26.07.2017

Demand Side Management: Potenzial und Probleme

Dann kaufen, wenn es gerade wenig kostet: Was für Schnäppchenjäger bei Lidl gilt, können sich Unternehmen auch bei ihrem Stromverbrauch zunutze machen. Wenn der Strom günstig ist, fahren sie Produktionsprozesse hoch. Zu Tageszeiten, zu denen die Preise anziehen, drosseln sie dann ihre Produktion. Dafür erhalten sie vom Netzbetreiber Geld. Diese Steuerung von Lasten auf der Verbraucherseite heißt Demand Side Management (DSM). Wir geben einen kurzen Überblick über Potenziale und Probleme.

Demand Side Management

Der Papierhersteller UPM zerfasert Holzhackschnitzel zu Holzstoff. Dieser stromintensive Prozess eignet sich gut für Demand Side Management – also dafür, ihn – je nach Bedarf – auszusetzen oder zu intensivieren. Die Holzhackschnitzel und der Holzstoff lassen sich vor bzw. nach dem Prozess in Materialspeichern lagern. Auch kann die Stromabnahme für das Zerfasern kurzfristig unterbrochen werden, ohne den Anlagen und dem Produkt zu schaden.

Diese Flexibilität beim Stromverbrauch bietet UPM den zuständigen Übertragungsnetzbetreibern als Regelleistung an. Belasten jetzt viele Verbraucher das Stromnetz fast bis ans Limit, freut sich dieser Netzbetreiber über Firmen wie UPM, die ihre Verbraucher zurückfahren können. Und auch UPM freut sich, erhält sie dafür doch Geld. Die Verordnung zu abschaltbaren Lasten schreibt dazu genaue Werte für Abschaltdauer, -häufigkeiten und -intervalle sowie für die Vergütung vor.

Potenziale von Demand Side Management für Unternehmen

Neben dem Verkauf der Flexibilität als Regelleistung, wie das UPM praktiziert, haben Unternehmen noch andere Möglichkeiten, von DSM zu profitieren:

  • Bilaterale Vereinbarungen mit dem Netzbetreiber über gezielte Zu- oder Abschaltung zur Stabilisierung des Netzbetriebs
  • Vermarktung als Bilanzkreisausgleichsenergie zur Kompensation kurzfristiger Planabweichungen
  • Teilnahme am Stromhandel-Spotmarkt, um den Bezug von Strom in Stunden mit niedrigem Strompreis zu verschieben.

Laut dena (Deutsche Energie-Agentur) gibt es in praktisch allen Branchen Potenziale für verschiebbare Lasten. Wesentliche Voraussetzung sind jedoch Zwischenspeicher, die zeitliche Verschiebungen innerhalb eines Prozesses auffangen können. Geeignete Prozesse wären z.B.:

  • Holzschleifer in der Holzstoffproduktion
  • Zellstoffherstellung oder Altpapieraufbereitung in der Papierindustrie
  • Härtereiöfen in der Metallindustrie
  • Wärmeerzeuger, die mit Strom betrieben werden
  • Pumpen, BHKW, Druckluft
  • Chlorherstellung in der chemischen Industrie

Probleme Demand Side Management

Eine Studie des Weltenergierats sieht DSM in der Chlorherstellung jedoch sehr kritisch. Dem stünden u.a. eine von vornherein hohe Anlagenauslastung, der eventuelle Verlust der Netzentgeltreduktion sowie zusätzliche Kosten durch höhere Netzentgelte entgegen

Diese Studie zeigt: Die Flexibilisierung von Lasten stellt hohe Ansprüche an Unternehmen und Maschinen. Zum Beispiel müssen Anlagen schnell herunter- oder hochgefahren werden können, und das sehr zuverlässig. Das erfordert es unter Umständen auch, mehr Mitarbeiter zu qualifizieren und ihre Erreichbarkeit stets zu gewährleisten – was natürlich wiederum ins Geld geht.

Der Markt bewegt sich

Stromlieferverträge werden dank des zunehmenden Wettbewerbs flexibler, und es gibt erste Vermarkter, die Pools aus den Flexibilitätsangeboten diverser Unternehmen bilden und sie Netzbetreibern andienen. Gerade für Unternehmen mit geringeren Lasten ist es sinnvoll, sich für die Vermarktung ihrer flexiblen Lasten einem Lastenpool anzuschließen.

Autor*in: WEKA Redaktion