27.07.2017

Ihr Chef rastet aus? Tun Sie als Betriebsrat es auch mal!

Konflikte zwischen Betriebsrat und Arbeitgebervertretern sind ein natürlicher Ausdruck ihrer unterschiedlichen Interessen. Dabei sind bei Arbeitgebervertretern häufig Emotionen wie Wut oder Enttäuschung im Spiel. Sich darauf einzulassen und ebenfalls emotional zu werden, ist langfristig oft zielführender, als krampfhaft sachlich zu blieben. Dabei hilft es auch, wenn Sie zwischen echten und gespielten Emotionen unterscheiden können.

Kommunikation Betriebsrat

Geschäftsführung Betriebsrat. Damit ein Streit die Arbeitsbeziehung nicht dauerhaft belastet, dürfen Emotionen nicht außer Kontrolle geraten. Sie selbst können sich dadurch mäßigen, dass Sie immer eine Spur weniger emotional sind als der Arbeitgebervertreter. Wird Ihnen sein Verhalten zu viel, signalisieren Sie das: Wechseln Sie z.B. das Thema oder sprechen Sie einen anderen Aspekt an. Ist der Arbeitgebervertreter nicht vollständig unsensibel, wird er Ihre Reaktion richtig deuten und ebenfalls etwas herunterfahren. Wichtig dabei ist eine gleichbleibende Freundlichkeit – sie zeigt an, dass Sie nicht auf Angriffskurs und auch nicht beleidigt sind.

Emotionale Augenhöhe suchen

Wenn Sie an Gesprächsergebnissen interessiert sind, zeigen Sie ebenfalls Emotionen. Zunächst können Sie emotional „mitgehen“. Sie begeben sich mit Ihrem Gegenüber auf eine Augenhöhe und zeigen gleiche oder ähnliche Emotionen (Ärger, Unlust, Enttäuschung etc.). Dabei werden die Beteiligten parallel lauter und leiser, schimpfen gemeinsam und finden, wenn der Streit gut ausgeht, den gemeinsamen Punkt, an dem sie sich treffen können. Dieser Gleichklang gibt den Beteiligten die Sicherheit, dass es bei Gelegenheit mal hart zur Sache gehen darf, und die Verhandlungen trotzdem weitergehen können.

Nicht immer hilfreich: Sachlichkeit

Eine häufig genutzte, doch eher ungünstige Strategie ist es, strikt sachlich zu bleiben. In der Hoffnung, dass sich das Gegenüber schon wieder abkühlen wird, kommt man dabei immer wieder auf die Fakten zurück. Meist ist aber das Gegenteil der Fall, denn das Ignorieren einer Emotion ist oft ein Affront und wird als Ablehnung oder auch als Gleichgültigkeit wahrgenommen. So ist die strikte Sachlichkeit eher eine Waffe, wenn es darum geht, in einem Konflikt die Oberhand zu behalten.

 

Recht

Lassen Sie sich in der Auseinandersetzung nicht zu Drohungen hinreißen: So fühlte sich ein Betriebsratsvorsitzender provoziert, weil der Arbeitgeber seine persönlichen Angelegenheiten nur verzögert regelte. Er drohte dem Arbeitgeber damit, seine Betriebsratsaufgaben erst dann zu erledigen, wenn seine Angelegenheit erledigt sei. Der Arbeitgeber beantragte erfolgreich den Ausschluss des Vorsitzenden aus dem Betriebsrat (LAG München, 17.01.2017, 6 TaBV 97/16). Die Begründung der Richter: Der Betriebsratsvorsitzende habe mit seinen Äußerungen eine grobe Verletzung der ihm obliegenden gesetzlichen Pflichten begangen, die gemäß § 23 Abs. 1 BetrVG dessen Ausschluss aus dem Betriebsrat rechtfertige.

Contra-Emotionen zeigen

Eine andere Strategie ist es, Emotionen mit anderen Emotionen zu beantworten. Ist die Gegenseite z.B. wütend, zeigen Sie Enttäuschung: „Jetzt sind wir schon wieder an diesem Punkt, an dem Sie wütend sind. Hier werden wir vermutlich keinen Schritt weiter kommen.“ Der Vorteil ist, dass sich beide Seiten an ihren Emotionen abarbeiten und im Anschluss daran am eigentlichen Thema arbeiten können. Zudem ist dabei die Gefahr, dass sich die Beteiligten gegenseitig emotional „hochschaukeln“, eher gering.

Gespielte Emotionen durchschauen

Nicht alle emotionalen Ausbrüche sind echt. Manche Menschen sind sehr gut darin, sie zu spielen. Doch wenn es um den Umgang damit geht, gibt es wichtige Unterschiede zwischen echten und gespielten Emotionen:

  • Sind Emotionen echt, werden Sie im Laufe der Zeit erkennen, bei welchen Gelegenheiten diese bevorzugt auftreten. Das können Situationen, Personen, Themen oder Tageszeiten sein, auf die Sie sich grundsätzlich einstellen können.
  • Situativ einstellen können Sie sich auf Emotionen, wenn diese gespielt sind. Dazu hinterfragen Sie sich selbst jedes Mal: „Was ist das Ziel meines Gegenübers?“ Wutausbrüche werden eingesetzt, um Sie einzuschüchtern. Freude über eine Nebensächlichkeit, um Sie abzulenken. Und demonstrativ schlechte Laune, um Sie davon abzuhalten, unangenehme Themen anzubringen.

Wenn Emotionen gespielt sind, lassen Sie gelegentlich durchblicken, dass Sie die Strategie durchschaut haben. Dies wird den Arbeitgebervertreter unter Umständen dazu bringen, sich eine andere Strategie zu suchen.

Autor*in: Martin Buttenmüller (ist Journalist und Chefredakteur des Fachmagazins Betriebsrat INTERN.)