25.10.2019

Das Imageproblem des Lkws

Keine Parkplätze, Verkennung als Dreckschleuder, nicht genug Fahrer – der Lkw als Transportmittel Nr. 1 hat ein Imageproblem. Auf dem Branchentreff des Gewerbes im Harz formulierten dessen Vertreter ihre Forderungen zur Imageverbesserung des Lkws und seiner Fahrer.

Drei Gründe für das Imageproblem des Lkws und seiner Fahrer

Problem: Fehlende Lkw-Parkplätze

Das Imageproblem des Lkws lässt sich in drei Probleme aufteilen. Da ist zum ersten das Problem der fehlenden Parkplätze. Diesem Dilemma entkommen Lkw-Fahrer auf Deutschlands Autobahnen immer schwerer: entweder sie halten die Pausen vorschriftmäßig ein, dann müssen sie manchmal unvorschriftsmäßig parken – oder sie fahren immer weiter auf der Suche nach einer vorschriftsmäßigen Parkmöglichkeit – und werden dann wegen Überschreitung der zulässigen Lenkzeiten bei der nächsten Polizeikontrolle zur Kasse gebeten.

Der Grund: derzeit fehlen 35.000 bis 40.000 Lkw-Stellplätze entlang der Bundesautobahnen. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. aus Frankfurt am Main mahnte anlässlich seiner Mitgliederversammlung am 17. und 18.10.2019 in Bad Lauterberg verstärkte Anstrengungen im Kampf gegen den Lkw-Parkplatzmangel entlang der deutschen Autobahnen an.

Bedarf an Lkw-Parkplätzen wächst

Dieses Problem ist nicht neu. Bereits 2002 übergab der Verband mehrere Tausend Unterschriften an den damaligen Bundesbauminister Kurt Bodewig (SPD). Die Unterzeichner forderten die Behebung des Mangels. Daraufhin wurden die Stellplätze im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums gezählt, und die Ergebnisse dokumentierten die dramatische Lage.

In der Zwischenzeit unternahm zwar die Politik Anstrengungen beim Parkplatzbau, allein, die Lücke schlossen sie nicht. Im Gegenteil: Der Bedarf an Lkw-Stellplätzen wächst angesichts des zunehmenden Straßengüterverkehrs mit jedem Jahr weiter. Folge: Kolonnenparken, Auffahrunfälle an Parkplatzeinfahrten, Überziehung von Lenkzeiten.

„Nur, wenn der Zubau an Lkw-Stellplätzen schneller ansteigt als der hinzuwachsende Zusatzbedarf, werden wir das Problem irgendwann in den Griff bekommen“, so BGL-Vorstandssprecher Prof. Dr. Dirk Engelhardt.

Das Problem sei nicht nur ein isoliert zu betrachtendes Problem der Logistik. Ausgeruhte Lkw-Fahrer erhöhen die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, so Engelhardt. Er plädiert für Förderprogramme für zusätzliche Lkw-Stellplätze auf Betriebshöfen von Transportunternehmen und Speditionen wie auch bei Unternehmen der verladenden Wirtschaft.

Problem: Umweltschädliche Emissionen

Anlässlich der aktuellen Klimadiskussion erinnert der BGL an andere umweltschädliche Emissionen im Verkehrsbereich neben CO2:

  • Stickoxide
  • Feinstaub
  • Kohlenmonoxid
  • Kohlenwasserstoffe

Diese werden durch die Euro-Schadstoffklassen geregelt. Deutsche Lkw haben laut BGL den Anteil an Mautkilometern, die mit der saubersten Klasse Euro VI zurückgelegt werden, von 2,1 Prozent im Jahr 2013 auf 80,1 Prozent im August 2019 vervierzigfacht.

Mit Klick die Grafik als PDF herunterladen: Seit 1990 sind die EU-Emissionsgrenzwerte für Lkw-Dieselmotoren deutlich gesunken © BGL

Nach dieser Grafik sind gegenüber der Ausgangsnorm Euro 0 die mit Euro VI seit dem 31.12.2013 gültigen Dieselmotoren-Grenzwerte für Rußpartikel und Stickoxide (NOx) um jeweils 97,5 Prozent gesunken. Der für Kohlenwasserstoffe (HC) ist um 95,0 Prozent und der für Kohlenmonoxid (CO) um 87,8 Prozent gesunken.

