08.05.2019

DIN EN 50499 – Umsetzung der europäischen Arbeitsschutzrichtlinie

DIN EN 50499 beschreibt ein Verfahren für die Beurteilung der Exposition von Arbeitnehmern gegenüber elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern.

Funkwellen

Die Norm DIN EN 50499 ist eine Umsetzung der europäischen Norm EN 50499 und ist im deutschen Normenwerk als VDE 0848-499 klassifiziert, für ihre Bearbeitung ist bei der DKE das Komitee K 764 „Sicherheit in elektromagnetischen Feldern” zuständig. Die deutsche Fassung der ersten Ausgabe wurde bereits im November 2009 veröffentlicht. Die Norm EN 50499 wird derzeit überarbeitet und steht kurz vor der Schlussabstimmung und damit wird sich auch eine neue deutsche Version ergeben, da im Rahmen der Harmonisierung solche EN-Normen in nationale Normen umzusetzen sind.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich im Wesentlichen schon auf die zu erwartende neue Ausgabe, die einige Änderungen im Vergleich zur Ausgabe von 2009 mit sich bringen wird. Die Norm EN 50499 ist ein sogenannter „home grown standard”, d.h, sie wird direkt in CENELEC erarbeitet und besitzt kein entsprechendes Pendant bei IEC.

Entstehung und Anwendung

2004 wurde im Amtsblatt der Europäischen Union die Richtlinie 2004/40/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29.04.2004 über Mindestvorschriften zum Schutz von Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer vor der Gefährdung durch physikalische Einwirkungen (elektromagnetische Felder; Amtsblatt der Europäischen Union vom 30.04.2004) veröffentlicht. Diese wurde 2013 durch eine überarbeitete Arbeitsschutz-Richtlinie (Richtlinie 2013/35/EU) ersetzt, die beispielsweise in Deutschland durch eine Verordnung vom 15.11.2016 zur Umsetzung der Richtlinie 2013/35/EU und zur Änderung von Arbeitsschutzverordnungen übernommen wurde.

Diese Verordnung erfordert von einem Arbeitgeber, dass er eine Beurteilung der Arbeitsbedingungen vornimmt und damit eine Feststellung trifft, ob elektromagnetische Felder am Arbeitsplatz von Beschäftigten auftreten oder auftreten können. Dabei ist es erst mal unerheblich, ob es deutlich erkennbare Strahlungsquellen an einem solchen Arbeitsplatz gibt, d.h. solche, von denen man sofort von einer Erzeugung signifikanter elektromagnetischer Strahlung ausgehen kann wie beispielsweise Einrichtungen zur induktiven Erwärmung, Mikrowellengeräte in Großküchen oder Sendeantennen an Mobilfunk-Basisstationen. Vielmehr ist eine solche Beurteilung für jeden Arbeitsplatz vorzunehmen, an dem sich elektrische oder elektronische Geräte befinden, da solche – wenn auch unbeabsichtigt – elektromagnetische Felder abstrahlen.

Damit ist offensichtlich, dass von einer derartigen Arbeitsplatzbeurteilung bereits in Deutschland Millionen von Arbeitsplätzen betroffen sind. Da für die Feststellung, ob elektromagnetische Felder am Arbeitsplatz auftreten, eine irgendwie geartete Untersuchung der Arbeitsplätze notwendig ist, würde daraus auch eine sehr große Anzahl an entsprechenden Untersuchungen resultieren, was praktisch einen enormen Aufwand bedeuten würde.

Neben messtechnischen Erfassungen der Situationen am jeweiligen Arbeitsplatz wären grundsätzlich auch theoretische, beispielsweise auf numerischen Simulationen basierende erlaubt, aber dies würde noch einen beträchtlichen Aufwand erfordern. Um diesen in vernünftigen Grenzen zu halten, insbesondere da Arbeitsplätze oftmals sich verändernden Randbedingungen anpassen müssen und daher eine Untersuchung jeweils neu durchzuführen wäre, stellt die Norm EN 50499 Verfahren zur Verfügung, wie sich die meisten Arbeitsplätze relativ einfach und übersichtlich bewerten lassen.

