29.11.2017

Raumordnungsbericht 2017 der Bundesregierung

Ende 2015 lebten 82,2 Mio. Menschen in Deutschland und damit etwa 2 Mio. mehr als 1990. Das geht aus dem Raumordnungsbericht 2017 hervor. Von 1990 bis 2015 sind demnach 5 Mio. Menschen zugewandert, vor allem in die Großstädte und ihre Ballungsräume. In vielen ländlichen Regionen nimmt die Bevölkerungszahl dagegen stetig ab. Die Aussagen des Raumordnungsberichts sind auch bei den Planungen der öffentlichen Verwaltung über den eigenen Personalbestand zu beachten.

Raumordnungsbericht

Rückgang der Bevölkerungszahl in ländlichen Regionen

In vielen ländlichen Regionen nimmt die Bevölkerungszahl dagegen stetig ab. Derzeit gelten 68 von 401 Kreisen (einschließlich der kreisfreien Städte) in Deutschland mit weniger als 100 Einwohnern pro Quadratkilometer als „dünn besiedelt“, heißt es. Bis 2035 könnte nach Regierungsangaben jeder siebte Kreis (= 51 Kreise) in den alten und jeder zweite Kreis (= 45 Kreise) in den neuen Bundesländern in diese Kategorie fallen.

Bevölkerungsanstieg in den Großstädten

„Während periphere Landgemeinden überwiegend Bevölkerung verloren haben, haben vor allem die Großstädte und Großstadtregionen zwischen 2005 und 2015 über 1,4 Mio. Einwohner dazugewonnen“, schreibt die Bundesregierung. Im gleichen Zeitraum sind 37 % der Mittelstädte und 52 % der Kleinstädte geschrumpft. Die zugrunde liegenden Wanderungsmuster dürften nach Ansicht der Regierung auch künftig Bestand haben: Insgesamt finden pro Jahr etwa 2,6 Mio. Zu- oder Fortzüge über Kreisgrenzen hinweg statt – etwa 32 Wanderungen pro 1.000 Einwohner.

Laut dem Raumordnungsbericht 2017 der Bundesregierung (kann als Drucksache 18/13700 beim Deutschen Bundestag eingesehen werden) liegt das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Deutschland derzeit bei 44,3 Jahren. Im Jahr 2035 werde es nach der Raumordnungsprognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) bei 47,3 Jahren liegen. Während die meisten Großstädte ihre Altersstruktur durch Zuwanderung stabil halten könnten, steige der Altersdurchschnitt in vielen ländlichen Regionen und Umlandregionen der Großstädte im Verhältnis stärker an. „Insgesamt werden 2035 knapp 7 Mio. Menschen über 80 Jahre alt sein“, heißt es in dem Bericht.

Ärztliche Versorgung

Vor dem Hintergrund einer alternden Bevölkerung stellen die ambulante ärztliche Versorgung und die Versorgung mit Arzneimitteln einen zentralen Bestandteil der Daseinsvorsorge dar, schreibt die Bundesregierung. Ihrer Ansicht nach gibt es in Deutschland „keinen generellen Ärztemangel“. Es gibt jedoch regionale Unterschiede bei den Entfernungen zum Haus- und Facharzt sowie in der Versorgung, „zumal in den dünn besiedelten Räumen bereits heute die Nachfolgeregelung oft schwieriger als in Städten und urbanen Räumen zu leisten ist“. In den Landgemeinden haben derzeit knapp 20 % der Bevölkerung einen Hausarzt in einer fußläufigen Erreichbarkeit von einem Kilometer.

Pflegebedürftige Menschen

Gestiegen ist laut dem Raumordnungsbericht 2017 die Zahl der pflegebedürftigen Menschen. Sie lag 2015 bei 2,9 Mio. Menschen und damit fast 50 % höher als noch 1999. Nach der Raumordnungsprognose werde bis 2035 die demografisch bedingte Nachfrage nach Pflegeleistungen in allen Teilräumen West- und Ostdeutschlands erheblich zunehmen, heißt es in dem Bericht.

Öffentlicher Nahverkehr

Thematisiert wird in der Vorlage auch das Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Insgesamt erreichen in Deutschland knapp 90 % der Bevölkerung ein auch hinsichtlich der Bedienungshäufigkeit gutes ÖPNV-Angebot in fußläufiger Entfernung. Mehr als 9 Mio. Menschen können jedoch ein ÖPNV-Angebot nicht fußläufig erreichen oder finden nur wenige Fahrtmöglichkeiten vor. Dies betrifft oftmals Menschen, die in ländlichen Regionen leben.

Autor*in: Werner Plaggemeier (langjähriger Herausgeber der Onlinedatenbank „Personalratspraxis“)