11.05.2021

Brandschutz bei Schweißarbeiten: Das müssen Sie beachten

Auf Baustellen geht die Brandgefahr nicht nur von brennbaren Materialien an den Arbeitsplätzen aus. Vielmehr werden Gefahrstoffe durch Schweißen und ähnliche Arbeiten häufig unkontrolliert und unbemerkt freigesetzt oder entstehen neu, was neben Feuergefahren auch Explosionsrisiken auslösen kann. Bei Tätigkeiten wie Schweißarbeiten müssen deshalb in den Gefährdungsbeurteilungen auch Brand- und Explosionsgefahren berücksichtigt werden. Dabei sind Wechselwirkungen zwischen den Gewerken zu beachten.

Schweißarbeiten

Schnell kommt es bei Schweißarbeiten zu brenzligen Situationen: Schweißfunken fallen durch eine Bodenöffnung in den nächsten Stock und lösen dort einen Brand aus. Oder Funkenflug entzündet in der Nähe befindliches Material. Der Grund dafür ist fast immer, dass die Ausführenden nicht genügend auf feuergefährliche Stoffe in der Umgebung achten oder keine ausreichenden Schutzmaßnahmen treffen.

Auf Gefahrstoffe achten

Gerade auf Baustellen kommt eine Reihe von Gefahrstoffen zum Einsatz oder diese sind vor Ort vorhanden und können sich entzünden oder explodieren. Dazu gehören entzündliche und explosionsfähige Gase und Stäube, aber auch in Materialien enthaltene Lösemittel, Papier, Holz und Kunststoffe, die etwa bei Abbrucharbeiten frei werden. Die Gefährdungsbeurteilung muss deshalb den Brand- und auch den Explosionsschutz an den Arbeitsplätzen berücksichtigen.

Eingesetzte Gefahrstoffe minimieren

Erste Hinweise auf Risiken stehen schon auf den Gebinden der Gefahrstoffbehälter bzw. liegen als Empfehlungen der Hersteller bei. Nach Möglichkeit sollten Sie brennbare Gefahrstoffe durch wasserbasierte (und damit nicht brennbare) Stoffe ersetzen. Müssen brennbare Materialien eingesetzt werden, sollten Sie diese auf der Baustelle nur in der für einen Arbeitsgang benötigten Menge lagern.

Zündquellen beseitigen

Wenn Brand- und Explosionsgefahren bestehen, vermeiden bzw. beseitigen Sie Zündquellen wie:

  • offenes Feuer und Flammen
  • heiße Oberflächen (z.B. von Motoren oder Heizungen)
  • Elektrostatik (von Personen oder Arbeitsmitteln)
  • benutzte Putzlappen (in geeigneten Behältern aufbewahren)

Das Rauchen sollte an den Arbeitsplätzen komplett untersagt sein.

Ausgetretene Gefahrstoffe bekämpfen

Die Beschäftigten sollten Gefahrstoffe, die entstehen oder austreten, unmittelbar beseitigen. Bei guter Planung können sie etwa austretende Dämpfe und Gase am Entstehungsort absaugen. Flüssigkeiten können sie entweder auffangen oder mit geeigneten Lappen aufsaugen. Letztere sind in Sicherheitsbehältern zu entsorgen. Staubablagerungen sollen durch häufiges Saugen und Wischen ebenfalls frühzeitig entfernt werden. Dabei eingesetzte Maschinen müssen explosionsgeschützt sein.

Wechselwirkungen von Schweißarbeiten mit anderen Tätigkeiten beachten

Bei der Arbeitsplanung ist auf Wechselwirkungen verschiedener Gewerke zu achten. So können sich z.B. Lösemitteldämpfe bei gleichzeitig oder direkt nacheinander stattfindenden Arbeiten anreichern und durch Schweißarbeiten oder ähnliche Arbeiten mit Funkenwurf entzünden oder explodieren. Werden mehrere externe Unternehmen mit der Durchführung feuer- oder explosionsgefährlicher Tätigkeiten beauftragt, ist ein Koordinator zu ernennen.

Vorsichtsmaßnahmen an den Geräten selbst

Stehende Gasflaschen sollten gegen Umfallen gesichert sein. Entnehmen Beschäftigte das Gas aus liegenden Acetylen-Flaschen, muss das Flaschenventil 40 cm höher als der Flaschenfuß lagern. Es muss zudem geprüft werden, ob alle Geräte einwandfrei funktionieren:

  • Ist das Manometer funktionsfähig und unbeschädigt?
  • Sind die Gasschläuche mit Schlauchstellen sicher befestigt?
  • Ist die Isolierung des Schweißdrahthalters unbeschädigt?
  • Ist für den Brenner eine Ablage- oder Aufhängvorrichtung vorgesehen?
  • Sind Sicherheitsvorkehrungen wie Flammensperren, Gastrücktrittsicherung oder Nachströmsperren vorhanden?

Maßnahmen während der Schweißarbeiten

Vor und bei Arbeitsbeginn sind folgende Maßnahmen durchzuführen:

  • Die Arbeitsstelle muss freigeräumt werden. Ortsfeste brennbare Bauteile (Balken, Holzwände, Holztüren etc.) sind mit nicht entflammbaren Schutzbelägen wie Blechtafeln abzudecken.
  • Notwendig ist auch das Abdichten von Decken und Wanddurchbrüchen, Fugen, Ritzen, Kabelschächten etc. mit Lehm, Gips oder feuchter Erde. Zum Abdichten dürfen keine brennbaren Materialien verwendet werden.
  • Eine Brandwache soll in der Nähe der Arbeiten mit Löschgeräten bereitstehen. Gefährdete Räume seitlich, oberhalb oder unterhalb der Arbeiten sind laufend auf evtl. entstehende Brände zu beobachten. Die Brandwache muss über Schlüssel für alle Räume verfügen

Hinweis: Auf Kleidung und Schutzbrillen achten

Achten Sie darauf, dass neben der Schutzbrille alle notwendigen Bestandteile der Schutzausrüstung angelegt sind. Dazu gehören Schutzschilde und Schutzhauben, Lederschürzen, Fuß- und Beinschutz sowie schwer entflammbare Kopfbedeckungen bei Arbeiten oberhalb der Kopfhöhe.

Vor- und Nachbereitung von Schweißarbeiten

Grundsätzlich sollten Schweißarbeiten und ähnliche feuergefährliche Tätigkeiten im Rahmen der Vormontage außerhalb der Räumlichkeiten stattfinden, entweder auf dem freien Gelände oder in einer Werkstatt.

Der Entstehung von explosiver Atmosphäre beugen Sie vor allem durch Lüftungsmaßnahmen vor. Zur Vorbereitung von Schweiß-, Trenn-, Schleif- oder Lötarbeiten gehört auch, dass für jedes Heiß-Arbeitsmittel Feuerlöscher mit sechs Löschmitteleinheiten vorzuhalten sind. Zur Nachbereitung gehört es, dass die brandgefährdeten Bereiche kontrolliert und ggf. Brandwachen eingeteilt werden. Entfernen Sie brandgefährdende Stoffe; eine möglicherweise erst im Nachgang von Schweißarbeiten entstehende explosive Atmosphäre beseitigen Sie durch dauerhaftes nachgängiges Lüften.

Autor*in: Markus Horn