10.07.2019

Die verschiedenen Schulungsformen und -methoden

Mit einem Energiemanagementsystems (EnMS) ist untrennbar auch die Kompetenz der Mitarbeiter verbunden. Um Mitarbeiter fit in den Themen "Energieeffizienz" und "Energiemanagement" zu machen, sind Schulungen das Mittel der Wahl. Eine allgemein gültige, optimale Methode zur Schulungsdurchführung gibt es nicht. Schulungen sind immer das Resultat von Bedarfsplanung und Zielen. Sehr wohl jedoch können Sie verschiedene Schulungsformen voneinander abgrenzen und sich aus dem folgenden Baukasten eine entsprechende Schulungsstruktur erarbeiten.

Verschiedene Schulungsformen für die Mitarbeiterschulung Energie

Hier werden verschiedene Schulungsformen und Schulungsmethoden vorgestellt: vom Lehrvortrag über das Rollenspiel bis hin zu E-Learning. Zu Beginn erfolgt eine kurze Abgrenzung zwischen Einzel- und Gruppenschulung.

Gruppenschulungen

Gruppenschulungen sind wesentlich kosteneffektiver als Einzelschulungen. Allen Teilnehmern wird das gleiche Wissen vermittelt, die Störungen im Betriebsablauf sind besser zu planen. Gruppenschulungen stellen jedoch immer erhöhte Anforderungen an den Trainer und die Schulungsvorbereitung.

Einzelschulungen

Einzelschulungen werden in der Regel nur dann genutzt, wenn es um Top-Positionen oder die gezielte Einarbeitung von Mitarbeitern zu einem speziellen Arbeitsplatz geht. Die Lernatmosphäre ist wesentlich persönlicher als bei Gruppenschulungen und die Vorbereitungszeit pro Lerneinheit erhöht. Einzelschulungen können als Zeichen der Wertschätzung des Einzelnen die Motivation erheblich steigern.

Lehrvortrag

Der Lehrvortrag ist die klassische Methode der Informationsvermittlung. Mit ihm sind wir seit der Schulzeit vertraut.  Gekennzeichnet ist er durch die eher starre Struktur und die eingeschränkten Möglichkeit der Beteiligung.

Die wesentliche Gefahr bei Vorträgen ist die mangelnde Aktivierung der Teilnehmer.

Geeignet für …

… die Vermittlung von Strukturen, da der Aufbau strikt geplant und umgesetzt werden kann.

Für einen Trainer stellt sich ein Vortrag als besonders gut kontrollierbar dar, weil er große Teile der sozialen Interaktion nicht berücksichtigen muss. Ein bestehender Vortrag kann sehr leicht auf aktuelle Gegebenheiten angepasst werden und ist somit ein sehr effektives Werkzeug in der Schulungspraxis.

Lehrgespräch

Ein Lehrgespräch ist ein kurzer Lehrvortrag, der mit einem Dialog der beteiligten Parteien verbunden wird. Thema, Inhalte und Lernziele sind in strenger Weise vorgegeben, im Unterschied zum Lehrvortrag soll der Lehrinhalt aber nun gemeinsam von den Teilnehmern und dem Trainer erarbeitet werden.

Dieser eigentliche Widerspruch setzt große Anforderungen an die Moderationsfähigkeit des Trainers, da er auch bei abweichenden und unerwarteten Beiträgen die Gruppe zurück zum Kernthema führen muss.

Lehrgespräche werden primär zwischen Gruppenteilnehmern und Trainern geführt, das Gespräch zwischen Gruppenteilnehmern ist bei dieser Methode eher unüblich.

Geeignet für …

… die Ergänzung von Lehrvorträgen, um Teilnehmer zu aktivieren und Schulungsinhalte mit praktischen Erfahrungen zu verknüpfen. Neue Themen lassen sich mit dieser Methode jedoch kaum erschließen.

Trainer sollten Lehrgespräche nur in den Bereichen zu führen, in denen sie selbst Fachexperte sind.

Eine Gefahr in solch stark gelenkten Zwiegesprächen besteht im Gesichtsverlust eines weniger informierten Schulungsteilnehmers. Deshalb müssen Trainer hier besonderes Feingefühl walten lassen.

Gruppenarbeit

Gruppenarbeit ist eine der wesentlichen Schulungsformen. Hierbei sollten die Gruppen nicht größer als drei bis sechs Personen sein und der Trainer sollte allenfalls lenken oder beobachten.

Die Gruppen erhalten eine kurze und lösbare Aufgabe sowie häufig strukturgebende Arbeitsunterlagen. Sie müssen nun in einer vorgegebenen Zeit die gestellte Aufgabe lösen und die erarbeiteten Leistungen im Anschluss vorstellen.

