03.01.2017

Jüdische Bestattung

In Berlin-Weißensee ist der größte jüdische Friedhof zu finden. Er steht unter Denkmalschutz. Viele alte jüdische Friedhöfe sind heute nur noch Orte der Ruhe und dienen der Erinnerung an die Opfer des zweiten Weltkriegs. Jüdische Mitbürger werden dort immer seltener beerdigt. Wie läuft eigentlich eine typische jüdische Bestattung ab?

Jüdischer Friedhof

Der Abschied

Nach dem Tod kümmern sich die Angehörigen um die Beisetzung. Dabei werden sie in vielen jüdischen Gemeinden vom „Heiligen Verein“ unterstützt, der ehrenamtlich Kranke betreut und Bestattungen vorbereitet. Er übernimmt es, den Toten nach genauen Richtlinien zu waschen und zu bekleiden. Auf den meisten jüdischen Friedhöfen gibt es dafür einen speziellen Raum. Die Bestattung soll möglichst schnell erfolgen und wird schlicht gehalten.

Bei den Bestattungsfeierlichkeiten singt der Kantor, gefolgt von der Trauerrede des Rabbiners, eventuellen Ansprachen einiger Trauergäste und Gebeten. Über den Toten wird nur Gutes berichtet.

Zum Zeichen der Trauer reißen die Eltern des Verstorbenen auf der linken Seite und die übrigen nahen Angehörigen auf der rechten Seite vom Hals an ihre Kleidung senkrecht ein. Das eingerissene Stück dürfen Eltern dreißig Tage und die anderen sieben Tage lang nicht flicken.

Nachdem der Sarg ins Grab heruntergelassen wurde, wirft jeder Angehörige drei Hände voll Erde auf ihn und spricht: „Von Staub bist du und zum Staub wirst du zurückkehren.“ Eine Feuerbestattung kommt bei strenggläubigen Juden selten vor. Auf das Grab werden nicht Blumen, sondern kleine Steine gelegt. Nach Gebet und Beileidsbekundung waschen sich die Trauernden wie bei jedem Friedhofsbesuch die Hände. Nach der Beerdigung beginnt für die Hinterbliebenen zunächst eine Trauerwoche, dann ein Trauermonat und wenn die Eltern gestorben sind, ein Trauerjahr.

Nach einem Jahr wird der Grabstein gesetzt. Jüdische Gräber müssen ewig bestehen und dürfen nicht eingeebnet werden.

Einen Beitrag zum Thema Bestattungsriten und insbesondere jüdische Bestattung finden Sie im Werk „Friedhofs- und Bestattungswesen“.

Autor*in: Astrid Hedrich (Rechtsanwältin und Dozentin in Augsburg. Beschäftigt sich mit Wirtschaftsrecht.)