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Gesundheitsschutz für Einfacharbeitnehmer: ein Beitrag gegen Fachkräftemangel

Einfacharbeit, also die Ausübung von Tätigkeiten, die schnell erlernbar sind und keine formale Ausbildung erfordern, ist in hohem Maße belastend und gesundheitsgefährdend. Dies hat erst jüngst ein Bericht der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) gezeigt.

Fachkräftemangel

Wer Einfacharbeit ausübt, sieht sich zahlreichen körperlichen und psychischen Arbeitsanforderungen ausgesetzt – verfügt aber nur über geringe Ressourcen, um die damit einhergehenden gesundheitlichen Herausforderungen zu bewältigen.

In dieser Situation bietet sich Unternehmen, die gezielt in den Gesundheitsschutz von Einfacharbeitnehmenden investieren, eine interessante Chance, damit zugleich dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Wer sind die Einfacharbeitnehmer und was können sie?

Im Jahr 2006 waren 18,8 % aller Beschäftigten mit einfacher Arbeit betraut, 2024 waren es immer noch 15,0 %. Der Anteil der über 55-Jährigen an den Einfacharbeitskräften war mit 30,2 % gegenüber der fach- bzw. hochqualifizierten Arbeit (28,6 % bzw. 23,3 %) merklich erhöht.

Fast jedes zweite Arbeitsverhältnis bei Einfacharbeitnehmern ist befristet, knapp drei Viertel von ihnen verdienen weniger als 3.000 Euro brutto im Monat.

Ein besonders interessantes und sicherlich auch für viele unerwartetes Ergebnis der BAuA-Studie ist: Fast drei Viertel der Einfacharbeitnehmenden verfügen über eine Ausbildung oder gar über ein Studium und könnten deshalb von ihrer Qualifikation her durchaus auch anspruchsvollere Aufgaben übernehmen.

Welches sind die besonderen gesundheitlichen Belastungen von Einfacharbeitnehmern?

Einfacharbeiten sind von wiederkehrenden Routineaufgaben geprägt und werden häufig im Stehen und mit den Händen ausgeführt. Auch das Heben und Tragen von schweren Lasten kommt gegenüber der Fach- bzw. Hochqualifiziertenarbeit häufig vor.

Die Faktoren der Arbeitsumgebung ähneln denen der Facharbeitnehmern, abgesehen von Kriterien wie Kälte, Hitze, Nässe, Feuchtigkeit und Zugluft (Einfacharbeitnehmer: 27,4 %, Facharbeitnehmer: 20,8 %). Bei allen Faktoren wie Lärm, Schmutz und Staub sind die Belastungen bei Einfach- und Facharbeitnehmern wesentlich größer als bei Hochqualifizierten.

im Vergleich zu Facharbeitnehmern und Hochqualifizierten berichteten Einfacharbeitskräfte auch häufiger über Muskel-Skelett-Beschwerden.

Eine Längsschnittbetrachtung über den Erwerbsverlauf zeigte: Mit zunehmender Dauer des Arbeitsverhältnisses verschlechtert sich der Gesundheitszustand von Einfacharbeitnehmern im Vergleich zu Facharbeitnehmern.

Das Problem der instabilen Erwerbsverläufe

Ein Gesundheitsproblem ganz eigener Art besteht darin, dass Erwerbsverläufe von Einfacharbeitskräften im Vergleich zur Facharbeitnehmern häufiger unterbrochen sind und Phasen der Arbeitslosigkeit aufweisen. Denn solche unterbrochenen Erwerbsverläufe mit häufiger auftretender Arbeitslosigkeit können belastend auf die Gesundheit von Beschäftigten wirken.

Über diese Ressourcen verfügen Einfacharbeitnehmer

Bei den Ressourcen zeigt sich in den meisten Fällen, dass die Einfacharbeitskräfte in deutlich geringerem Ausmaß als Facharbeitnehmer und Hochqualifizierte Anerkennung erfahren und selbstbestimmt arbeiten können.

So können sie viel weniger als andere Beschäftigte die Arbeit selbst planen, über Arbeitsziele mitbestimmen oder entscheiden, wann sie Pausen machen.

Auch beim Thema Ressourcen bietet die Studie einen durchaus überraschenden und zugleich ermutigenden Befund: Die einzige überdurchschnittliche Ressource, über die Einfacharbeitnehmende verfügen, sind nämlich Führungskräfte. Von ihnen erhalten Einfacharbeitnehmer am meisten Anerkennung und Unterstützung.

Digitalisierung schützt vor Einfacharbeit nicht

Die BAuA-Forscher untersuchten auch, wie sich die Digitalisierung auf die Arbeitsbedingungen der Einfacharbeitskräfte auswirkt. Denn diese arbeiten in hohem Maße digital (56 % immer oder häufig). Dies gilt unabhängig vom Geschlecht. Wie eigentlich auch nicht anders zu erwarten, arbeiten vermehrt jüngere Einfacharbeitnehmer digital.

Interessanterweise (und entgegen dem, was man vielleicht vermuten würde) gibt es aber keinen Zusammenhang zwischen digitalem Arbeiten und den körperlichen Anforderungen. So sind Einfacharbeitnehmer unabhängig davon, wie digital sie arbeiten, gleichermaßen von Belastungen durch Heben und Tragen betroffen. Auch ob die Tätigkeiten im Sitzen oder Stehen durchgeführt werden, steht nicht im Zusammenhang mit digitalem Arbeiten der Einfacharbeitnehmenden.

Immerhin aber können digital arbeitende Einfacharbeitskräfte im Vergleich zu Kollegen, die nie oder nur selten digital arbeiten, ihre Arbeit oft eher selbst einteilen, sich selbst Aufgaben suchen und unterschiedliche Herangehensweisen wählen.

Was folgt daraus für Ihr Unternehmen?

Nutzen Sie die Einfacharbeitskräfte als wertvolles Rekrutierungsreservoir für Ihren jetzigen und künftigen Fachkräftebedarf! Denn da Einfacharbeitnehmer in hohem Maße über Ausbildungen und/oder Studienerfahrung verfügen, bringen sie vielfach die nötigen Voraussetzungen dafür mit, Facharbeitnehmer-Stellen zu besetzen.

So können Sie den Gesundheitsschutz von Einfacharbeitnehmenden unmittelbar mit einer wirksamen Maßnahme gegen den grassierenden Fachkräftemangel verbinden – zum Wohl der Arbeitnehmer wie Ihrer Firma. Im Übrigen scheint dies ein klarer Trend zu sein: So fanden die BAuA-Forscher heraus, dass sich heute bereits ein immer größer werdender Teil der Einfacharbeitskräfte zu Facharbeitnehmern entwickelt.

Autor*in: Markus Horn

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