Arbeitsschutzmanagementsystem nach ISO 45001
ISO 45001 ist der internationale Standard für Arbeitsschutzmanagementsysteme – als 2018 eingeführter Ersatz der britischen OHSAS 18001. Erfahren Sie, wie ISO 45001 Unternehmen hilft, Arbeitsunfälle zu vermeiden, rechtliche Sicherheit zu schaffen und Gesundheitsschutz strategisch ins Management einzubinden. Der Artikel zeigt, welche Vorteile der Standard bringt und wie Sie ihn praxisnah umsetzen können.
Zuletzt aktualisiert am: 16. März 2025

Was ist die ISO 45001 und warum ist sie für den Arbeitsschutz wichtig?
ISO 45001 ist ein international gültiger Standard für Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsysteme (AMS). Er wurde entwickelt, um Unternehmen jeder Größe und Branche dabei zu unterstützen, sichere und gesunde Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Die Norm löste 2018 den bis dahin geltenden britischen Standard für ein Arbeitsschutzmanagementsystem, die OHSAS 18001, ab. Arbeitssicherheit nach ISO 45001 bedeutet, nicht nur Unfälle und Krankheiten zu vermeiden, sondern den Arbeitsschutz systematisch in alle Unternehmensprozesse zu integrieren: durch klare Strukturen, Verantwortlichkeiten und kontinuierliche Verbesserungsprozesse.
Als Teil der ISO-Familie ist sie zudem mit anderen Managementsystemnormen wie zu Umwelt oder Energie kompatibel. Die Norm wurde in Deutschland zuletzt 2023 aktualisiert und neu veröffentlicht (DIN EN ISO 45001:2023).
Die Struktur der ISO 45001
Die ISO-Norm zur Arbeitssicherheit folgt folgendem Aufbau (Kapitel und Unterkapitel):
| Kapitel 1–3 | Die Kapitel 1–3 stellen im Grunde allgemeine Informationen zum Unternehmen und zur jeweiligen rechtlichen Umgebung bereit. |
Die weiteren Kapitel bilden den PDCA-(Plan-Do-Check-Act-)Zyklus ab.
| Kapitel 4. Kontext der Organisation, 5. Führung und Beteiligung der Beschäftigten, 6. Planung, 7. Unterstützung, 8.1 Betriebliche Planung und Steuerung, 8.2 Notfallplanung und Reaktion | Plan |
| Kapitel 8.1 Betriebliche Planung und Steuerung, 8.2 Notfallplanung und Reaktion | Do |
| Kapitel 8.1 Betriebliche Planung und Steuerung, 8.2 Notfallplanung und Reaktion, 9. Bewertung der Leistung | Check |
| Kapitel 10 Verbesserung | Act |
Diese sogenannte High-Level-Struktur liegt auch den bereits früher erfolgten Überarbeitungen/Neustrukturierungen der ISO 9001 und der ISO 50001 zugrunde. Das ist praktisch, wenn ein Unternehmen mehrere Managementsysteme oder ein integriertes EHS-Managementsystem einführen möchte, da es dann viele Dokumente und Verantwortlichkeiten nur geringfügig anpassen muss.
DIN ISO 45001 Zusammenfassung der Anforderungen
Damit ein Arbeitsschutzmanagementsystem nach ISO 45001 zertifiziert wird, muss es
1. den Kontext der Organisation verstehen
Arbeitsschutzmanagement nach ISO 45001 muss immer den Unternehmenskontext beachten. Das heißt, jedes Unternehmen muss sich in strukturierter Form darüber klar werden, in welcher – vor allem „rechtlicher“ – Umgebung es arbeitet und welche Anforderungen alle interessierten Parteien (Berufsgenossenschaften, Kunden etc.) an seine Arbeitssicherheit stellen.
2. Führung und Verpflichtung der Unternehmensleitung sicherstellen
Die oberste Leitung muss sich darum kümmern, dass Arbeits- und Gesundheitsschutz zentrale Punkte im gesamten Managementsystem Arbeitssicherheit werden. Sie muss sich entschließen, Arbeits- und Gesundheitsschutz bei allen Unternehmensentscheidungen zu berücksichtigen – und durch die gesamte Unternehmenshierarchie hindurch umzusetzen.
Zusätzlich fordert die Norm die Beteiligung der Arbeitnehmer, die von den Maßnahmen betroffen sind: Mitarbeitende müssen nicht nur informiert, sondern aktiv eingebunden werden – etwa bei Gefährdungsbeurteilungen, Maßnahmenplanung oder bei der Verbesserung von Prozessen.
3. Risiken erkennen
Die Norm fordert, Risiken systematisch zu identifizieren, zu bewerten und geeignete Maßnahmen zur Minimierung oder Beseitigung zu ergreifen. Chancen zur Verbesserung sollen ebenso betrachtet werden. Diese Anforderungen deckt die klassische Gefährdungsbeurteilung im Arbeitsschutz bereits ab.
4. Kennzahlen im Arbeitsschutz definieren
Unternehmen müssen messbare Ziele im Arbeitsschutz definieren und deren Umsetzung regelmäßig überprüfen – inkl. Verantwortlichkeiten, Fristen und Ressourcen.
