27.06.2016

Mehr als warme Worte

Jubilare zu ehren, gehört ins Pflichtenheft jedes Bürgermeisters. Was aber nicht bedeuten sollte, derartige Ansprachen routiniert und leidenschaftslos abzuspulen. Schließlich geht es darum, Wertschätzung, Respekt und Dank zum Ausdruck zu bringen. So gelingt eine originelle, kurzweilige Laudatio.

Rednerin

Ob neunzigster Geburtstag, ein rundes Firmenjubiläum oder Gründungstag eines Ortsvereins: Ereignisse wie diese verdienen eine angemessene Würdigung. Meist fällt dem Bürgermeister die Rolle des Laudators zu. Nicht jedem Gemeindechef ist es freilich gegeben, aus dem Stegreif die passenden Worte zu finden. Eine gute inhaltliche Vorbereitung erleichtert die Sache. Dabei muss eine Jubiläumsrede sich keineswegs darin erschöpfen, historische Daten aneinanderzureihen – fünf Tipps für eine unterhaltsame Eloge:

  1. Weggefährten einbeziehen

Wie haben Freunde, Familienangehörige, Mitarbeiter die Zeitspanne erlebt? Bitten Sie das Umfeld des Jubilars um ganz persönliche Anekdoten und Erinnerungen. So kommt rasch ein wahrer Fundus an Begebenheiten zusammen, die Sie in Ihrer Laudatio charmant verweben können. Fast unnötig zu erwähnen: In Ihre Rede gehören natürlich nur solche Episoden, die niemanden kompromittieren.

  1. Auf Medienrecherche begeben

Auch ein Blick in lokale Zeitungsarchive kann Erzählenswertes zutage fördern. Auf welche Art und Weise porträtierte das Heimatblatt einst die umtriebige Vereinsgründerin? Wie wurde in den Anfangsjahren über die ersten Erfolge der Firma berichtet? Schon allein Stil und Wortwahl manch alter Presseartikel werden Heiterkeit bei Jubilar und Publikum auslösen.

  1. Hochrechnungen anstellen

Zahlen und Fakten sprechen lassen? Auch das ist bei einem Jubiläum erlaubt. Wie viele Schnitzel wurden schätzungsweise in 25 Jahren in der Betriebskantine verputzt? Wie hoch ist wohl der Turm, der sich aus allen Schultüten bauen ließe, die stolze Abc-Schützen jemals in die örtliche Grundschule getragen haben, seit sie 1967 eingeweiht wurde? Rechenbeispiele wie diese machen den meisten Zuhörern Spaß und spiegeln Gemeindegeschichte wider.

  1. Assoziationen sammeln

Fragen Sie im Vorfeld nach Attributen, die die Bürger mit der Persönlichkeit oder mit der Institution verbinden, auf die Sie die Lobrede halten werden. Greifen Sie besonders prägnante oder originelle Eigenschaften heraus – sie eignen sich wunderbar, um Ihrer Ansprache eine sehr menschliche Note zu geben. Auch die eine oder andere liebevolle Spitze darf dabei sein. So wirkt Ihre Würdigung besonders authentisch.

  1. Von der Zukunft erzählen

Wer sagt, dass man immer nur die Vergangenheit heraufbeschwören muss? Auch der Blick nach vorn kann spannend sein, etwa wenn es sich um ein Firmen- oder Vereinsjubiläum handelt. Der rhetorische Kunstgriff: „Spinnen“ Sie die Erfolgsgeschichte einfach über den Jahrestag hinaus weiter. Eine gedankliche Zukunftsreise ist manchmal packender als die hinlänglich bekannte Historie.

Autor*in: Nicola Karnick (Nicola Karnick ist Redenschreiberin und Autorin von "Praktische Redenbausteine für Bürgermeister".)