17.08.2015

Die letzte Fahrt mit dem Motorrad

Der Trend zur individuellen Bestattung geht unvermindert weiter. Die Zeiten, in denen begeisterte Motorradfahrer bei ihrer Bestattung mit einem Standardleichenwagen vorlieb nehmen mussten, sind vorbei. Jetzt können sie ihre sterblichen Überreste Bikermäßig mit dem Motorrad transportieren lassen.

Motorrad auf Landstraße

Die Motorradbestattung

Eine Motorradbestattung ist keine besondere Bestattungsart, sondern es geht um eine besondere Art der Überführung der Leiche. Leichen dürfen laut den Bestattungsgesetzen der Länder nur in dafür vorgesehenen Kraftfahrzeugen befördert werden.

Um begeisterten Motorradfahrern die Fahrt im üblichen Leichenwagen zu ersparen, hat sich Jörg Michael Grossmann aus Usingen auf Bestattungen mit Motorrädern spezialisiert. Er hat einen besonders langen Bestattungsbeiwagen für Motorräder wie seine schwarze Harley Davidson E-Glide oder seine Kawasaki VN 1500 kreiert, mit dem er einen Sarg beispielsweise zum Krematorium oder auf einer letzten Tour durch die Heimat und anschließend zur Beerdigung fahren kann. Den schnittigen schwarz lackierten Bestattungsbeiwagen hat er vom TÜV prüfen und sich europaweit patentieren lassen. Urnen transportiert er mit speziellen Gestellen auf dem Motorrad.

Gerne wird ein Biker-Leichenzug von einem Motorradkorso begleitet. Je nach Größe der Gruppe fahren dann aus Sicherheitsgründen Polizisten auf Motorrädern und im Pkw mit. Ein Polizeiwagen mit Blaulicht bildet das Schlusslicht.

Jörg Grossmann ist selbst kein Bestatter, sondern bietet seinen Service über die Bestatter an, die mit ihm zusammenarbeiten. Am Bestattungstag steht er mit Motorrad und Beiwagen zum Festpreis von 952,00 € plus Reisekosten zur Verfügung.

Für den Biker die passende Urne

Nach dem Motto „Du kannst dein Biker-Leben nicht in einer Holzkiste beenden“, hat sich auch ein Berliner Biker etwas zur Biker-gemäßen Bestattung einfallen lassen. Er bietet Biker-Urnen an, die jeweils aus einem original Harley Davidson Twin Cam Zylinder (88/96) gefertigt werden. Deckel und Sockel bestehen aus geöltem, polierten amerikanischen Nussbaum. Das Fassungsvermögen beträgt jedoch nur 1.000 ccm, weniger als bei einer Standardurne.

Begeisterte Motorradfans können nun also bis zum Lebensende ihrem Lifestyle frönen und Bestatter ihr Angebot dem Kundenwunsch entsprechend erweitern. Im Internet finden sich auch noch andere Varianten der Motorradbestattung. Die Nachfrage ist da.

Autor*in: Astrid Hedrich (Rechtsanwältin und Dozentin in Augsburg. Beschäftigt sich mit Wirtschaftsrecht.)