Für den Trainer ist es wichtig, die Gruppen möglichst ausgewogen zusammenzustellen und den Prozess der Gruppenarbeit aufmerksam zu beobachten. Er sollte nur eingreifen, wenn das Lernergebnis in Gefahr ist oder es zu Störungen der Kommunikation in der Gruppe kommt. Es ist darauf zu achten, dass alle Gruppen für die Präsentation der Ergebnisse einen ähnlichen Zeitrahmen erhalten.

Nachdem alle Gruppen ihre Ergebnisse präsentiert haben, ist es Aufgabe des Trainers, die Ergebnisse zu verdichten, Lücken bei der Informationsvermittlung zu identifizieren und diese auszufüllen.

Geeignet für …

… Kreativitätstechniken, um unkonventionelle oder neue Lösungen zu erarbeiten. Auch kann die Gruppenarbeit sehr gut die Transferleistung einer Schulung erlebbar machen.

Rollenspiel

Das Rollenspiel ist eine der herausforderndsten Schulungsmethoden im Bereich der Trainingsmaßnahmen. Bei dieser Methode erhalten Kleingruppen wie im Theater einzelne Rollen zugewiesen, die sie im anschließenden Rollenspiel ausfüllen sollen. Solche Rollen bestehen üblicherweise aus betrieblichen Funktionen, darüber hinaus erhalten die Teilnehmer spezielle Handlungsanweisungen vom Trainer.

Aufgabe des Trainers ist es, Eskalationen zu vermeiden und im Anschluss die Diskussion über Ablauf und Ergebnis des Rollenspiels zu führen. Die persönliche Erfahrung der Schulungsteilnehmer ist hierbei wesentlich stärker ausgeprägt als bei Gruppenarbeit, weil jeder Einzelne für die Zuschauer erkennbar agieren muss.

Geeignet für …

… die Übung von Verhaltensweisen und Strategien, die Steigerung der Selbstwahrnehmung und des Verständnisses für andere Menschen.

Rollenspiele eignen sich nicht für eine frühe Phase einer Schulung, da für einen Erfolg erst eine gewisse Gruppenstruktur geschaffen werden muss. Ebenfalls Vorsicht ist geboten, Rollenspiele in Konfliktbereichen durchzuführen, da hier Spiel und Realität einen fließenden Übergang haben.

Zu einem Rollenspiel gehört eine intensive Aufbereitung in der Gruppe.

Einzelarbeit

Die Einzelarbeit gleicht einer Prüfungssituation. Teilnehmer müssen eine vorgegebene Aufgabe in einem gewissen Zeitraum abarbeiten und ihre Ergebnisse nachher der Gruppe oder zumindest dem Trainer präsentieren. Der Druck auf den einzelnen Teilnehmer kann hier jedoch sehr hoch sein und zu Blockaden führen.

Geeignet für …

… die parallele Erarbeitung von Einzelpaketen, die nachher in einer Gruppenarbeit zu einem Ganzen zusammengefügt werden. Außerdem können Sie mit Einzelarbeiten gezielt auf Prüfungen vorbereiten.

Diskussion

Im Rahmen von Schulungen stellt die Diskussion eine kreative Methode dar, mit der Probleme oder Herausforderungen gelöst werden sollen. Diskussionen sind, anders als Lehrgespräche, grundsätzlich ergebnisoffen.

Wer Beiträge Einzelner ablehnt, lehnt hier dem Anschein nach auch die Person an sich ab. Das führt schnell zu Konflikten oder Frustration. Der Schulende hat insbesondere die Aufgabe, als Moderator die Diskussion methodisch zu lenken und immer auf die sachliche Ebene zu reduzieren.

Schulungsformen fernab von Präsenzschulungen: E-Learning

Unter E-Learning versteht man im weitesten Sinne jegliches durch elektronische Hilfsmittel oder Medien unterstützte Lernen. Besonders häufige Anwendung findet CBT (Computer-based Training) oder WBT (Web-based Training), das dem Lernenden zeitlich und örtlich flexible Lernmöglichkeiten über Software oder Internetlernprogramme bietet. Aber auch mit PowerPoint-Programmen kann E-Learning durchgeführt werden. E-Learning bietet deshalb zahlreiche Möglichkeiten zum autodidaktischen intermedialen Lernen (Lesen Sie hierzu auch den Beitrag: Mit E-Learning zum effizienten Energiemanagement).

Autor*innen: Bernd Maur, WEKA Redaktion