Laut BGL haben diese Erfolge aber ihre Schattenseiten. Zwischen der Verminderung von Schadgasemissionen einerseits und Verbrauchsreduzierungen – und damit Minderungen des CO2-Ausstoßes – andererseits besteht ein grundsätzlicher Zielkonflikt: das Diesel-Dilemma. Niedrige CO2-Emissionen bedingen in der Regel höhere Verbrennungstemperaturen, die zu vermehrtem Schadstoffausstoß – in erster Linie NOx – führen. Maßnahmen zur Absenkung der Stickoxidemissionen verursachen deshalb auf naturgesetzlichen Grundlagen einen Anstieg des Kraftstoffverbrauchs.

Möglichkeiten des technischen Fortschritts für deutliche Verbrauchsreduzierungen mussten bisher – um die  ambitionierteren Abgasgrenzwerte einhalten zu können – immer wieder hintenan gestellt werden. Zudem ist für Euro VI-Lkw der Einbau eines Sensors vorgeschrieben. Er misst fortwährend die NOx-Emissionen im Abgas und verringert bei Überschreitungen automatisch die Motorleistung.

Problem: Der Fahrermangel

Drittes Hauptproblem, um das sich die Branchenvertreter in Bad Lauterberg kümmerten: drohende Versorgungengpässe durch fehlende Lkw-Fahrer. Dank der Anstrengungen von Logistikverbänden, Straßenverkehrsgenossenschaften und deren Bildungswerken haben laut BGL-Pressemitteilung zwar im Jahre 2018 insgesamt 18.167 Menschen einen Lkw-Führerschein erworben – jedoch sind das angesichts etwa 30.000 pro Jahr in Rente gehender Lkw-Fahrer viel zu wenig.

Transportunternehmen und Speditionen müssen Aufträge ablehnen, weil sie keine Fahrer haben, die die Lkw und Sattelzugmaschinen bewegen können. Sie müssen Fahrzeuge abmelden und Fuhrparks verkleinern. Die Branchenvertreter sehen die Versorgungssicherheit der Bevölkerung wie die der Wirtschaft in Gefahr.

Ursachen des Fahrermangels

Der Fahrermangel grassiert in ganz Europa. In Deutschland fehlt die gesellschaftliche Anerkennung des Lkw-Fahrerberufes, so der BGL. Der Verband argumentiert weiter: Das Imageproblem des Lkws betrifft auch dessen Fahrer. Sie müssten aber die Wertschätzung erhalten, die sie für ihre herausfordernde und unverzichtbare Arbeit verdienen.

Ebenso machen schlechte organisatorische Zustände an den Be- und Entladerampen den betroffenen Fahrern das Leben schwer. Das beginnt bei unkalkulierbar langen Wartezeiten, geht über zeit- und kostenintensive Probleme beim Palettentausch bis hin zu unzumutbaren hygienischen Zuständen und endet nicht bei mangelhaft ausgeprägten menschlichen Umgangsformen. Industrie- und vor allem Handelsunternehmen müssen hier in ihrem ureigensten Interesse Verbesserungen anstreben.

Imagekampagne des BGL: „Profi – Pro Fahrer Image“

Hier setzt die Imagekampagne des BGL an, der im Frühjahr 2019 gemeinsam mit 20 namhaften Unterstützern aus Verbänden, Industrie und Medien den Förderverein „Profi – Pro Fahrer Image“ gegründet hat.

Das sind die Ziele des Vereins:

  • Wertschätzung des Fahrerberufs steigern
  • Arbeitsbedingungen für das Fahrpersonal verbessern
  • Logistik-Image aufpolieren
  • Ausbildung und Qualifizierung von Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrern im Güter- und Personenverkehr fördern

Weiterführende Beiträge zum Imageproblem des Lkws

Autor*in: Friedrich Oehlerking (Freier Journalist und Experte für Einkauf, Logistik und Transport)