21.09.2023

Wohnbauflächen um Frankfurt schwinden

In der Region Frankfurt werden für den Wohnungsbau vorgesehene Reserveflächen eingedämmt. Ein Grund dafür könnte darin liegen, dass derzeit kaum neue Wohnbauprojekte begonnen werden. Nach Einschätzung des CDU-Kommunalpolitikers Thomas Horn, Direktor des Regionalverbands FrankfurtRheinMain, sind die Reserveflächen in der Region Frankfurt allerdings ausreichend, um den Bau neuer Wohnungen zu ermöglichen. Im Entwurf für den neuen regionalen Flächennutzungsplan werde diese Reserve jedoch um 400 Hektar auf 2000 Hektar reduziert, gemessen am bisherigen Stand. Diesen Plan will Thomas Horn Anfang 2024 vorlegen. Als Begründung nennt er neue Vorgaben für Klimaschutz, Wasserversorgung und regionale Grünzüge.

Dämmung Reihenhaus Nachbar

Die Ausweisung von Baugebieten hänge aber nicht nur vom Flächennutzungsplan ab. Notwendig sei auch, dass die Gemeinden dafür Bebauungspläne erstellen. Die Leiterin der Frankfurter Niederlassung des Beratungs- und Analyseunternehmens Bulwiengesa, Silvia Beck, ist der Ansicht, dass gegenwärtiges Baurecht kaum genutzt werde, wie folgende Zahlen verdeutlichen: Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind die Baugenehmigungen um ein Drittel eingebrochen. Während 2022 in den Städten und Kreisen der Region noch Baugenehmigungen für rund 18.000 Wohnungen erteilt wurden, waren es im ersten Halbjahr 2023 nur noch 6000.

In den Jahren 2023 bis 2027 könnten in der Region Frankfurt Wohn- und Gewerbebauten mit 9,5 Millionen Quadratmeter Fläche entstehen. Das sei jedoch nur ein theoretischer Wert. In der Praxis würden nach den Prognosen des Analyseunternehmens in diesem und im nächsten Jahr Gebäude mit insgesamt rund 1,7 Millionen Quadratmeter Fläche fertiggestellt, etwa die Hälfte davon als Wohnungen. Für 2025 jedoch wird ein Einbruch erwartet. Dann würden nur etwa eine Million Quadratmeter Fläche bebaut werden. Ein Anstieg werde erst wieder ab 2026 erwartet, was aber von den Rahmenbedingungen abhänge. Entscheidende Faktoren dafür seien eine verbesserte Situation bei Zinsen, Baukosten und Fördermitteln. Probleme bestünden aber ggf. weiterhin im Fachkräftemangel und in der Materialknappheit beim Bau.

Eine alternative Lösung könnte nahe des Frankfurter Sommerhoffparks liegen. Die 2,5 Hektar große Grünanlage direkt am Main im Gutleutviertel besteht bereits seit fast 100 Jahren und gehört der Stadt. Für das sich im Osten anschließende Grundstück eines abgerissenen Kraftwerks der Deutschen Bahn gab es wechselnde Pläne für eine Bebauung. Schon 2010 stieß die Stadt erste Überlegungen an, auf dem Grundstück Wohnhochhäuser zu ermöglichen. Verschiedene Entwickler und Investoren versuchten sich an dem Grundstück, 2014 wurde ein Architektenwettbewerb entschieden, als Fertigstellungstermin wurde 2016 genannt. Doch das Projekt verzögerte sich. Nach dem Wechsel von Eigentümern und ihren entsprechenden Plänen entsteht nun seit November 2021 direkt an den Bahngleisen ein langgestrecktes, etwa 40 Meter hohes Gebäude mit 342 möblierten Appartements der Marke „City Pop“. Die 25 bis 45 Quadratmeter großen Wohnungen mit ausgezeichnetem Blick auf die Skyline werden in rund einem Jahr bezugsfertig sein. Zielgruppe sind Studenten und Berufstätige, die nur vorübergehend in Frankfurt sind. Das Konzept „City Pop“ stammt aus der Schweiz, Frankfurt ist nach Essen der zweite Standort in Deutschland.

Autor*in: Andrea Brill (Andrea Brill ist Pressereferentin und Fachjournalistin.)