15.12.2023

KI ist in den Kommunen angekommen

Etwa zwei Drittel der Kommunen in Deutschland sieht im Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der täglichen Arbeit eine große Chance. Das ist ein Ergebnis des „Zukunftsradars Digitale Kommune 2023“, das am 22. November in Berlin vorgestellt wurde. Der Anteil der Städte und Gemeinden, die bereits auf diese Technologien setzen, ist allerdings noch gering. Immer noch behindern rechtliche Hürden oder ungeklärte Datenschutzfragen den Einsatz von KI. Auch wenn allmählich Fortschritte im Bereich der Digitalisierung zu verzeichnen sind, bleiben die Herausforderungen bestehen. Den Kommunen fehlt es vor allem an Fachpersonal und der notwendigen finanziellen Ausstattung.

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Kommunen fehlt es vor allem an Fachpersonal und der notwendigen finanziellen Ausstattung.

Das Zukunftsradar wird regelmäßig in einer Kooperation des Instituts für Innovation und Technik (iit) und des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) erstellt. In diesem Jahr beteiligten sich mehr als 900 Städte und Gemeinden an der vierten Ausgabe der Erhebung zum Stand der Digitalisierung in den deutschen Kommunen. Mehr als die Hälfte der teilnehmenden Städte und Gemeinden fühlt sich gut auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet und rund 60 % geben an, im vergangenen Jahr Fortschritte in diesem Bereich gemacht zu haben. Dennoch bewertet gleichzeitig nur knapp jede vierte Kommune den eigenen Stand der Digitalisierung als gut oder sehr gut. Die Ergebnisse des „Zukunftsradars Digitale Kommune 2023“ sind motivierend und ernüchternd zugleich.

Die große Mehrheit der Kommunen sieht in der Digitalisierung eine Chance. Der Nutzen digitaler Technologien wird weiterhin als hoch oder sehr hoch eingeschätzt. Zudem erachten mittlerweile zwei Drittel den Einsatz von KI und automatisierten Systemen in Städten und Gemeinden als sinnvoll. „Die Städte und Gemeinden haben ein hohes Interesse am Einsatz innovativer digitaler Lösungen. Wir sehen allerdings teilweise Nachholbedarf bei der strategischen Aufstellung. Für die wirksame Entfaltung kommunaler Selbstverwaltung ist es aber essenziell, die Prozesse aktiv mitzugestalten und nicht von der technologischen Entwicklung überrollt zu werden. Natürlich fehlen in kleineren Kommunen auch hierfür die Kapazitäten. Umso wichtiger ist die Vernetzung mit anderen Städten und Gemeinden, um Ressourcen zu bündeln“, wie Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, erläutert.

Gleichzeitig müsse es gelingen, gerade für kleine und mittlere Kommunen die Hemmnisse beim Einsatz digitaler Technologien zu verringern. Sowohl bei den strategischen Fragen als auch in der Umsetzung und Betreuung stelle das fehlende Personal eine entscheidende Hürde dar, wie rund die Hälfte der Kommunen (53 %) einschätzen. IT-Fachkräfte werden überall gesucht, neben den Kommunen sind es alle anderen öffentlichen Sektoren und die Privatwirtschaft. Aufgrund der angespannten kommunalen Haushaltslage sei zudem eine bessere finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder erforderlich. Zusätzliche Finanzmittel, Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote sowie eine stärkere Vernetzung der Kommunen untereinander werden unter den Befragten weiterhin als die sinnvollsten Instrumente angesehen, um die Digitalisierung voranzutreiben.

Derzeit setzen 8 % der Kommunen bereits KI oder automatisierte Systeme in ihrer Verwaltung ein. Künstliche Intelligenz sei in den Kommunen angekommen. Spätestens seit dem Hype um die sprachbasierte KI ChatGPT haben Städte und Gemeinden erkannt, dass diese Technologie immense Chancen bieten kann, gerade im Bereich der Automatisierung und der virtuellen Assistenzsysteme bei Verwaltungstätigkeiten. KI könne mittel- und langfristig eine deutliche Entlastung für die Verwaltungen darstellen – ein bedeutender Faktor in Zeiten von Kapazitätsgrenzen, wie Landsberg prognostiziert. Die größten Hemmnisse erkennt mehr als die Hälfte der Befragten beim Datenschutz, rechtlichen Aspekten sowie der Akzeptanz. Trotz aller Hürden und neuer Aufgaben ist die Motivation der Städte und Gemeinden unverändert groß und das Vertrauen in die Potenziale der Digitalisierung bleibt ungebrochen.

Autor*in: Andrea Brill (Andrea Brill ist Pressereferentin und Fachjournalistin.)