01.12.2017

Wachsleichen auf deutschen Friedhöfen

So mancher Friedhofsmitarbeiter hat schon die Bekanntschaft mit einer Wachsleiche gemacht. 15 bis 25 Jahre Ruhezeit reichen nicht immer aus, um die menschlichen Überreste komplett verwesen zu lassen. Bei manchen Verstorbenen lassen sich sogar noch die Gesichtszüge erkennen, so gut erhalten ist die Leiche. Was kann man gegen die Entstehung von Wachsleichen tun?

Grab mit Blumen

Feuchte und schwierige Böden

Leidtragende sind die Friedhofsmitarbeiter. Endet die Totenruhe, finden sie in den Gräbern statt Knochen gut erhaltene Särge und Körper – eine psychische Belastung.  Mit Overall, Handschuhen und Sauerstoffmasken heben sie die Verstorbenen aus dem Grab, um sie erneut zu beerdigen oder gleich einzuäschern. Mögliche Ursachen der Wachsleichenbildung sind:

  • Der Friedhofsboden ist zu feucht und lehmig. Manche Böden eignen sich nicht für einen Friedhof, zum Beispiel schwere Tonböden, Lehmböden, Überschwemmungsgebiete, Gebiete mit hoch anstehendem Grundwasser, Endmoränen. In Sand- oder Humusböden geht die Verwesung schnell vonstatten, mancherorts reichen schon fünf Jahre.
  • Gießen Angehörige zu viel, wird der Boden zu nass. Zwei Zehn-Liter-Kannen reichen, um das Grab für Tage in Feuchtigkeit zu ertränken und den Leichnam zu kühlen, was ihn zusätzlich frisch hält. Das überschüssige Wasser blockiert den Gasaustausch im Boden. Der zur Verwesung nötige Sauerstoff fehlt. Im Körper vorhandene Fettmoleküle schwemmen aus, sammeln sich unter der Haut und werden hart. Eine dichte Fettschicht entsteht, die die Verwesung behindert. Auf diese Weise kann die Leiche für hundert Jahre Augen und Gesichtszüge behalten. Mit dem Gießwasser werden außerdem Krankheitserreger und Schwermetalle ins Grundwasser gespült.
  • Zu stark verdichtete Erde, durch die kaum noch Sauerstoff dringt. Empfehlenswert ist, nach der Bestattung die lockere Graberde nicht gleich festzutreten, um das Grab zu bepflanzen.
  • Kunstfaserkleidung, Antibiotika und undurchlässige Särge.

Drainagen, High-Tec-Särge, spezielle Grabkammer-, Grabhüllen- und Belüftungssysteme helfen die Verwesung zu beschleunigen.

Brandkalk der Erde beizumischen, kann helfen, dem Boden überschüssige Feuchtigkeit zu entziehen.

Mit der Bepflanzung kann man einiges zur besseren Verwesung beitragen, zum Beispiel, indem man mehrjährige Stauden und Sträucher auswählt, die tief wurzeln und dem Boden Feuchtigkeit entziehen. Auch hier gilt die Devise: Je weniger  Grabpflege desto besser.

Da der Trend zur Kremierung geht, sollte sich das Problem Wachsleiche mehr und mehr erledigen.

Mehr zum Thema finden Sie im Werk Friedhofs- und Bestattungswesen.

Autor*in: Astrid Hedrich (Rechtsanwältin und Dozentin in Augsburg. Beschäftigt sich mit Wirtschaftsrecht.)