22.09.2016

Betriebsratssprechstunde: Vom Problem zur Lösung

Wenn Arbeitnehmer in einer Krisensituation die Betriebsratssprechstunde aufsuchen, sehen sie meist nur ihr Problem. Alles, was der Lösung dienen könnte, scheint unmöglich zu sein. Damit sich die Beratung nicht im Kreis dreht, bietet sich – neben der Fokussierung auf Ziele – eine Methode an, bei der Sie gezielt mit Ausnahmen und Unterschieden arbeiten.

Hilfestellung in Krisensituationen

Geschäftsführung Betriebsrat. In Krisensituationen legen Arbeitnehmer häufig den Fokus auf die Probleme. Für jede mögliche Lösung findet sich eine Hürde.

Ziele und Wünsche konkretisieren

Versuchen Sie, mit dem Arbeitnehmer herauszuarbeiten, was sich an seiner Situation ändern soll und gehen Sie dann an die Konkretisierung:

  • Wenn die Kollegen netter wären: Was wäre der Unterschied zur jetzigen Situation? Beispiele könnten sein, dass sie ihn zum Mittagessen mitnehmen oder ihn bei der Arbeit entlasten.
  • Wenn die Arbeit frustrierend ist: Wie müsste sie sein, damit sie erfüllend ist?
  • Wenn der Stress zu groß ist: Welche Aufgaben müssten entfallen, wie wären konkret die zeitlichen Abläufe, was genau wäre zu leisten?

Diese Konkretisierungen lenken den Arbeitnehmer weg von seinen Problemen hin zu Zielen. Indem der Arbeitnehmer solche Szenarien entwickelt, muss er sich zwangsläufig auch den Realitäten stellen.

Ausnahmen finden

Im nächsten Schritt arbeiten Sie mit dem Arbeitnehmer den Unterschied der Zielsituation zu seiner jetzigen Situation heraus, in dem Sie konkret nach Ausnahmen seiner Wahrnehmung fragen:

  • Nehmen Ihre Kollegen Sie nie mit zum Essen?
  • Ist Ihre Arbeit niemals erfüllend?
  • Ist die Arbeit immer stressig?

Nennt der Arbeitnehmer eine solche Ausnahme, können Sie nachhaken und wiederum konkretisieren: Warum war diese Arbeitssituation erfüllend? Warum war es an diesem Tag weniger stressig? Die Ausnahme kommt meistens dem genannten Ziel schon sehr nahe, so dass der Arbeitnehmer merkt: Er kann es ja unter Umständen erreichen.

Maßnahmen ableiten

Was dem Arbeitnehmer einmal gelungen ist, könnte ihm durchaus noch einmal und vielleicht viele Male gelingen. Die konkreten Umstände, unter denen es gelingen konnte, haben Sie schon herausgearbeitet. Nun stellt sich noch die Frage: Wie kann der Arbeitnehmer, diese Umstände wiederholen?

  • Vielleicht kann er die Kollegen einfach begleiten, wenn sie Mittagessen gehen.
  • Er könnte frustrierende Aufgaben an den Kollegen abgeben, der sie schon einmal übernommen hat.

 

Keine endgültige Lösung

In einem einmaligen Gespräch werden Sie es kaum erreichen, dass der Arbeitnehmer eine endgültige Lösung für sich findet. Aber Sie haben ihn dazu gebracht, sich auf machbare Ziele zu konzentrieren und sich konkrete Maßnahmen zu überlegen.

 

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Sie fanden diesen Beitrag interessant und wollen mehr über die Organisation und Geschäftsführung des Betriebsrats lesen? Dann empfehlen wir Ihnen unser monatliches Fachmagazin Betriebsrat INTERN, aus dem dieser Artikel stammt.

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Autor*in: Martin Buttenmüller (ist Journalist und Chefredakteur des Fachmagazins Betriebsrat INTERN.)