24.02.2015

„Anstupsen“ in der Kommune: Wie Sie mit „Nudging“ politisch erfolgreich sein können

Egal ob im Straßenverkehr, am Flughafen oder in der Kleingartenkolonie: Überall begegnen uns Verbote, Regeln und Vorgaben. Sie sollen sicherstellen, dass unser gemeinsames Zusammenleben in geordneten Bahnen verläuft. Einige Verhaltensforscher halten diesen Weg hingegen für wenig erfolgversprechend. Sie entwickelten das Prinzip „Nudging“, also „Anstupsen“. Lesen Sie hier, wie Sie das Prinzip nutzen können.

Fingerzeig

Deutschland gilt als das Land der Vorschriften, Regeln und Verordnungen. Ob das tatsächlich stimmt, möge jeder für sich entscheiden. Was meist dahintersteckt, ist die Tatsache, dass zahlreiche Begriffe aus dem „Amtsdeutsch“ für Außenstehende befremdlich klingen: „Bedarfslichtzeichenanlage mit Fußgängerfurt“, „Spontanvegetation“ oder auch der Klassiker, das „raumübergreifende Großgrün“: Derartige Formulierungen können vielleicht dazu beitragen, dass die dahinterstehenden (sinnvollen) Gesetze ad absurdum geführt werden. Doch müssen es immer Verordnungen und Gesetze sein? Wäre es nicht viel schöner, wenn Menschen sich aus eigenem Antrieb heraus für etwas begeistern und auch den Grund einer Verordnung verstehen?

Nudging

Verhaltensforscher haben genau an dieser Stelle angesetzt und das Prinzip „Nudging“ konzipiert: Hier wird das Verhalten von Menschen mithilfe psychologischer Prinzipien beeinflusst. Ein Beispiel: Statt fetthaltige Lebensmittel zu sanktionieren oder zu verbieten, sollen Verbraucher mithilfe eigens gestalteter Verpackungen gezielt dazu gebracht werden, zu gesünderen Produkten zu greifen. Diese Kniffe lenken das Verhalten der Menschen in die gewünschte Richtung. In Ihrer Kommune können Sie beispielsweise dafür sorgen, dass Abfalltonnen aufgestellt werden, die sich bedanken, wenn man sie nutzt: Humor ist sehr beliebt, und wenn etwas Spaß macht, machen es die Menschen gern.

Kritik

Nudging kann durchaus als manipulativ verstanden werden. Das Verhalten der Menschen soll mit unbewussten Tricks in eine Richtung gelenkt werden. Es gilt jedoch: Menschen handeln nie gegen ihren erklärten Willen und können nicht so leicht zu etwas gebracht werden, das sie nicht wollen. Nudging ist lediglich ein Impulsgeber, um auf etwas aufmerksam zu machen, um es den Menschen zu erleichtern eine (politische) Entscheidung zu treffen. Auch hilft Nudging dabei, staatliche Ressourcen zu schonen, wenn von vornherein klar ist, mit welchen Mitteln (zum Beispiel Anträgen) welche Zielgruppe einer politischen Maßnahme erreicht wird.

Autor*in: Benjamin Heimerl (Benjamin Heimerl ist Wahlkampfberater und Autor von „Praktische Redenbausteine für Bürgermeister“.)