24.05.2023

Frankfurt testet Künstliche Intelligenz

Was bringt KI für die Städte? Die Stadt Frankfurt ist dieser Frage nachgegangen und hat bei dem Stadtentwicklungs-Festival SOUP Mitte Mai drei Tage lang mit rund 1500 Teilnehmern darüber diskutiert, wie sich die Lebensqualität in den Städten verbessern lässt und ob wir die Stadt neu erfinden müssen. Eine Erkenntnis des Festivals war, dass in der Realität alle Veränderungsprozesse langwierig und hürdenreich sind. Künstliche Intelligenz (KI) kann jedoch dabei unterstützen, Lösungen zu finden.

Hand auf Tastatur

Zum einen ging es darum, zu sehen, wie KI Architektur beeinflussen und prägen kann. Wie eine komplett erfundene Stadt, die aber doch an Frankfurt erinnert, aussehen könnte, hat der New Yorker Architekt Matthias Hollwich ausprobiert. Mit den KI-Programmen ChatGPT und Midjourney sollten traditionelle und moderne Frankfurter Architektur kombiniert werden. Das Ergebnis waren leicht befremdlich anmutende Entwürfe, wie Hochhäuser mit spitz zulaufenden Giebeldächern. Hollwich sieht aber durchaus Chancen beim Einsatz von KI in der Architektur und zeigte einige Anwendungsbeispiele, die Architekten die Arbeit erleichtern könnten. Mit KI könne Kreativität erweitert werden, wie er meinte. Architekten kommen nicht darum herum, sie würden durch Künstliche Intelligenz entweder besser oder arbeitslos.

Die Gestaltung des zentralen Innenstadtplatzes war Bestandteil von mehreren Programmpunkten beim Festival. Der Stadtplaner Robin Römer hat sich beispielsweise den speziellen Wünschen und Vorstellungen von Kindern gewidmet. Sie durften mithilfe der Software ihre Wünsche für die Gestaltung der Hauptwache mitteilen. Hier war ein spannendes Ergebnis eine Landschaft mit Pinguinen und Nashörnern. Präsentiert wurden unter anderem auch analoge Ideen wie etwa der multifunktionale Schrank „Paul“, der sich als Kiosk, Café oder Bühne verwenden und schnell von einem Platz zum anderen bewegen lässt.

Außerdem ging es in den Diskussionen um die Zukunft der Innenstadt, für die es bereits „fünf nach zwölf“ sei, wie Rita Roland vom Beratungsunternehmen PWC angesichts der Krise des Einzelhandels erklärte. Es müsse schnell etwas passieren, Frankfurt müsse sich neu erfinden. Der Strategieberater Thomas Sevcik sieht eine andere Zukunft in den Innenstädten. Schon immer kommerziell, werde künftig aber wohl mehr nicht nur mit dem Verkauf von Dingen Geld verdient, sondern es würden neue Angebote kommen in Form von kommerzieller Kultur, kommerzieller Gesundheit oder kommerzieller Bildung. Tobias Sauerbier vom Immobilienunternehmen Signa sieht im Rückzug des Einzelhandels auch eine Chance. Man könne die frei werdenden Räume mit etwas Neuem füllen. Daniel Reichwein vom Projektentwickler Hines, der das frühere Esprit-Haus an der Zeil umbaut, plädierte dafür, Wohnen und Büros an die Einkaufsmeile zurückzuholen. Der Architekt Kristian Villadsen vom renommierten Büro Gehl aus Kopenhagen sieht in den Frankfurter Wallanlagen eine untergenutzte Ressource und die Beraterin Julia Erdmann betonte, dass für lebenswerte Städte soziale Intelligenz wichtiger sei als Künstliche Intelligenz.

Autor*in: Andrea Brill (Andrea Brill ist Pressereferentin und Fachjournalistin.)