27.04.2016

Die „Kraft der schöpferischen Zerstörung“ nutzen. Von Joseph Schumpeter lernen

Viele Unternehmen und Organisationen verpassen häufig den Wandel der Zeit und laufen dann Entwicklungen und Trends hinterher. Parteien spüren das meist am heftigsten: Mitgliederschwund, mangelnde Kampagnenfähigkeit und eine vielleicht undurchsichtige Medienstrategie sind die deutlichsten Symptome einer handfesten Organisationskrise. Wie Sie die „Kraft der schöpferischen Zerstörung“ nutzen können, um das zu verhindern, erfahren sie hier.

Nerd mit Totenkopf vor Schultafel

Er ist das Mediensymbol der 1970er- und 1980er-Jahre: Der Walkman. Berühmt und auf jedem Teenagerkopf zu finden, hatte der Hersteller Sony jahrelang die absolute Marktmacht damit inne. Sehen Sie in diesen Tagen noch Walkmans? Ich nicht – und das hängt nicht zwingend damit zusammen, dass sich die Zeiten in Richtung digitaler Musik entwickelt haben. Sony hätte dort Schritt halten können – doch das haben sie nicht. Sony hat den Trend verschlafen und wurde von Apple überholt und weit zurückgelassen. Der Grund hierfür liegt schlicht darin, das Sony es nicht gelingen konnte, den Trend zu erkennen und entsprechend der Marktstellung zu handeln.

Politische Beispiele

Aber auch Politiker tappen in diese Falle: Es gibt immer wieder Beispiele dafür, gerade im Online-Sektor, dass Politiker sich blamieren, weil sie schlicht und ergreifend zu langsam gehandelt haben, sich die entsprechenden Kenntnisse nicht rechtzeitig angeeignet haben oder nur zögerlich zugegriffen haben. Dann kommt es häufig zu Aktionismus, und es passieren Fehler.

Aber nicht nur in der digitalen Welt passieren solche Dinge: 1998 verschlief die CDU den Trend, dass das Volk einen Wandel wollte – und zwar nicht zwingend einen Wechsel von CDU zu SPD, sondern eher einen Wechsel im politischen Personal. Helmut Kohl galt als verbraucht, Schäuble hätte es werden können. Doch es kam anders, und die SPD setzte mit ihrem griffigen Slogan „Innovation und Gerechtigkeit“ genau auf die richtige Strategie und gewann.

Schöpferische Zerstörung

Damit Ihnen das nicht passiert, sollten Sie sich mit dem Prinzip der schöpferischen Zerstörung von Joseph Schumpeter vertraut machen: Schumpeter beschreibt mit diesem Prozess den für ihn wesentlichen Kern des Kapitalismus in seinem berühmten Werk „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“: Schöpferische Zerstörung vollziehe sich im Kapitalismus immer als Prozess, in dem jede Form des Kapitalismus bestehen müsse, um erfolgreich zu sein. Besonders das Verhältnis zu sich ändernden Rahmenbedingungen ist der Wesenskern der schöpferischen Zerstörung. Innovation wird zum handlungsleitenden Motiv einer gesunden Industrie, denn bereits lange entscheidet nicht mehr die Größe einer Organisation, sondern ihre Stärke und die Fähigkeit, sich anzupassen, über ihre Zukunftsfähigkeit.

Durch den Faktor der Innovation werden kreative Kräfte frei, die es ermöglichen, Neues zu schaffen und damit fester am Markt verankert zu sein. Doch muss die Organisation dafür auch bereit sein und sich nicht hinter „Altbewährtem“ verstecken.

Was bedeutet das für Ihre Organisation? Kurzum: Seien Sie immer wachsam, in welchem Feld sich Ihre Organisation, Ihr Rathaus befindet und wie sich dieses Umfeld verändert. Fragen Sie sich immer, was diese Entwicklung bedeutet und wie Sie damit Schritt halten können.

Quelle/ Literaturtipp:
Arnold, Frank: „Management. Von den Besten lernen“, Hanser-Verlag 2012.

Autor*in: Benjamin Heimerl (Benjamin Heimerl ist Wahlkampfberater und Autor von „Praktische Redenbausteine für Bürgermeister“.)