10.12.2018

Arbeitsbedingungen heute: Millionen Beschäftigte klagen über Zeitdruck

Millionen Beschäftigte in Deutschland klagen über Hetze und Zeitdruck. Wer mit Kunden, Patienten oder etwa als Erzieher(in) tätig ist, fühlt weitere Belastungen. Das zeigt der „DGB-Index Gute Arbeit – Der Report 2018“. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Beschäftigten ihre Arbeitsbedingungen trotz positiver Konjunktur als kritisch bewerten. Neben zeitlichem Stress am Arbeitsplatz zählt auch Angst vor mangelnder Altersvorsorge zu den größten Belastungen.

Arbeitsbedingungen

Digitalisierung: Chance oder Belastung?

Der DGB-Vorsitzende Hoffmann bemerkte bei der Vorstellung des diesjährigen Reports „Gute Arbeit“, dass seit Jahren von den Chancen der Digitalisierung gesprochen werde. Doch offensichtlich kämen die Vorteile der technischen Veränderung bei vielen Beschäftigten nicht an. Eher das Gegenteil sei der Fall. Psychische Belastungen und Arbeitsstress hätten durch den digitalen Wandel zugenommen. Dieser Trend müsse umgekehrt werden. Wir bräuchten eine humane Arbeitsgestaltung, die den Gesundheits- und Arbeitsschutz stärkt und die Beschäftigten entlastet.

Hohe Anforderungen

So fühlen sich bundesweit 52 % der Beschäftigten sehr oft oder oft bei der Arbeit gehetzt und unter Zeitdruck, wie die repräsentative Umfrage ergab. Fast jede(r) Dritte klagt darüber, dass sehr oft oder oft verschiedene Anforderungen an sie bzw. ihn gestellt werden, die schwer miteinander zu vereinbaren sind.

Interaktionsarbeit verlangt viel

63 % aller Beschäftigten leisten sog. Interaktionsarbeit, stehen also in ständigem Austausch mit anderen Menschen und müssen Konflikte lösen. Zwei Drittel der Betroffenen gaben an, dabei keine ausreichende Unterstützung vom Arbeitgeber zu erhalten. Mehr als jede(r) Dritte muss sehr oft oder oft die eigenen Gefühle unterdrücken.

Wird die Rente reichen?

45 % aller Befragten erwarten, dass die Rente nicht ausreichen wird, weitere 36 % hoffen darauf, dass sie „gerade so“ reicht. „Wenn fast die Hälfte der Arbeitnehmer dem Ruhestand mit Sorgen entgegenblickt, müssen wir diese Signale ernst nehmen“, sagt Hoffmann. „Wir müssen das Vertrauen in die Altersvorsorge wiederherstellen.“

Repräsentative Umfrage zu Arbeitsbedingungen

Für den „DGB-Index Gute Arbeit“ werden jährlich Beschäftigte zu ihren Arbeitsbedingungen befragt. 2018 waren es bundesweit mehr als 8.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus verschiedenen Branchen, Berufen, Einkommens- und Altersgruppen, Regionen sowie Betriebsgrößen. Es handelt sich um eine repräsentative Umfrage.

Autor*in: Werner Plaggemeier (langjähriger Herausgeber der Onlinedatenbank „Personalratspraxis“)