01.12.2022

Schutzausrüstungen für Elektrofachkräfte

Die Arbeit mit elektrischem Strom birgt viele Gefahren. Um sich zu schützen, müssen Elektrofachkräfte entsprechende Schutzausrüstungen verwenden. Wann Schutz- und Hilfsmittel vor allem beim Arbeiten unter Spannung (Aus) vorgeschrieben sind und welche Normen für sie gelten, erklärt dieser Fachbeitrag.

Schutzausrüstung für das Arbeiten unter Spannung

Schutzausrüstungen gegen tödliche Gefahren

Gefährdungen, die bei elektrotechnischen Arbeiten auftreten, werden vielfach unterschätzt. Das liegt einerseits an der „Unsichtbarkeit des elektrischen Stroms“ – andererseits bei Elektrofachkräften und elektrisch unterwiesenen Personen oft auch am „blinden Vertrauen“ auf eine langjährige Betriebspraxis.

Welchen Stellenwert eine mögliche Gefährdung durch elektrischen Strom hat, zeigt die Einordnung der Gefahren durch Elektrizität in der europäischen Richtlinie für persönliche Schutzausrüstungen. Im Anhang wird diese Gefährdung der höchsten Kategorie zugeordnet. Die Zuordnung zur Kategorie III wird vorgenommen, wenn tödliche oder ernste und irreversible Gefahren auftreten können.

Umfangreicher Schutz beim Arbeiten unter Spannung

Das Arbeitsschutzgesetz fordert in § 4, dass Gefahren „an ihrer Quelle zu bekämpfen“ sind. Bei elektrotechnischen Arbeiten ist dies nicht immer möglich, da gerade bei diesen Arbeiten die sonst vorhandenen Abdeckungen oder Abschrankungen entfernt werden müssen. Teilweise muss dann trotz der bekannten Gefahr, aus berechtigten Gründen, die Versorgung mit elektrischer Energie aufrechterhalten werden. Um so wichtiger ist es dann, für größtmögliche Elektrosicherheit bzw. ein möglichst sicheres Arbeiten auch unter diesen Umständen zu sorgen.

Je näher sich die Arbeitsstelle zu unter Spannung stehenden Teilen befindet, desto umfangreicher sind die vorbereitenden Arbeiten und einzusetzenden Schutz- und Hilfsmittel. Unterschreiten die Arbeitsabstände bestimmte Maße, sind die Anforderungen zum „Arbeiten in der Nähe unter Spannung stehender Teile (AiN)“ oder „Arbeiten unter Spannung (AuS)“ zu berücksichtigen.

Schutzausrüstung auch bei AiN wichtig

Die Unfallauswertungen zeigen, dass vor allem bei „Arbeiten in der Nähe elektrischer Anlagen“ oft auf die Schutzausrüstungen verzichtet wird. Der verbleibende Abstand zu unter Spannung stehenden Teilen wird als ausreichend angesehen.

Unterschätzt werden dabei der bei den Arbeiten zu berücksichtigende ergonomische Sicherheitsabstand und die Gefährdung durch das zum Einsatz kommende Werkzeug.

Sorgfältige Auswahl der Schutzausrüstungen

Gleiches gilt auch für die isolierenden, persönlichen Schutzausrüstungen, deren Umfang und Schutzwirkung dem jeweiligen Arbeitsplatz angepasst sein müssen. Das bedeutet nicht in jedem Falle, dass die gesamte isolierende, persönliche Schutzausrüstung zum Einsatz kommen muss. Jedoch ist immer eine sorgfältige Auswahl vor Beginn der Arbeiten wichtig.

Können zusätzlich zu den elektrischen Gefährdungen weitere Gefahren durch Stoffe, wie z.B. Säure, Ozon, Öl, Gas, oder durch öffentlichen Straßenverkehr, Kälte, Hitze, Regen oder durch Brand- und Explosionsgefahren am Arbeitsplatz auftreten, so sind die Schutz- und Hilfsmittel auch dahingehend zu prüfen und auszuwählen.

Stellt man die Gefährdungen zu den verschiedenen Arbeitsplätzen zusammen, so muss die Kleidung eines Elektrikers ein „Multitalent“ sein und viele Normen erfüllen. Aus der Tabelle können Sie entnehmen, welche Normen für welche Teile der Schutzausrüstung gelten.

Arbeiten unter Spannung: Normenauswahl für die wichtigsten Schutz- und Hilfsmittel

Gerät/Ausrüstung Normen/Normenentwürfe
Abdeckungen, schmiegsame isolierende E DIN VDE 0680-1- (VDE 0680-1-1) oder DIN EN 61112 (VDE 0682-511)
Antistatik DIN EN 1149-1
Arbeitsschutzhelm DIN EN 397
Flammschutz DIN EN ISO 15025 und DIN EN 533 (Index 3/5×60)
Gesichtsschutz EN 166
Handschuhe, isolierende DIN VDE 0680-1 und DIN EN 50286 (VDE 0682-301)
Hubarbeitsbühnen, isolierende DIN EN 61057 (VDE 0682-741)
Leitfähige Kleidung bis 800 kV E DIN EN 60895 (VDE 0682-304)
Lichtbogenschutz DIN EN IEC 61482-1-1 (VDE 0682-306-1-1)
NH-Aufsteckgriffe DIN 57680-4 VDE 0680-4
Schuhe und Stiefel, isolierende DIN EN 50321 (VDE 0682-331)
Schutzanzug, isolierender DIN VDE 0680-1 und DIN EN 50286 (VDE 0682-301)
Schutzplatten, isolierende DIN VDE 0682-552
Schweißerschutz DIN EN ISO 11611
Spannungsprüfer bis AC 1.000 V DIN EN 61243-3 (VDE 0682-401)
Spannungsprüfer/-prüfsysteme über AC 1.000 V DIN EN 61243-5 (VDE 0682-415)
Standortisolierung DIN VDE 0680-1 oder DIN EN 61111 (VDE 0682-512)
Warnschutz (gelb und orange) DIN EN ISO 20471
Werkzeug, isoliertes DIN EN 61477 (VDE 0682-130) und DIN EN IEC 60900 (VDE 0682-201)
Wetterschutz DIN EN 343

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Autor*in: Jörg Adamus