07.05.2018

Hohe Abbrecherquote in der Berufsausbildung

Erfreulicherweise gilt nicht für eine Berufsausbildung in der öffentlichen Verwaltung, dass jeder Vierte seine Berufsausbildung abbricht. In einzelnen Berufszweigen soll sogar jeder Zweite vorzeitig die Ausbildung beenden. Das ergibt sich aus dem Berufsbildungsbericht 2018, der Zeitungsmeldungen zufolge in Kürze vom Bundeskabinett beschlossen werden soll.

Berufsausbildung

Berufsausbildung in Deutschland

25,8 Prozent der beruflichen Ausbildungen in Deutschland werden vorzeitig abgebrochen. Bei den Frisören, Köchen, Restaurantfachkräften und Sicherheitsleuten hört sogar ungefähr jeder Zweite vorzeitig auf. Dagegen lösen – wie bereits im vorherigen Jahr – nur sehr wenige Auszubildende ihren Vertrag wieder auf, die Fachangestellte in der Verwaltung werden wollen. Das geht aus einem Entwurf des Berufsbildungsberichts 2018 hervor, der bald im Bundeskabinett beschlossen werden soll.

Die Zahlen sind alarmierend

Die Zahlen sind zwar alarmierend, aber dennoch nichts grundlegend Neues. Die sogenannte Vertragslösungsquote liegt zwar das erste Mal seit vielen Jahren über 25 Prozent. Allerdings wurde sie bereits im Berufsbildungsbericht 2017 mit 24,9 Prozent beziffert.

Zur Einordnung ist es auch wichtig zu wissen, dass nicht hinter jeder Vertragsauflösung ein Lehrling stehen muss, der die Brocken hingeworfen hat. Zu einer Vertragsauflösung kommt es schließlich auch, wenn jemand beispielsweise den Betrieb wechselt oder wenn die Firma, in der er arbeitet, in die Insolvenz geht.

Gesetzt den Fall, ein Lehrling stellt fest, dass ihm der bislang angestrebte Beruf überhaupt nicht liegt, ist ein Abbruch und ein Wechsel in eine andere Lehre sinnvoll. Hier gilt nichts anderes als bei einem Studenten, der sich in der Fächerwahl vertan hat. Natürlich tut ein verlorenes Jahr weh. Aber schlimmer wäre es, ein Leben lang im falschen Beruf unterwegs zu sein.

Einige Branchen sind auffällig

Dass junge Menschen eine einmal begonnene Lehre abbrechen, kann viele Gründe haben, darunter auch Streit mit den Vorgesetzten und ein generell schlechtes Miteinander im Betrieb.

Die Tatsache, dass die Zahl der Abbrecher so hoch ist, deutet aber auf zwei grundlegende Probleme hin: Offenbar sind nicht viele ausreichend informiert, was sie in einer bestimmten Lehre und dem dazugehörigen Beruf erwartet. Das andere Problem scheint der Mangel an guter Ausbildungsqualität und annehmbaren Arbeitsbedingungen zu sein. Auch die Höhe der Bezahlung spielt sicher eine Rolle. Das legen die sehr unterschiedlichen Zahlen je nach Lehrberuf offen.

Der DGB fordert deshalb, es müsse schnell eine Mindestvergütung für Auszubildende Gesetz werden. Beate Walter-Rosenheimer, Sprecherin für Jugendpolitik und Ausbildung, bei den Grünen im Bundestag, sieht sowohl den Staat als auch die Unternehmen in der Pflicht.

Autor*in: Werner Plaggemeier (langjähriger Herausgeber der Onlinedatenbank „Personalratspraxis“)