09.09.2021

Containerfreistellung für Lkw jetzt in der Blockchain

Nicht ohne Freistellung! Eherne Regel im Containerterminal. Ohne sie keine Ware. Der Spediteur bittet den Reeder um Freistellung des Containers. Die gibt’s, wenn alle Transportrechnungen bezahlt sind. Ein langwieriger Prozess – bisher. Er wird jetzt digitalisiert, per Blockchain.

Containerfreistellung

Freistellung per Blockchain

„German Ports“ – so heißt eine Lösung Made in Germany für den digitalisierten Freistellungsprozess von Importcontainern. Sie entwickeln die auf Port Community Systeme spezialisierten Dienstleister Dakosy AG, Hamburg, und dbh Logistics IT AG, Bremen.

Noch dieses Jahr will man erste Reedereien und Spediteure an die Plattform angeschlossen haben. Herz der Anwendung ist die Blockchain-Technologie. Deren Praxistauglichkeit für den Freistellungsprozess hat laut einer Pressemitteilung von Dakosy das Forschungsprojekt „Robob“ des Bundesverkehrsministeriums unter der Projektträgerschaft „Innovative Hafentechnologien“ (Ihatec) bestätigt. Einen weiteren Auslöser für die schnelle Umsetzung dieses Projekts sehen die Initiatoren der Zusammenarbeit in einem hohen Interesse der Carrier, den Freistellungsprozess zu digitalisieren.

Ohne Freistellung keine Ware

Grundsätzlich berechtigt eine zwischen den beteiligten Stellen ausgetauschte Freistellung oder Freistellreferenz zur Abholung der Ware am Containerterminal. Der Prozess wird mit der Freistellungsanfrage des Spediteurs an den Reeder gestartet. Die Reederei stellt einen Container frei, sobald die Empfängerseite die entsprechenden Rechnungen für den Transport gezahlt hat. Die Reederei sendet dem Spediteur als ihrem Kunden die sogenannte Freistellreferenz, die zur Abholung der Ware berechtigt. Der Spediteur beauftragt seinen Dienstleister, z.B. Fuhrunternehmen oder Bahn-Operateur, mit der Abholung eines Containers vom Terminal. Hierzu gibt er das Recht zur Abholung in Form der Freistellungsreferenz an den Dienstleister weiter. Der Dienstleister muss sich am Terminal mit der Referenz ausweisen, um den Container in Empfang zu nehmen und diesen zum Zielort zu fahren. Das Terminal erhält die Freistellungsreferenz direkt von der Reederei. Es prüft, ob diese bei Abholung der Ware mit der vom Fahrer vorgelegten Referenz übereinstimmt.

Freistellungsprozess für Importcontainer digitalisieren

Ein umständlicher und langwieriger Prozess, den es zu glätten galt. Dakosy und dbh hätten die Voraussetzungen geschaffen, um den Freistellungsprozess für Importcontainer zu standardisieren und digitalisieren in den deutschen Seehäfen:

  • Hamburg,
  • Bremerhaven,
  • Bremen und
  • Wilhelmshaven.
  • Sowohl prozessseitig als auch technologisch stehen den Beteiligten verschiedene Möglichkeiten offen, die Anwendung für den Freistellungsprozess zu nutzen.

Anwendung für Hamburg und Bremen

Den Einstieg in den neuen Prozess habe man gleichermaßen einfach gestaltet für

  • Carrier,
  • Speditionen,
  • Transporteure und
  • Terminals.

Dakosy-Prokurist Dirk Gladiator: „Unsere Lösung für den digitalisierten Freistellungsprozess basiert auf existierenden Plattformen und Prozessen, die von den Beteiligten in den deutschen Seehäfen bereits umfassend genutzt werden.“
Die Anwendung werde sowohl im Hamburger als auch im Bremischen Port Community System zur Verfügung stehen. In Hamburg soll dies auf der Import Message Platform (IMP) geschehen, in den Bremischen Häfen und Wilhelmshaven innerhalb der Business Integration Platform (BIP).

Rahmenwerk für die Blockchain

„Parallel zu den bewährten Plattformen IMP und BIP bauen wir das Rahmenwerk für die Blockchain auf, um diese im nächsten Schritt als hybride Alternative zur Verfügung zu stellen. Die Testphase ist in Vorbereitung“, umreißt Holger Hübner, Bereichsleiter Port Solutions von dbh das Konzept.
Die digitalisierte Freistellung erfüllt seiner Ansicht nach alle Anforderungen an die Sicherheit und Überprüfbarkeit der Identitäten.

Bislang gibt es die Freistellung in der Regel nicht digital, sondern auf überalterten Übertragungswegen wie Fax, E-Mail oder Telefon.

„Der manuelle Prozess verursacht bei allen Beteiligten einen hohen Aufwand, da die Akteure für jeden einzelnen Container bilateral in den Dialog treten müssen, um Berechtigungen und Leercontainerrückgaben zu organisieren“, so Hübner.

Mit der Nutzung der bereits etablierten Plattformen IMP und BIP sowie der optionalen Erweiterung um die Blockchain seien jetzt die hohen Anforderungen an die Zugriffsberechtigungen und gesicherte IT-Prozesse gelöst. Bei der Freistellung handele es sich um einen sensiblen Vorgang, da die Freistellreferenz den Inhaber zur Herausgabe des Containers mit oft beachtlichen Warenwerten berechtigt.

Autor*in: Friedrich Oehlerking (Freier Journalist und Experte für Einkauf, Logistik und Transport)