweite Ebene erhöht die Zahl der Palettenstellplätze auf 62. Sie vermeidet zudem ein falsches Stapeln von Waren und Schäden aufgrund zu hoher Druckbelastung.

Höhenverstellung einzelner Ebenenelemente

Die Höhenverstellung der einzelnen Ebenenelemente erfolgt mit Hilfe eines Staplers. Um die Sicherheit jederzeit zu gewährleisten, sind die Segmente mit einer elektronischen Sperre versehen, die ein unbeabsichtigtes Verstellen verhindern. Sie löst man durch Einführen der Staplerzinken in die Zwischenbodentaschen des jeweiligen Ebenensegments. Der Fahrer braucht nicht von Hand einzugreifen, was seine Sicherheit und den Komfort beim Laden erheblich verbessern soll. Die Bedienung sei einfach, eine kurze Einweisung reiche, so die Hersteller. Eugen Friesen, Projektleiter und leitender Konstrukteur der Wiese GmbH & Co. KG: „Die Ausstattung des Trailers als Doppelstock-Variante ist ein entscheidender Faktor zur Verbesserung der Fahrzeugauslastung. So lassen sich beispielsweise palettierte Waren und Langgüter gleichzeitig und sicher transportieren.“

Durch die Platzierung von schweren Gütern auf der unteren und leichteren auf der oberen Ebene lasse sich zudem ein niedriger Schwerpunkt realisieren. Das wirke sich positiv auf die Fahreigenschaften aus und erhöhe die Sicherheit. Um den Ladevorgang bei Langgut auf ein Mindestmaß zu beschränken, ist der Vario Liner darüber hinaus serienmäßig mit einem Hubdach ausgerüstet. Dieses erlaube einen schnelleren Zugang zur oberen Ebene und eine schnellere Sicherung der Ladung.

Vario Liner stabiler als Vorgängermodell

Die zweite Generation des Vario Liners erfüllt laut Angaben mit dem Code XL die strengen Anforderungen an die Ladungssicherung und zeichnet sich überdies durch eine gegenüber dem Vorgängermodell höhere Stabilität aus. Rahmen wie auch Rungen wurden verstärkt. Besonders solide ausgeführte Führungen sollen das Verkanten der Zwischenböden verhindern. Björn Budde, Vertriebsleitung Deutschland des Fahrzeugwerks Bernard Krone GmbH & Co. KG: „Im Ergebnis erzielen wir dadurch einen erheblichen Komfortgewinn und – aufgrund der verbesserten Fahreigenschaften – ein großes Plus an Sicherheit im Straßenverkehr. Durch die hohe Flexibilität in der Beladung, ist es uns gelungen auch in kombinierten Ladungssituationen ein erhebliches Maß an Effizienz und Nachhaltigkeit zu erzielen.“ Der neue Vario Liner kann ab sofort direkt bei Elvis bestellt werden.

Trotz angespanntem Marktumfeld mehr Umsatz bei Krone

Die Krone Gruppe erwirtschaftete trotz angespanntem Marktumfeld im Geschäftsjahr 2021/2022 (01.08.2021 – 31.07.2022) einen Umsatz von rund 2,5 Milliarden Euro und liegt damit um mehr als 15 Prozent über dem Vorjahresniveau (rund 2,2 Milliarden Euro). Die Anspannung am Markt sind für Krone gekennzeichnet durch:

  • Auswirkungen der Corona-Pandemie,
  • Krieg in der Ukraine,
  • Anwachsen der Weltbevölkerung auf acht Milliarden,
  • Klimawandel
  • steigende Preise.

Die sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln sowie eine zuverlässige und professionelle Logistik rückten wieder zunehmend in den Fokus der Gesellschaft. Deshalb seien zukunftsorientierte Konzepte im Bereich der Landtechnik und der Nutzfahrzeugindustrie derzeit gefragt. „In Zeiten immer fragilerer Lieferketten einer globalisierten Wirtschaftswelt und in einer von starken Umbrüchen geprägten rasanten technischen Entwicklung ist es wichtiger denn je, das eigene Unternehmen solide aufzustellen und fit für die Zukunft zu machen. Aus diesem Grund sind wir besonders dankbar, dass wir im abgelaufenen Geschäftsjahr auf diesem Weg wieder ein gutes Stück vorangekommen sind. Dieser Dank gilt ausdrücklich unseren Kunden, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, unseren Lieferanten und unseren Finanzpartnern.“, so Bernard Krone, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Krone Gruppe.

Autor*in: Friedrich Oehlerking (Freier Journalist und Experte für Einkauf, Logistik und Transport)