01.02.2016

QR-Codes auf Grabsteinen: auch im Tod online

QR-Codes auf Bahntickets, Werbeplakaten, Produktverpackungen, in Zeitschriften oder als mobile Visitenkarte sind nichts Ungewöhnliches mehr. Die Informationen, die sich hinter den schwarzen und weißen Punkten, Linien und Würfelmustern im Quadrat verbergen, lassen sich mit Hilfe spezieller, meist kostenloser Apps auf dem Smartphone oder Tablet-PC lesen. QR-Code ist eine Abkürzung für das englische „Quick Response“, in Deutsch „Schnelle Antwort“.

QR-Code

Wird die App gestartet und die Kamera des mobilen Endgeräts auf den QR-Code gerichtet, zeigt die App die Botschaften an. Immer mehr Kommunen erlauben in ihren Friedhofssatzungen QR-Codes auf Grabsteinen, Metallplatten, Vasen oder Stelen. Lenkt der Friedhofsbesucher sein Handy auf den QR-Code, wird er zum Beispiel auf die Homepage des Verstorbenen geleitet, die er zu Lebzeiten selbst eingerichtet hat oder die Verwandte und Freunde liebevoll für ihn zusammengestellt haben. Manchmal wird der Besucher auch zu einem digitalen Kondolenzbuch geführt, in dem er sich eintragen kann.

Prominente Beispiele

Der Steinmetz graviert nur den QR-Code. Für die Beiträge, Gedichte, Videos und Fotos im Internet sorgt meist die Trauergemeinde, die dem Verstorben auf diesem Wege die letzte Ehre erweist und ihm gedenkt. Hatte der Verstorbene schon früher eine eigene Website, wird diese gerne weitergeführt. Ein Beispiel ist die im April 2014 in Afghanistan ermordete Fotografin Anja Niedringhaus, die in Höxter auf dem Friedhof Am Wall beerdigt wurde. Ihr Grab schmückt oben eine große schwarze Grabplatte mit ihrem Bild und am Fuße steht ein kleiner Stein mit einem eingeschliffenen QR-Code. Er verweist auf ihre Homepage, wo der Friedhofsbesucher alles zu Ihrem Leben und Wirken findet. Auf dem Grab der DDR-Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte ist dagegen eine Vase mit QR-Code zu sehen.

Anbieter

Die Firma e-Novus UG hat das Gedenkportal e-Memoria eingerichtet. Hier können Hinterbliebene Texte, Fotos und Videos hochladen und so gemeinsam mit den Friedhofsbesuchern über den QR-Code die Oma nochmal lachen hören, Opas Leben Revue passieren lassen oder um die Mutter und Tochter weinen. Der QR-Code lässt sich digital mit anderen Verwandten und Freunden teilen, die nicht vor Ort sein können. Werden die Koordinaten des Grabs auf der Gedenkseite im Internet abgespeichert, kann schnell zum Grab navigiert werden.

Mehr zum rechtlichen Aspekt von QR-Codes auf Grabsteinen finden Sie im Werk Friedhofs- und Bestattungswesen.

Autor*in: Astrid Hedrich (Rechtsanwältin und Dozentin in Augsburg. Beschäftigt sich mit Wirtschaftsrecht.)