Sorge um den Frankfurter Stadtwald
Besonders in den Großstädten und Ballungszentren gewinnen Grünanlagen, Parks und Stadtwälder an Bedeutung, nicht nur da sie den Bewohnern Erholung bieten, sondern auch aufgrund des Klimaausgleichs insbesondere in den trockenen Sommern. Der Frankfurter Stadtwald steht „weiter stark unter Druck“, wie die Klima- und Umweltdezernentin Tina Zapf-Rodriguez meint, obwohl es im vergangenen Jahr viel geregnet hat.
Zuletzt aktualisiert am: 12. November 2025

Ursache ist der kritische Zustand, denn 97,7 Prozent aller Bäume seien geschädigt, wie die Dezernentin der Frankfurter Grünen bei der Vorstellung des Zustandsberichts des Stadtwalds für das Jahr 2025 erklärt. Zwar habe sich der Zustand der Bäume insgesamt im Vergleich zum Vorjahr leicht erholt, doch die wiederkehrenden Trocken- und Hitzephasen hinterließen vor allem bei den älteren Bäumen deutliche Spuren. Die Hälfte aller Bäume sei stark geschädigt, womit ein neuer Höchstwert seit Beginn der Erhebung im Jahr 1984 erreicht worden ist. Der langanhaltende Regen hat nicht geholfen, weil das Frühjahr sehr trocken gewesen ist. In dieser Zeit treiben die Blätter aus und benötigen gerade viel Wasser und Feuchtigkeit. Dann kam der Frühsommer mit hohen Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius. Diese ungewöhnliche Varianz des Wetters sorge dafür, dass sich die Bäume im Stadtwald kaum erholen, wie der neue städtische Klimaförster Lukas Hartmann bei der Vorstellung des Zustandsberichts erläuterte.
Die Fachleute setzen aber Hoffnung auf die jungen Bäume im Wald, die sich vergleichsweise gut behaupten können. Als jung gelten übrigens Bäume, die unter 60 Jahre alt sind. Besonders widerstandskräftig sind junge Buchen, die Klimaförster Hartmann als die „Mutter des Waldes“ bezeichnet. Bei diesen jungen Pflanzen sind mehr als zwölf Prozent nicht geschädigt. Damit zeigten die jungen Buchen weniger Schäden als alle anderen Baumarten im Stadtwald. Aber auch bei den jungen Eichen ist der Anteil der gesunden Bäume in diesem Jahr höher gelegen als in den Vorjahren. Knapp zehn Prozent weisen keine Schäden auf, der höchste Wert seit 2021. Als weitere wichtige Baumart des Frankfurter Stadtwalds gilt die Kiefer. Sie ist aber eher ein Sorgenkind, denn 99,1 Prozent der Kiefern sind in irgendeiner Form geschädigt. Auch hier zeigt sich ein neuer Höchststand.
Bei den jungen Laubbäumen scheint sich eine Trendumkehr abzuzeichnen. Sie haben sich möglicherweise mittlerweile auf die Veränderungen durch den Klimawandel eingestellt und eine gewisse Anpassungsfähigkeit entwickelt. Andererseits könnte auch die Pflege der Stadtförster Wirkung zeigen. Sie haben sich seit dem Hitzerekordsommer 2018 verstärkt um junge Bäume gekümmert. Sie schützen beispielsweise junge Bäume, die durch sogenannte Naturverjüngung entstehen. Aus den heruntergefallenen Samen der Bäume wie Eicheln und Bucheckern wachsen neue Bäume heran. Die Förster pflanzen zudem gezielt neue, junge Bäume auf markierten Versuchsflächen. Sie setzen dabei auf Samen aus dem Stadtwald, weil der Samen genetisch vom Standort mit dem entsprechenden Klima geprägt worden ist. Eine weitere Lösung besteht in der Kultivierung von klimaresistenten Bäumen wie Flaumeiche oder Zerr-Eiche, die im Mittelmeerraum beheimatet und deshalb mit trockenen, heißen Sommern vertraut sind.
Für die Leiterin des Frankfurter Stadtforsts Tina Baumann ist es nicht überraschend, dass die jungen Bäume mit dem wechselhaften Wetter dieses Jahres besser zurechtgekommen seien als die alten. Mit ihrem noch feinen Wurzelwerk profitieren die jungen Pflanzen in den oberen Bodenschichten mehr und schneller von den Niederschlägen. Sie will noch ausführlicher untersuchen, ob es sich bei den widerstandsfähigen Bäumen überwiegend um klimaresistentere Arten aus dem Mittelmeerraum handelt oder um solche, die der Stadtforst selbst großgezogen hat. Das Ziel ist ein strukturreicher Mischwald, denn je mehr Baumarten es gebe, desto klimaresilienter sei ein Wald.