18.03.2023

DIN VDE 0100-704:2018-10: Anforderungen für Baustellen

Die Anforderungen der DIN VDE 0100-704 gelten für elektrische Anlagen, die während Bau- oder Abbrucharbeiten genutzt werden und nach Beendigung der Arbeiten außer Betrieb genommen werden sollen.

Anforderungen der VDE 0100-704 an Baustellen

Anforderungen der DIN VDE 0100-704 an Baustellen

Die DIN VDE 0100-704:2018-10 trägt den Titel „Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 7-704: Anforderungen für Betriebsstätten, Räume und Anlagen besonderer Art – Baustellen“. Im Folgenden erfahren Sie zunächst die ganz praktischen Auswirkungen der Anforderungen der DIN VDE 0100-704 an die Elektrosicherheit von Baustellen.

Gemäß Gliederungspunkt 704.531.3 müssen Drehstromsteckdosen bis einschließlich 63 A mit einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) vom Typ B in Übereinstimmung mit EN 62423 geschützt werden. Ausgenommen sind Schutzkontaktsteckdosen und Drehstromsteckdosen ≥ 125 A, sofern an diesen keine Verbraucher mit Frequenzumrichter betrieben werden.

Praxistipp: Baustromanlagen

Für Anwender bedeutet dies Folgendes: Baustromanlagen müssen so aufgebaut sein, dass stets gewährleistet ist, dass Verbraucher, die nicht sinusförmige Leck-/Fehlerströme erzeugen (Gleichfehlerströme), sicher abschalten und andere Schutzeinrichtungen nicht blockiert werden. Dies wird durch die flächendeckende Verwendung von Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCD) vom Typ „B“ erreicht.

Laut Gliederungspunkt 704.537.2.101 muss jeder Baustromverteiler eine Einrichtung zum Trennen der Einspeisung aufweisen. Jede Trenneinrichtung ist in der Aus-Stellung zu sichern, beispielsweise durch ein Vorhängeschloss oder mit einer verschließbaren Umhüllung.

Bei fest angeschlossenen Baustromverteilern (ACS) mit Steckdosen genügt eine verschließbare Umhüllung jedoch nicht. Hier bedarf es einer abschließbaren Trenneinrichtung der Einspeisestelle. Diese Maßnahme ist zwingend erforderlich, weil die Baustromverteiler häufig von Laien (BA1) benutzt werden.

Praxistipp: Schalter für Laien

Anwender haben dafür zu sorgen, dass im Eingangsbereich von Verteilerschränken mit Steckdosen immer ein Schalter für Laien bedienbar und abschließbar in der AUS-Stellung eingebaut ist, um den Verteiler spannungsfrei schalten zu können.

Infolge eines Baustellenwechsels, einer Veränderung des Standorts oder einer Neuerrichtung muss eine Erstprüfung nach VDE 0100-600 erfolgen. Vor diesem Hintergrund gilt es, den Verteiler zu überprüfen, ob er normkonform ist und sich somit auf dem aktuellen Stand der Technik befindet.

Baustellen

Die DIN VDE 0100-704 regelt das Errichten von Niederspannungsanlagen auf Baustellen. Damit sind alle Orte gemeint, an denen Bauvorhaben ausgeführt werden. Der Sinn und Zweck eines Bauvorhabens besteht darin, auf Veranlassung eines Bauherrn eine oder mehrere bauliche Anlagen zu errichten, zu ändern oder abzubrechen. Dazu zählen auch die dazugehörigen Vorbereitungs- und Abschlussarbeiten.

Die Norm DIN VDE 0100-704 legt die Anforderungen an die Elektrosicherheit auf Baustellen fest.
Klärung des Anwendungsbereichs der DIN VDE 0100-704 (Auszug aus der Checkliste)

Tipp der Redaktion: Mit dem ElektroCheck auf Nummer Sicher gehen

Der ElektroCheck liefert Ihnen alles, was Sie zum Prüfen brauchen: Fertige Prüfprotokolle und ein Dokumentationssystem.

Über 500 fertige Arbeitshilfen auch für spezielle Prüfbereiche wie Baustellen und Räume besonderer Art, Explosionsschutz, Schaltanlagen, hydraulische Anlagen und viele mehr.

Ein Beispiel: Die abgebildete Checkliste unterstützt Sie beim Einsatz von elektrischen Anlagen auf Baustellen nach DIN VDE 0100-704. Berücksichtigt werden u.a. Aspekte rund um den Einsatzort, bauliche Tätigkeiten, erhöhtes Risiko im Umgang mit elektrischen Anlagen sowie weitere zusätzliche Risikofaktoren.

Testen Sie gleich mal alle Inhalte unverbindlich für 14 Tage: ElektroCheck – besser prüfen.

