22.01.2018

Schwerbehinderte finden höhere Akzeptanz auf dem Arbeitsmarkt

Die „Aktion Mensch“ führte zum fünften Mal mit dem Handelsblatt eine Befragung über die Lage der Schwerbehinderten auf dem Arbeitsmarkt durch. Das Ergebnis ist in einem Inklusionsbarometer zusammengefasst worden. Nach dem für 2017 erstellten Bericht verbesserten sich bei den Arbeitnehmern mit Behinderung sieben von acht Werten; darunter sogar vier zu einem Allzeithoch. So fühlte sich mit 92 Prozent die große Mehrheit der Arbeitnehmer mit Behinderung im Kollegenkreis voll akzeptiert und integriert (Vorjahr: 88 Prozent).

Schwerbehinderte

Entwicklungsmöglichkeiten für Schwerbehinderte in Unternehmen

Nach dem Inklusionsbarometer 2017 sind die Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen positiver eingeschätzt worden: Knapp über die Hälfte (2016: 44 Prozent) der Befragten schätzt sie als gut, fast ein Viertel sogar als sehr gut ein (2016: 19 Prozent). Insgesamt erhält auch die allgemeine Situation von Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt beste Bewertungen gegenüber dem Vorjahr: 27 Prozent sehen eine Verbesserung (2016: 23 Prozent), nur 13 Prozent (2016: 14 Prozent) eine Verschlechterung.

Das Inklusionsbarometer beruht auf einer Forsa-Umfrage unter 803 Arbeitnehmern mit Behinderung und 503 Unternehmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen. Zudem wurden Daten des Statistischen Bundesamtes und der Integrationsämter ausgewertet.

 

Staatliche Unterstützungsmöglichkeiten sind zu wenig bekannt

Auch aus Sicht von 27 Prozent der befragten Arbeitgeber hat sich die Situation von Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt verbessert (Vorjahr: 25 Prozent), lediglich 11 Prozent erkennen eine negative Entwicklung (Vorjahr: 17 Prozent). Zudem bestätigt die Mehrheit (78 Prozent) der Unternehmen, dass zwischen Beschäftigten mit und ohne Behinderung keine generellen Leistungsunterschiede bestehen. Es gibt jedoch auch weiterhin Nachholbedarf: Noch immer sind zu wenige Unternehmen barrierefrei. Zu wenige haben schriftliche Grundsätze ausgearbeitet oder kennen und nutzen die staatlichen Förderungsmöglichkeiten. So ist 39 Prozent der kleinen Unternehmen, die bereits Menschen mit Behinderung beschäftigen, die Förderung gänzlich unbekannt, gleichzeitig nehmen 23 Prozent der Personalverantwortlichen, denen die staatliche Förderung bekannt sind, diese nicht in Anspruch.

 

Trotz verbesserter Inklusionslage brauchen Arbeitsuchende viel Geduld

Mit diesen positiven Entwicklungen einher geht die Rekordzahl von 1,058 Millionen besetzten Pflichtarbeitsplätzen in Unternehmen, die mit mindestens 20 oder mehr Mitarbeitern unter die Beschäftigungspflicht fallen. Weitere 167.700 Menschen sind in kleineren Betrieben beschäftigt – ein Plus von fast 30.000 Personen seit 2010. Die Arbeitslosenquote der Menschen mit Behinderung ist von 13,4 auf 12,4 Prozent gesunken. Diese Zahlen geben Grund zu Optimismus. Dennoch liegt die allgemeine Arbeitslosenquote mit 6,1 Prozent noch immer erheblich niedriger als die arbeitsloser Schwerbehinderter. Auch die Dauer der Arbeitslosigkeit bleibt ein Problem: Arbeitslose mit Behinderung suchen inzwischen 109 Tage länger als ihre Kollegen ohne Behinderung nach einer neuen Beschäftigung (Vorjahr: 101 Tage). Sie benötigen jetzt im Durchschnitt mehr als ein Jahr (377 Tage), um eine neue Stelle zu finden.

Autor*in: Werner Plaggemeier (langjähriger Herausgeber der Onlinedatenbank „Personalratspraxis“)