02.09.2023

Stromunfall: So leisten Sie Erste Hilfe

Einen Augenblick nicht aufgepasst, und schon ist er passiert: ein Stromunfall. 3.561 solcher Unfälle wurden der BG ETEM im Jahr 2021 gemeldet, die meisten davon im Niederspannungsbereich. Worauf Sie achten müssen, wenn Sie bei einem Stromunfall Erste Hilfe leisten, erklärt unser Fachbeitrag.

Stromunfall

So schnell wie möglich den Strom unterbrechen!

Bei einem Stromunfall gilt es, den Verunfallten so schnell wie möglich von der Stromquelle zu trennen. Bei Niederspannung bis 1.000 Volt, wie sie meist in Büro- und Gewerberäumen sowie Haushalten zu finden ist, können Sie den Strom selbst unterbrechen:

  • indem Sie den Stecker ziehen,
  • das Gerät oder die Anlage ausschalten
  • oder die Sicherung betätigen.

Sofort einen Notruf absetzen!

Für einen Notruf wählen Sie die Nummer 112 und teilen der Einsatzzentrale als erstes mit, dass sich ein Stromunfall ereignet hat. Dann geben Sie Antwort auf die fünf W-Fragen:

  • Wo ist der Stromunfall passiert? Anschrift, Gebäudeteil, Etage, Raum …
  • Was ist passiert? Stromunfall durch elektrischen Schlag oder Lichtbogeneinwirkung, eingeklemmte Personen, besondere Gefahren, z.B. Feuer, Explosionsgefahr
  • Wie viele Verletzte gibt es?
  • Welche Art von Verletzungen? Verbrennungen, Atemstillstand, Bewusstlosigkeit, Herz-Kreislaufstillstand …
  • Warten Sie auf Rückfragen: In der Hektik kann es schon einmal passieren, dass Sie wichtige Informationen vergessen. Warten Sie daher ab, ob die Notrufzentrale Fragen an Sie hat, bevor Sie auflegen.

Auf die eigene Sicherheit achten

Mehr noch als bei anderen Unfällen gilt bei einem Stromunfall: Achten Sie auf Ihre eigene Sicherheit!

Sie dürfen keinesfalls selbst in den Stromkreis geraten. Fassen Sie den Verunfallten also nicht an, solange er noch mit der Stromquelle verbunden ist. Bei Hochspannungsunfällen müssen Sie außerdem einen Sicherheitsabstand von mindestens fünf Metern einhalten.

Erste Hilfe bei einem Stromunfall

Die gefährlichsten Folgen eines Stromunfalls sind Atem- oder Herz-Kreislauf-Stillstand. Die schnellstmögliche Anwendung der Herz-Lungen-Wiederbelebung ist dann besonders wichtig. Hier wechseln sich Herzdruckmassage (30 Kompressionen) und Atemspende (zwei Beatmungen) ab. Laien dürfen auf die Beatmung allerdings verzichten und sollten sich ganz auf die Druckmassage konzentrieren. Wichtig sind hier Drucktiefe (mindestens 5 cm senkrecht zur Körperachse) und Frequenz (mindestens 100/Minute). Nach zwei Minuten wechseln die Helfer.

Einen Verunfallten, bei dem kein Atem- oder Kreislaufstillstand vorliegt, bringen Sie in die stabile Seitenlage. Sprechen Sie ruhig mit ihm, erklären Sie ihm, was gerade passiert, und halten Sie Schaulustige von ihm fern.

Tipp der Redaktion: Richtig handeln nach einem Stromunfall

E-Learning-Kurs für Auszubildende
Ausschnitt aus dem E-Learning-Kurs „Richtig handeln nach einem Stromunfall“

Von WEKA Media gibt es dazu einen E-Learning-Kurs speziell für Auszubildende: Richtig handeln nach einem Stromunfall. Der Kurs vermittelt den Auszubildenden diese Inhalte:

  • Gefahren und Auswirkungen elektrischer Energie
  • Stromunfälle in der Niederspannung
  • Erste-Hilfe-Maßnahmen nach einem Stromunfall
  • Sicheres Arbeiten im spannungsfreien Zustand
  • Die 5 Sicherheitsregeln

Hier erhalten Sie mehr Informationen und können bestellen, wenn Sie mögen: Richtig handeln nach einem Stromunfall

Was passiert bei einem Stromunfall?

Bei einem Stromunfall wird der Mensch in den Stromkreis einbezogen: Er wird durchströmt. Ab einer gewissen Stromstärke reagiert der Körper auf diese Durchströmung mit Muskelverkrampfungen. Dadurch kann sich der Verunfallte oft nicht mehr von der Stromleitung befreien, sondern „klammert“ sich daran fest. Auch Atmung und Herzrhythmus können durch diese Verkrampfungen gestört werden, sodass es zu Herzkammerflimmern kommen kann.

Wie groß diese Gefahr bei einem Stromunfall ist, hängt unter anderem von der Berührungsspannung, dem Stromweg sowie von der Frequenz und der Dauer des Stromflusses ab. Auch die Feuchtigkeit der Haut, die Kleidung und andere Faktoren spielen eine Rolle.

Eine weitere häufige Folge von einem Stromunfall sind Verbrennungen. Zudem sind auch die Gefahren von Sekundärunfällen (zum Beispiel Absturz von einer Leiter nach einem Stromschlag) nicht zu unterschätzen.

Stromunfall in Hochspannungsanlagen

Bei einem Stromunfall in einer Hochspannungsanlage darf nur das Fachpersonal die Stromversorgung unterbrechen und den Verunfallten bergen. Deshalb sollten Sie zuerst einen Notruf absetzen und dann sofort das Fachpersonal herbeirufen.

Halten Sie einen Sicherheitsabstand von mindestens fünf Metern zum Verunfallten ein. Beginnen Sie erst dann mit der ersten Hilfe, wenn das Fachpersonal den Strom abgeschaltet und den Verunfallten aus der Gefahrenzone geborgen hat. Ebenso handeln Sie, wenn Sie nicht wissen, ob es sich um eine Nieder- oder eine Hochspannungsanlage handelt.

Nach einem Stromunfall: Unbedingt ins Krankenhaus?

Auch bei Niederspannungsunfällen werden Verunfallte meist 24 Stunden zur Beobachtung ins Krankenhaus aufgenommen. Dies ist vor allem nötig, wenn der Verunfallte nach dem Stromschlag bewusstlos war. Auch wenn das EKG Auffälligkeiten zeigt oder der Verunfallte Symptome wie Atemnot, Herzbeschwerden oder Benommenheit zeigt, sollte er dringend überwacht werden.

Gleiches gilt bei bestehenden Vorerkrankungen des Herzens oder einer Schwangerschaft. Natürlich gehören auch Verletzungen durch Sekundärunfälle oder Verbrennungen in ärztliche Behandlung.

Stromunfälle vermeiden durch Unterweisungen

Damit es gar nicht erst zu einem Stromunfall kommt, sollten Sie die jährlichen Sicherheitsunterweisungen sorgfältig durchführen. Achten Sie zudem auf die Einhaltung der fünf Sicherheitsregeln. Deren Missachtung ist neben Verhaltensfehlern und Schäden an elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln die häufigste Ursache für einen Stromunfall. Denken Sie gerade im Arbeitsalltag daran: Elektrosicherheit hilft Stromunfälle zu vermeiden!

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Autor*in: WEKA Redaktion