Anwendungsbereich

In Abschnitt 704.1 bestimmen die Normverfasser den Anwendungsbereich der Norm. Danach gelten die Anforderungen der DIN VDE 0100-704 bei für die Dauer der Bau- oder Abbrucharbeiten errichteten elektrischen Anlagen, die nach dem Ende der Arbeiten außer Betrieb genommen werden sollen, z.B.:

  • Bauarbeiten an neuen Bauwerken
  • Reparatur, Umbau, Erweiterung oder Abbruch vorhandener Bauwerke oder von Teilen vorhandener Bauwerke
  • unter Bau- oder Projektleitung durchgeführte Arbeiten
  • Erdarbeiten
  • ähnliche Arbeiten

Hinweis: DIN VDE 0100-704 gilt für fest und beweglich errichtete Anlagen

Die Norm gilt für die fest und die beweglich errichtete Anlage.

Keine Anwendung findet sie hingegen auf Anlagen in Verwaltungsräumen von Baustellen (z.B. Umkleideräume, Toiletten, Büros, Sitzungsräume, Schlafräume, Restaurants, Kantinen).

Bestimmung allgemeiner Merkmale

In Unterpunkt 704.30 geht es um die Bestimmung allgemeiner Merkmale. Gemäß Gliederungspunkt 704.30.101 müssen die Abstände zu Freileitungsanlagen, die über den Bereich der Baustelle führen, bezogen auf die Abmessungen der eingesetzten Baumaschinen und -geräte (wie z.B. Leitern, Krane, Baugerüste und deren Bestandteile) mit dem Betreiber der Freileitung abgestimmt werden.

Im Normtext folgt hier der Hinweis auf die Tabelle 103 der DIN VDE 0105-100, in der die Abstände zu unter Spannung stehenden aktiven Teilen, z.B. Freileitungsanlagen, enthalten sind.

Zweck, Stromversorgung und Aufbau der Anlage

Im Unterpunkt 704.31 folgt der Hinweis, dass eine einzelne Baustelle aus mehreren Einspeisungen einschließlich Niederspannungs-Stromerzeugungseinrichtungen versorgt werden darf (vgl. DIN VDE 0100-551).

Schutzmaßnahmen

Gemäß Gliederungspunkt 704.410.3.5 dürfen diese in Anhang B der DIN VDE 0100-410 beschriebenen Schutzvorkehrungen nicht angewendet werden:

  • „Schutz durch Hindernisse“
  • „Schutz durch Anordnung außerhalb des Handbereichs“

Dasselbe gilt gemäß Gliederungspunkt 704.410.3.6 für die in Anhang C beschriebenen Schutzvorkehrungen:

  • „Schutz durch nicht leitende Umgebung“
  • „Schutz durch erdfreien örtlichen Schutzpotenzialausgleich“
  • „Schutz durch Schutztrennung für die Versorgung von mehr als einem elektrischen Verbrauchsmittel“.

Laut einem nationalen Zusatz sind für die Schutzvorkehrung „Schutz durch Schutztrennung mit mehr als einem elektrischen Verbrauchsmittel“ in Verbindung mit Stromerzeugungseinrichtungen in der VDE 0100-551:2017-02, Anhang ZC.3.2.2, „Zusätzliche Anforderungen für eigenständige Niederspannungs-Stromerzeugungseinrichtungen, die nicht am Stromverteilungsnetz angeschlossen sind, und für eigenständige Niederspannungs-Stromerzeugungseinrichtungen, die dauerhaft errichtete Anlagen versorgen, die vom Stromverteilungsnetz getrennt sind“ enthalten.

Nach Gliederungspunkt 704.410.3.101 müssen Stromkreise zur Versorgung von Steckdosen mit einem Bemessungsstrom bis einschließlich 32 A und andere Stromkreise, die in der Hand gehaltene elektrische Betriebsmittel mit einem Bemessungsstrom bis einschließlich 32 A versorgen, durch eine der nachstehend aufgeführten Schutzmaßnahmen geschützt werden:

  • Automatische Abschaltung der Stromversorgung in Verbindung mit zusätzlichem Schutz durch Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) mit einem Bemessungsdifferenzstrom nicht größer als 30 mA (vgl. Unterpunkt 415.1.1 der VDE 0100-410:2018-10) oder
  • Kleinspannung mittels SELV oder PELV (vgl. Abschnitt 414 der VDE 0100-410:2018-10, 414) oder
  • Schutztrennung (vgl. Abschnitt 413 der VDE 0100-410:2018-10) – dabei wird jede Steckdose und jedes in der Hand gehaltene elektrische Betriebsmittel durch einen eigenen Transformator mit einfacher Trennung oder durch eine getrennte Wicklung eines Transformators mit einfacher Trennung versorgt.

Diesen Beitrag weiterlesen

Sie wollen alles zu dieser Norm erfahren? Lesen Sie jetzt den ganzen Beitrag zur DIN VDE 0100-704 in „Elektrosicherheit in der Praxis“.

Weiterführende Beiträge

Autor*in: Ernst Schneider