Im Grunde laufen diese Verfahren darauf hinaus, dass ein Großteil der Arbeitsplätze aufgrund der dort verwendeten elektrischen und elektronischen Betriebsmittel keiner speziellen Bewertung bedarf und damit die Arbeitsplatzbeurteilung relativ einfach ist und nur ein geringer Anteil von Arbeitsplätzen eine ausführlichere Betrachtung benötigt.

Die Norm EN 50499 hat zwar die Zielstellung, Arbeitgebern bei der Beurteilung von Arbeitsplätzen zu helfen und somit bei der Feststellung, ob die relevanten Grenzwerte für eine Personenexposition eingehalten sind, sie ist aber keine Norm zur Konformitätsbewertung wie die „klassischen” EMV- oder EMF-Normen, die beispielsweise unter der EMV-, Funkanlagen- oder Niederspannungsrichtlinie gelistet sind. EN 50499 hat einen Bezug zur Arbeitsschutz-Richtlinie, diese Richtlinie sieht aber nicht vor, dass unter ihr irgendwelche Normen gelistet werden.

Gliederung der EN 50499

Der Aufbau der zu erwartenden Ausgabe von Norm EN 50499 orientiert sich an der üblichen Struktur von Normen und sieht die folgenden wesentlichen Elemente vor:

  • Anwendungsbereich
  • normative Verweisungen
  • Begriffe und Definitionen
  • allgemeine Betrachtungen zur Bewertung
  • einleitende Beurteilung
  • Arbeitsplätze, die wahrscheinlich eine weitere Beurteilung erfordern
  • Normen für besondere Arbeitsplätze
  • Verfahren für die Beurteilung der Exposition am Arbeitsplatz durch Vergleich mit den Auslöseschwellen
  • Verfahren für die Beurteilung der Exposition am Arbeitsplatz durch Vergleich mit den Expositionsgrenzwerten
  • Verfahren für das Ergreifen von Maßnahmen

Anhänge:

  • Anhang A (normativ) Andere Gesundheits- und Sicherheitsaspekte: Indirekte Wirkungen von Feldern und Arbeitnehmer mit besonderem Risiko
  • Anhang B (informativ) Dokumentation der Risikobeurteilung
  • Anhang C (informativ) Geräte mit CE-Kennzeichnung
  • Anhang D (informativ) Gleichzeitige Exposition mit mehreren Frequenzen und mehreren Strahlungsquellen
  • Anhang E (informativ) Zonenkonzept

Im Vergleich zur aktuellen Ausgabe DIN EN 50499:2009 sind die dortigen Anhänge D und E zu einem neuen Anhang D zusammengefasst. Der Anhang F, der sich derzeit mit der Thematik Wechselstrom-Elektrizitätsversorgungen befasst, wird in der neuen Ausgabe komplett verschwinden.

Anwendungsbereich

Der Anwendungsbereich der neuen Ausgabe wird sich gegenüber der Ausgabe von 2009 nicht ändern. Er sieht weiterhin vor, dass die Norm die Zielstellung besitzt, ein allgemeines Verfahren für die Beurteilung der Exposition von Arbeitnehmern gegenüber elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern am Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen, um die Übereinstimmung mit den in der Europäischen Richtlinie 2013/35/EU angegebenen Expositionsgrenzwerten und/oder Auslösewerten zu zeigen. Das bedeutet auch, dass die Norm selbst keine Expositionsgrenzwerte enthält, sondern auf diejenigen referenziert, die in der Arbeitsschutz-Richtlinie 2013/35/EU aufgeführt sind.

Die in der Norm beschriebenen Vorgehensweisen sehen vor, wie eine vereinfachte Bewertung der Pegel der Exposition von Arbeitnehmern gegenüber elektromagnetischen Feldern (EMF) durchzuführen ist, einschließlich spezifischer Beurteilung der Exposition gegenüber solchen Pegeln durch Messungen und/oder Berechnungen und, falls eine solche vereinfachte Bewertung nicht möglich ist, ob es notwendig ist, eine detaillierte Risikobewertung in Bezug auf die Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern durchzuführen.

Weitere Informationen zur DIN EN 50499 sowie zu anderen Normen finden Sie in unserem Werk Elektromagnetische Verträglichkeit.

Autor*in: Bernd Jäkel (Dr. Bernd Jäkel ist als Technischer Leiter des EMV-Zentrums der Siemens AG, Digital Factory, tätig.)