02.03.2016

Tote – Infektionsrisiko für Lebende

Dass schreckliche Bilder von Unfallopfern und Ermordeten die Psyche der Menschen, die mit ihnen konfrontiert werden, stark belasten, ist einleuchtend. Aber nicht nur seelische Erkrankungen können durch den Umgang mit Toten auftreten, sondern auch körperliche. Die Verstorbenen werden abgeholt, transportiert, hergerichtet, konserviert – das Infektionsrisiko ist dabei nicht zu unterschätzen: Jede Leiche kann Mikroorganismen wie Bakterien, Viren und Pilze auf und in sich tragen. Sie führen nicht nur zu Infektionen, sondern können auch Allergien oder Vergiftungen auslösen.

Infektionsrisiko durch Leichen

Mikroorganismen fallen unter den Oberbegriff der „Biostoffe“, der in der Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkeiten mit Biologischen Arbeitsstoffen, auch Biostoffverordnung genannt, genauer definiert ist.

Die Infektionsrisiken

Je nach Infektionsrisiko werden die Mikroorganismen vier Risikogruppen zugeordnet. Zur Risikogruppe 1 gehören zum Beispiel ungefährliche Hautpilze, bei denen eine Erkrankung unwahrscheinlich ist. Zur Risikogruppe 2 zählen Hepatitis A und Tetanus. Hier ist zwar eine Ansteckung möglich, sie ist aber normalerweise vermeid- und behandelbar. Biostoffe der Risikogruppe 3 sind weit gefährlicher. Sie können beim Menschen schwere Erkrankungen hervorrufen. Darunter fallen Hepatitis B-, HI-Viren, Tuberkulosebakterien oder Milzbrandsporen.

Zur Risikogruppe 4 gehören die berüchtigten Lassa-, Marburg- und Ebola-Viren, auch die Pocken. Wie man aus den Medien weiß, sind hier die Überlebenschancen gering, wenn man sich infiziert. Vorbeugung und Behandlung sind äußerst aufwändig und schwierig.

Die Lebenszeit von Mikroorganismen ist unterschiedlich: So überlebt das HI-Virus nur wenige Stunden, nachdem der Erkrankte verstorben ist. Milzbrand, der unter Tierbeständen in Afrika, Teilen Europas und Asien vorkommt, bleibt wie von der britischen Insel Gruinard Island bekannt über Jahrzehnte gefährlich. In den vergangenen Jahren wurden in Deutschland vereinzelt Milzbrandfälle bei Drogensüchtigen festgestellt, die sich verunreinigtes Heroin spritzten.

Durch die Verwesung kommen noch die Risiken durch Leichengifte, Schimmelpilze und Fäulnisbakterien hinzu. Man kommt mit ihnen zum Beispiel in Kontakt, wenn beim Umlagern der Leiche Luft aus der Lunge des Toten strömt, durch Verletzungen des Toten und desjenigen, der mit ihm arbeitet und über Parasiten. Um dem Infektionsrisiko wirksam zu begegnen, ist es für den Bestatter unerlässlich, Haut, Nase und Mund so gut wie möglich zu schützen, die nötigen Schutzmaßnahmen zu treffen und die empfohlenen Schutzprodukte zu nutzen.

Ansprechpartner sind hier vor allem die Berufsgenossenschaften.

Autor*in: Astrid Hedrich (Rechtsanwältin und Dozentin in Augsburg. Beschäftigt sich mit Wirtschaftsrecht.)