30.11.2015

Der Tod als Accessoire

Der Tod ist medienwirksam und momentan „très chic“. Sogar der neue James Bond Film „Spectre“ beginnt mitten am mexikanischen Tag der Toten, einem mehrtägigen farbgewaltigen Volksfest, mit dem die Verstorbenen geehrt werden. „Dia de los Muertos“ ist sogar Teil des Weltkulturerbes, wurde er doch 2003 von der UNESCO zum Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit erklärt. Mit Totenkopfmaske, Zylinder und elegantem „Skelett-Anzug“ zeigt sich 007 mit einer schönen Frau. Auf der einen Seite das lebensfrohe Volksfest, auf der anderen ein Hinweis auf die Sterblichkeit – der anderen. Wie der Tod Einzug in die Modewelt genommen hat, zeigt die Ausstellung „Buy now, die later!“ im Kassler Museum für Sepulkralkultur.

Totenkopf

Totenköpfe überall

Selten zuvor wurde so oft mit dem Tod kokettiert, ohne sich wirklich mit ihm auseinanderzusetzen. Da gibt es schwarze Baby-Strampler, auf denen Totenschädel aus Swarovski-Steinchen blinken. Rosa Pyjamahosen, Schuhe, Gürtel; T-Shirts und Reizwäsche – nichts ist vor dem Modetrend sicher. Sogar der Volkssänger Heino trägt neuerdings als „echter Rocker“ neben seiner schwarzen Ledermontur einen großen Silberring mit Totenkopf. Auch als Tattoos waren und sind Totenköpfe schon immer beliebte Motive. Frauen lassen die Schädel oft verniedlichen, z.B. mit rosa Schleifen oder Blumen verzieren.

Ein Zeichen für die Auseinandersetzung mit dem Tod?

Anders als im 17. Jahrhundert, in dem auf vielen Stillleben ein Totenkopf auf die Vergänglichkeit des Lebens hinwies, wird heute der Tod aus dem Leben so weit wie möglich verdrängt. Daran ändern auch die modischen Totenköpfe nichts. Zwar möchte der Träger eines Skull-Tattoos im Idealfall zeigen, dass er den Tod als Teil des Lebens annimmt. Aber bei wie vielen Tätowierten überwiegt nicht vielleicht doch der modische Aspekt, der Wunsch „cool“ zu sein oder eine Botschaft zu vermitteln. Totenköpfe sind nämlich auch Symbole. Schon die Piratenflagge mit Jolly Roger warnte vor Gefahr. Die Totenköpfe stehen für Gewalt, Härte, für Rebellion. Für einen Christen symbolisieren sie die Ewigkeit.

Dem Tod widmet sich aber das in Deutschland einmalige Museum der Sepulkralkultur in Kassel. Die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal hatte das Museum 1992 mit dem Ziel eröffnet, den Tod wieder ins Bewusstsein zu rücken. Es residiert in der ehemaligen Henschel-Villa auf dem Weinberg, die dringend saniert werden muss. Der Verein versucht momentan zusammen mit der Stadt Fördergelder dafür zu erhalten.

Ein Besuch lohnt sich!

Autor*in: Astrid Hedrich (Rechtsanwältin und Dozentin in Augsburg. Beschäftigt sich mit Wirtschaftsrecht.)