30.09.2022

Ärgernis beklebte Verkehrsschilder

Sportfans hinterlassen überall Spuren, um den „Support“ für ihren Verein sichtbar zu machen, vorzugsweise auf Schildern. Das Bekleben von Verkehrszeichen kann so weit gehen, dass Verkehrsteilnehmer diese nicht mehr auffassen können. Können die Ordnungsbehörden diese Unsitte in den Griff bekommen?

beklebte Verkehrsschilder

Fanbekundungen als weit verbreitetes Problem

beklebte Verkehrsschilder
Wichtige Informationen sind unlesbar.

Für Sportfans ist es eine lustige Freizeitbeschäftigung, Verkehrszeichen und Hinweisschilder mit den Emblemen ihres Lieblingsvereins zu bekleben. Mittlerweile ist diese Unsitte weit verbreitet. Natürlich freut es einen regelmäßigen Besucher der Spiele des KSV Hessen Kassel, wenn er im Allgäu einen Sticker „seines“ Vereins auf einem Hinweisschild entdeckt. Egal ob in Darmstadt, Vellmar (bei Kassel), Korbach (im Kreis Waldeck-Frankenberg) oder anderswo: Für die betroffenen Ordnungsämter ist dies weniger spaßig, besonders wenn die Sticker nicht auf Stangen oder Verteilerkästen geklebt werden, sondern auf Beschilderungen, die in den Straßenverkehr eingreifen oder wichtige Informationen für Versorgungsunternehmen verdecken. Sehr beliebt sind gut sichtbare Schilder an belebten Straßen.

Strafanzeigen erfolglos

Wie die betroffenen Ordnungsämter berichten, werden Strafanzeigen regelmäßig eingestellt, weil sich kein Täter finden lässt. Chancen für eine Strafverfolgung und Geltendmachen von Schadensersatz besteht nur, wenn er „in flagranti“ erwischt wird. Dies ist aber der absolute Ausnahmefall. Denn Fans dieser Art sind meistens Nachtschwärmer.

Kurzer Dienstweg zum Bauhof

beklebte Verkehrsschilder
Erfolgloses Entfernen der Aufkleber.

Wird ein beklebtes Schild entdeckt, erfolgt auf kurzem Dienstweg eine Bitte an die Mitarbeiter des Bauhofs, den oder (meistens) die Aufkleber zu entfernen. Dies gestaltet sich aber schwerer als gesagt. Oft werden Klebstoffe verwendet, denen mit allen bekannten Methoden zur Entfernung nicht beizukommen ist, berichten die Ordnungsämter. Müssen spezielle Lösungsmittel eingesetzt werden, löst sich die auf dem Schild angebrachte reflektierende Folie. Oft müssen die Schilder deswegen kostenaufwendig komplett ausgetauscht werden.

Was sagen die betroffenen Vereine?

beklebte Verkehrsschilder
Nicht nur Sportfans kleben, auch die Besucher der Welt-kunstausstellung documenta fiffteen.

Im Kreis Waldeck-Frankenberg werden meist gelb-schwarze Sticker geklebt. Eine Kontaktaufnahme mit dem Verein in Dortmund kommt nicht zustande oder wird abgelehnt. In Kassel haben sich der KSV und dessen Fanklub von den Aufklebern distanziert. Denn mit der Produktion der Sticker haben laut dem Leiter des Fanprojekts weder der Verein Hessen Kassel noch das Fanprojekt etwas zu tun. Die Sticker werden von der Fanszene selbst designt und irgendwo gedruckt. Verein und Fanprojektleiter versuchen unablässig, die Fans für dieses Thema zu sensibilisieren, meist aber vergeblich. Irgendjemand schert aus und klebt munter weiter. Den Fans geht es darum, den Verein in das Gedächtnis der Öffentlichkeit zu rufen und ihre Unterstützung sichtbar zu machen.

Innovative Firmen bieten Schilder mit einer Anti-Sticker-Folie an

In Deutschland stellen 16 Unternehmen Verkehrszeichen her, teilweise bis zu 120.000 Standardverkehrszeichen im Jahr. Das Problem mit den Stickern ist auch den Unternehmen bekannt. Eine Firma in Springe bei Hannover hat eine Anti-Sticker-Folie für Schilder entwickelt. Mit dieser Spezialfolie beschichtete Bilder lassen sich kaum bekleben, beschmieren nur schwer, abwaschen vergleichsweise leicht. Ein Element kann bis zu 1.500 Euro kosten. Das ist happig, kann sich aber auf Dauer rechnen.

Autor*in: Uwe Schmidt (Uwe Schmidt unterrichtete Ordnungsrecht, Verwaltungsrecht und Informationstechnik.)