Mehr Arbeitsunfälle bei extremen Wetterbedingungen
Die extremer werdenden Witterungsbedingungen haben unterschiedlichste Auswirkungen, wie Austrocknung oder Überschwemmungen von Gebieten. Extreme Temperaturen, sowohl Hitze als auch Kälte, führen aber auch zu einer Erhöhung von Unfällen bei der Arbeit und auf den Arbeitswegen. Dies zeigen die Ergebnisse einer statistischen Analyse des Spitzenverbands der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV).
Zuletzt aktualisiert am: 19. September 2025

Zusammenhang zwischen Temperaturen und Unfällen
Basis der Analyse sind Arbeitsunfall- und Wegeunfall-Daten der Unfallversicherungsträger sowie Daten des Deutschen Wetterdienstes. Betrachtet wurde die hochgerechnete Zahl der Unfälle von abhängig Beschäftigten pro Tag und Postleitzahlengebiet. Dabei erfolgten unterschiedliche Eingrenzungen nach Unfallarten.
Nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes ist in Deutschland die mittlere Lufttemperatur zwischen 1881 und 2024 um 1,9 °C angestiegen. Dies liegt deutlich höher über dem weltweiten Durchschnitt von etwa 1,55 °C. Ein großer Teil dieses Anstiegs hat in den letzten beiden Dekaden stattgefunden. Insbesondere die Zahl der „heißen Tage“ mit mindestens 30 °C hat sich laut Wetteraufzeichnungen seit den 1950er-Jahren etwa verdreifacht.
Auswirkungen von Hitze weiter erforschen
Mittlere Außentemperaturen liegen zwischen 10 °C und 15 °C. Beim Erreichen von extrem heißen oder kalten Temperaturen stiegen die Unfälle deutlich an. So nahmen die Arbeitsunfälle ab einer Tageshöchsttemperatur von 30 Grad um etwa 7 Prozent zu. Bei sehr kalten Temperaturen unter 0 °C zeigte sich eine Zunahme um rund 8 Prozent. Für Dr. Edlyn Höller, stv. Hauptgeschäftsführerin der DGUV, unterstreichen diese Erkenntnisse die Notwendigkeit, dass sich der Arbeitsschutz noch intensiver mit dem Einfluss der Witterung auf das Unfallrisiko befassen muss. Statistische Zusammenhänge ließen noch keine Aussagen über Ursachen zu. Bekannt sei aber, dass extreme Temperaturen nicht nur direkte Auswirkungen auf die Gesundheit hätten, sondern auch indirekte Effekte, so Höller. Beispielsweise könne Hitzestress die Konzentrationsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit beeinträchtigen, während problematische Verkehrsbedingungen bei Glätte oder Hitze das Unfallrisiko erhöhen. Mit Blick auf die sich verändernden klimatischen Bedingungen müsse es das Ziel sein, die Auswirkungen von Hitze weiter zu erforschen und geeignete Schutzmaßnahmen zu entwickeln.
Wegeunfälle steigen bei Kälte
Die Analyse der Wegeunfälle zeigt, dass niedrige Temperaturen um den Gefrierpunkt deutlich stärkere Effekte haben. An einem Tag mit einer Höchsttemperatur unter 0 °C ereignen sich fast doppelt so viele Wegeunfälle außerhalb des Straßenverkehrs als an einem vergleichbaren Tag mit einer Höchsttemperatur zwischen 10 °C und 15 °C. Hierbei dürfte es sich vor allem um Stolper-, Rutsch- und Sturzunfälle handeln. Aber auch die Zahl der Wegeunfälle im Straßenverkehr steigt an solchen Tagen um etwa 20 Prozent. Der Effekt hoher Temperaturen ab 30 °C ist mit ca. 12 Prozent über alle Wegeunfälle gesehen deutlich geringer, jedoch immer noch größer als der Effekt auf Arbeitsunfälle. Vor allem Wegeunfälle im Straßenverkehr nehmen an heißen Tagen deutlich zu. Eine zu erwartende Abnahme von Frosttagen könnte sich vor allem auf Wegeunfälle und Dienstwegeunfälle positiv auswirken. Wie sich der Klimawandel in Zukunft auf das Unfallgeschehen auswirken wird, kann mit dieser Analyse nicht abschließend geklärt werden.