06.04.2018

Lichtverschmutzung: Taghell beleuchtete Feuerwache

Muss eine Feuerwache dauerhaft beleuchtet werden? Eine Gemeinde meint kategorisch „ja“ und stellt sich stur.

Lichtverschmutzung beleuchtete Feuerwache

„Der Wechsel von Tag und Nacht ist der wichtigste Taktgeber des Lebens. Die immer wiederkehrende Abfolge von Hell und Dunkel steuert den chronobiologischen Rhythmus der Menschen (die Balance zwischen Aktivität und Ruhe) und ist ebenso wichtig für Tiere und Pflanzen. Was aber, wenn die Nächte nicht mehr wirklich dunkel sind?“

… schreibt die Hessische Landesregierung in ihrer Broschüre „Nachhaltige Außenbeleuchtung“, sensibilisiert für das Thema Lichtverschmutzung und gibt Informationen sowie Empfehlungen im Umgang mit nächtlicher Beleuchtung.

Eine Gemeinde in Nordhessen ficht das alles nicht an. Sie beleuchtet die Feuerwehr-Stützpunktwache und den angrenzenden Parkplatz die gesamte Nacht. Bewegungsmelder lehnt die Stadt mit dem Argument ab, dies sei nicht praktikabel. Für die Anwohner bedeutet dies, dass es in ihren Häusern niemals richtig dunkel wird.

Was ist Lichtverschmutzung?

Lichtverschmutzung bezeichnet das Aufhellen des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen wie z.B. die Straßenbeleuchtung. Die Streuung des Lichts in der Erdatmosphäre erzeugt eine diffuse Lichtglocke.

Welche Auswirkungen hat Lichtverschmutzung?

  • Licht bewirkt bei Menschen zu Beginn der Nachtzeit eine Phasenverzögerung der inneren Uhr, die physiologische Prozesse und Verhalten steuert.
  • Durch die Lichtverschmutzung werden Wach-schlaf-Rhythmen verzögert oder beschleunigt.
  • Das Hormon Melatonin, welches den Schlafprozess steuert, wird nur im Dunkeln gebildet. Sieht der Mensch zu Beginn der Nacht noch viel Licht (insbesondere mit hohem Blauanteil), führt dies zu Schlafstörungen.
  • Viele Tiere, z.B. Insekten, finden an Lichtquellen ihren Tod. Sie fliegen zur Lichtquelle und verbrennen.
  • Vögel werden irritiert und von Licht angezogen. Stadtamseln, Blaumeisen und Rotkehlchen beginnen deutlich zeitiger zu singen – teilweise schon in der Nacht.
  • Tiere können auch im falschen Zeitfenster aktiv werden, weil die Lichtverschmutzung ihren Tag-Nacht-Rhythmus stört. Es besteht die Gefahr, dass sie dann aktiv werden, wenn ihre Fressfeinde noch (oder schon) aktiv sind.

Wie kann Lichtverschmutzung vermieden werden?

  • Die Straßenbeleuchtung spät in der Nacht ausschalten.
  • Lichtquellen abblenden.
  • Nur Lichtquellen mit einem geringen Anteil an blauwelligem Licht verwenden.

Maßnahmen, um Nachbarn des Feuerwehr-Stützpunkts zu helfen

  • Zunächst könnte die Beleuchtung abgedunkelt werden, d.h. die gesamte Außenbeleuchtung um 50 % dimmen oder jede zweite Lampe ausschalten.
  • Im Alarmfall könnte die Alarmanlage unscharf geschaltet werden, und dann könnten das Licht im Eingangsbereich sowie die Hallen- und Torbeleuchtung komplett eingeschaltet werden.
  • Letzteres gilt auch für die gedimmte oder teilweise ausgeschaltete Außenbeleuchtung.
  • Nach dem Ende des Alarms wird die Alarmanlage wieder scharf geschaltet und die Außenbeleuchtung heruntergefahren.

Für weitergehende Informationen empfehlen wir Ihnen die Broschüre „Nachhaltige Außenbeleuchtung“, die zum Download auf der Internetseite umwelt.hessen.de bereitsteht.

Autor*in: Uwe Schmidt (Uwe Schmidt unterrichtete Ordnungsrecht, Verwaltungsrecht und Informationstechnik.)