13.07.2017

Sterben und bestatten in China

China hat ca. 1,4 Milliarden Einwohner, mehr als Nordamerika, Europa und Russland zusammen. Obwohl das Land offiziell atheistisch ist, gibt es viele Glaubensrichtungen. Noch heute prägt der Konfuzianismus und Daoismus das Verhalten vieler Menschen. Über die Jahre haben sich die traditionellen Bräuche mit neuen Überzeugungen gemischt. Bei einer Bestattung sollten daher die individuellen Wünsche ausgelotet werden.

asiatische Bestattung

Der gemeinsame Nenner

Die verschiedenen Glaubensrichtungen haben Gemeinsamkeiten: Der Glaube an ein Leben nach dem Tod und an Götter mit magischen Kräften und großem Einfluss.

Für Chinesen ist die Ahnenverehrung sehr wichtig. Die Vorfahren gehören zum unsichtbaren Teil der Familie. Sie belohnen gutes Benehmen und strafen schlechtes.

Chinesen legen großen Wert darauf, sich gut auf den Tod vorzubereiten und in Würde zu sterben. Auch im größten Leid versuchen sie, Schmerzen oder Hinfälligkeit zu verbergen. Der Tod ist Ende und Höhepunkt des religiösen Lebens auf dieser Erde. Die Bestattung soll möglichst feierlich sein: je mehr Trauergäste desto besser. Traditionell wird eine Erdbestattung vorgezogen.

In den Städten fällt die Beerdigung heute oftmals bescheidener aus. Auch der Anteil an Feuerbestattungen nimmt wie bei uns stetig zu.

Beispiel einer Bestattung

Der Leichnam wird von anwesenden Angehörigen gewaschen und aufwendig eingekleidet. Danach wird er mit einem Laken zugedeckt, seine Füße zusammengebunden und mit dem Haupt Richtung Tür aufgebahrt. Auf einem Tisch neben ihm stehen zwei brennende Kerzen und Blumen. Je nach Familie setzt ein lautes Weinen und Schreien ein, manchmal wird dafür eigens ein Schauspieler gebucht.

Verwandte und Freunde bleiben mindestens drei Tage bei der Familie des Verstorbenen. In dieser Zeit bestimmt ein Mönch nach dem Mondkalender den besten Tag für die Beerdigung. Da viele Chinesen an Fengshui glauben, muss die Grabstelle entsprechend ausgewählt werden.

Zur Beerdigung tragen die Verwandten weiße Kleidung. Feuerwerke und Papiergeld wird abgebrannt, um die bösen Geister zu bestechen oder wenigstens zu vertreiben. Nach der Beerdigung wäscht man sich die Hände. So vertreibt man das Unglück.

Mehr zum Thema „Chinesische Kulturen“ finden Sie im Werk Friedhofs- und Bestattungswesen.

Autor*in: Astrid Hedrich (Rechtsanwältin und Dozentin in Augsburg. Beschäftigt sich mit Wirtschaftsrecht.)