5. betriebliche Planung und Steuerung sicherstellen
Hier fordert die Norm u.a. einen Prozess zur Koordinierung von mehreren Firmen und Organisationen an einer Arbeitsstelle sowie einen Prozess zur Maßnahmenhierarchie.
6. überwacht und verbessert werden
Die Wirksamkeit des Arbeitsschutzmanagementsystems muss durch interne Audits, Bewertungen und Kennzahlen überwacht werden, u.a. im sogenannten Management Review zum Arbeitsschutz. Ziel ist ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP), der Sicherheit und Gesundheit langfristig stärkt.
Was bringt ein Arbeitsschutzmanagementsystem nach ISO 45001?
Eine Zertifizierung im Arbeitsschutz nach ISO 45001 stärkt das Sicherheitsmanagement systematisch, reduziert Arbeitsunfälle und senkt langfristig Kosten. Unternehmen mit einer ISO-45001-Zertifizierung agieren außerdem mit größerer rechtlicher Sicherheit. Darüber hinaus signalisiert die ISO-45001-Zertifizierung nach außen ein klares Bekenntnis zur Verantwortung.
Das ist nicht nur bloße Theorie. Zahlreiche Studien belegen die positiven Effekte einer Zertifizierung nach 45001, eine davon sei hier stellvertretend vorgestellt: Eine groß angelegte empirische Analyse mit 157 börsennotierten Unternehmen zeigt: Firmen mit ISO-45001-Zertifikat weisen im Vergleich zu Nicht-Zertifizierten höhere Produktivität und Profitabilität auf – während sich der Umsatz statistisch gesehen nicht deutlich unterscheidet (zur Studie auf onlinelibrary.wiley).
Schritte zur ISO-45001-Zertifizierung im Arbeitsschutz
Wer ein Arbeitsschutzmanagementsystem nach ISO 45001 einführen möchte, braucht eine klare Systematik. Unternehmen sollten sich an den folgenden Schritten orientieren:
1. Bestandsaufnahme und Gap-Analyse
Zunächst müssen Sie prüfen, welche bestehenden Prozesse, Maßnahmen und Dokumentationen bereits der ISO Norm zur Arbeitssicherheit entsprechen – und wo Nachbesserungsbedarf besteht. Eine Gap-Analyse schafft Klarheit und Prioritäten.
2. Projektplanung und Verantwortlichkeiten
Ein internes Projektteam wird gebildet, Rollen werden definiert.
3. (bestehendes) Arbeitsschutzmanagement nach ISO 45001 auslegen
Alle relevanten Prozesse – von der Gefährdungsbeurteilung über Schulungen bis zur Notfallplanung – werden gemäß ISO 45001 strukturiert, dokumentiert und auf ihre Wirksamkeit hin geprüft.
4. Interne Audits und Management Review im Arbeitsschutz
Vor der Zertifizierung führt das Unternehmen interne Audits durch, um Schwachstellen zu identifizieren. Eine Managementbewertung schließt die interne Vorbereitung ab.
5. Externes Zertifizierungsaudit
Ein akkreditierter Zertifizierer prüft das Managementsystem in zwei Phasen (Dokumentenprüfung und Vor-Ort-Audit). Dann erhält das Arbeitsschutzmanagementsystem hoffentlich die Zertifizierung nach 45001.
6. Kontinuierliche Verbesserung
Die Zertifizierung ist kein Endpunkt: Regelmäßige Audits, Reviews und Verbesserungsprozesse sichern langfristig die Wirksamkeit des Systems.
Praxistipp: Viele Unternehmen unterschätzen den zeitlichen Aufwand. Eine realistische Projektlaufzeit liegt – je nach Ausgangslage – bei rund 12 Monaten. Frühzeitige Planung und externe Begleitung können diesen Prozess effizienter machen.
Praxisbeispiel: ISO-45001-Einführung erfolgreich umgesetzt
Ein mittelständisches Maschinenbauunternehmen mit rund 250 Mitarbeitenden entschied sich 2022, ein System zur Arbeitssicherheit nach ISO 45001 einzuführen, um den steigenden Anforderungen von Kunden und Auftraggebern gerecht zu werden und Ausfälle der Mitarbeiter zu senken.
Herausforderungen: fehlende interne Ressourcen, uneinheitliche Gefährdungsbeurteilungen und geringe Akzeptanz bei Führungskräften.
Lösungsweg: Das Unternehmen setzte auf ein interdisziplinäres Projektteam, externe Beratung in der Vorbereitungsphase und regelmäßige Workshops mit Führungskräften und Mitarbeitenden. Bestehende Prozesse wurden nicht ersetzt, sondern konsequent an die ISO-Anforderungen angepasst. Besonderes Augenmerk lag auf der Wirksamkeitskontrolle und praxisnahen Schulungen.
Learnings: Ein frühes Einbinden der Belegschaft fördert Akzeptanz, eine klare Rollendefinition für Führungskräfte ist entscheidend.