09.01.2024

Warum Nachtarbeit so ungesund ist und was sich dagegen tun lässt

Etwa 7 % der Beschäftigten leisten in Deutschland laut BAuA-Arbeitszeit-Report Nachtarbeit, rund 1 % arbeitet in Dauernachtarbeit. Und das ist ein Problem. Denn schon lange ist bekannt: Die Risiken für chronische Erkrankungen, aber auch für Unfälle und psychische Beschwerden sind bei Beschäftigten, die in relevantem Ausmaß Nachtarbeit leisten, erhöht. Aufgabe des Arbeits- und Gesundheitsschutzes muss daher sein, Nachtarbeit, soweit sie unvermeidbar ist, so gesundheitsverträglich wie irgend möglich zu gestalten und zu organisieren.

Nachtarbeit

Generell lässt sich der gesundheitsschädliche Einfluss von Nachtarbeit darauf zurückführen, dass sie gegen den zirkadianen Rhythmus der Menschen verstößt. Damit ist die „innere biologische Uhr“ gemeint, die grundlegende Körperfunktionen organisiert (z.B. Hormonhaushalt, Körpertemperatur) und so ausgerichtet ist, dass Menschen tagsüber aktiv sind und nachts schlafen.

Dies lässt sich nicht ohne Weiteres umdrehen: Wenn Beschäftigte nachts arbeiten, sind dieser Rhythmus und der Schlaf gestört. Zusätzlich werden häufig soziale Schwierigkeiten beobachtet. Denn bekanntlich entspricht Nachtarbeit nicht dem „normalen“ sozialen Rhythmus der meisten anderen Menschen. Deshalb sind Familien- und Sozialleben bei Nachtarbeit oft sehr erschwert.

Ebenso lässt sich häufig feststellen, dass sich gesundheitlich beeinträchtigende Lebensstile, beispielsweise ein erhöhter Alkohol- und Zigarettenkonsum und Bewegungsmangel, bei Nachtarbeit etablieren können.

Mit diesen Einzelrisiken müssen Beschäftigte bei Nachtarbeit rechnen

Verschiedene Studien zeigen, dass regelmäßige Nachtarbeit ein erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und neurologische Erkrankungen (z.B. Migräne, Kopfschmerzen) mit sich bringt. Außerdem ist ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten (z.B. Prostatakrebs bzw. Brustkrebs bei Frauen) nachgewiesen. Erhöhte psychische Einzelrisiken bestehen für akute und chronische Erschöpfung, Depressionen, soziale Isolation und Angststörungen.

Die häufiger auftretende Müdigkeit und die damit verbundene Unaufmerksamkeit bringen auch eine erhöhte Unfallgefahr mit sich – sowohl für die Beschäftigten selbst als auch für andere Personen. Besondere Unfallgefahr besteht bei Tätigkeiten mit hohen Konzentrationsanforderungen (Führen von Fahrzeugen, Maschinenbedienung) sowie bei der pflegenden und medizinischen Betreuung von Menschen.

In den von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) untersuchten Studien gibt es Hinweise darauf, dass sich bei mehreren Nachtschichten hintereinander das Fehler- und Unfallrisiko sogar exponentiell erhöht.

Vor allem bei Dauernachtarbeit sind die Gesundheitsrisiken erheblich

Die von der BAuA zusammengefassten Studien zeigen, dass nur ca. 3 % der Dauernachtarbeitenden ihren zirkadianischen Rhythmus auf die Nachtarbeit umstellen können. Doch selbst für diese Gruppe ist eine vollständige Umstellung oft nicht möglich, weil an den freien Tagen in der Regel wieder auf den Tagrhythmus umgestellt wird.

Deshalb treten bei Beschäftigten in Dauernachtarbeit oft ähnliche gesundheitliche Störungen auf wie bei Wechselschicht-Beschäftigten; allerdings ist das Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Dauernachtarbeit noch einmal deutlich erhöht. Sie geben im Durchschnitt einen schlechteren Gesundheitszustand an als die Kollegen in Wechselschicht. Neben einer erhöhten Krebsgefahr sind Risiken wie starkes Übergewicht, Typ-2-Diabetes und Demenz erhöht.

Warum sich Beschäftigte trotz allem für (Dauer-)Nachtarbeit entscheiden

Wenn Beschäftigte sich für Dauernachtarbeit entscheiden, tun sie dies in der Regel für kurz- bis mittelfristige Vorteile. Dazu gehören finanzielle Anreize durch Nachtarbeitszulagen, leichtere Tätigkeiten in der Nacht und die Möglichkeit, tagsüber Kinder und Familienangehörige zu betreuen. Langfristige gesundheitliche Risiken werden bei der Entscheidung für Dauernachtarbeit seltener berücksichtigt.

Ein weiterer wichtiger Grund, warum Dauernachtarbeit gewählt wird, liegt darin, dass sie aus Sicht der Beschäftigten besser planbar ist als Wechselschichten: Alle persönlichen und privaten Strukturen können zuverlässig darauf ausgerichtet werden. Damit auch für diese Beschäftigtengruppe Wechselschichten attraktiver werden, sollten diese weit in die Zukunft hinein planbar sein. Kurzfristige betriebsbedingte Änderungen sind dagegen so weit wie möglich zu vermeiden.

Ansatzpunkte für den Arbeits- und Gesundheitsschutz

Da Nachtarbeit mit höheren gesundheitlichen Risiken einhergeht, sollte sie so weit wie möglich vermieden oder reduziert werden. Arbeitstechnisch sind hier Gelegenheiten zur Automatisierung oder eine verbesserte Arbeitsorganisation (die Tagschichten bereiten Tätigkeiten für die Nacht vor, wodurch in der Nachtschicht weniger Beschäftigte arbeiten müssen) vorzusehen. Bei Gefährdungsbeurteilungen sollte regelmäßig geprüft werden, ob sich die Zahl der Beschäftigten, die in Nachtschichten eingeteilt werden, reduzieren lässt.

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Autor*in: Markus Horn