15.04.2020

Energie-Contracting – der einfache Weg zur Energieeffizienz

Beim Energie-Contracting beauftragt ein Unternehmen ein anderes mit bestimmten Aufgaben rund um die Lieferung und Bereitstellung von Energie. Die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Energielieferanten erleichtert es Betrieben, die gesetzlichen Vorgaben zur Steigerung der Energieeffizienz zu erfüllen. Dadurch werden im eigenen Unternehmen Ressourcen für andere Aufgaben frei.

Energie-Contracting

Wie funktioniert Energie-Contracting?

Beim Energie-Contracting übernimmt ein sogenannter Contractor (Auftragnehmer) nach vertraglicher Vereinbarung verschiedene Energiedienstleistungen für einen Contracting-Nehmer (Auftraggeber). Der Contractor handelt auf eigenen Namen und eigene Rechnung. Er liefert dem Contractingnehmer z.B. Wärme, Kälte oder Druckluft, kann im Kundenauftrag aber auch Beleuchtung optimieren und Heizsysteme austauschen.

Energie-Contracting wird häufig im öffentlichen Sektor angewendet, z.B. in Schulen, Verwaltungseinrichtungen oder Krankenhäusern. Obwohl es auch für Industrie- und Gewerbebetriebe sehr sinnvoll ist, sind vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) oft nicht ausreichend über die Möglichkeiten des Contractings informiert.

Welche Formen von Energie-Contracting gibt es und wann sind diese sinnvoll?

Es gibt unterschiedliche Arten des Energie-Contractings, die je nach Vertragsart auch miteinander kombiniert werden können. Dazu gehören:

Energieliefercontracting – Outsourcing der Energieversorgung

Energieliefercontracting kommt häufig zum Tragen, wenn

  • die Erneuerung der Kesselanlage,
  • der Umstieg auf eine Eigenstromerzeugung oder
  • eine regenerative Wärmelieferung

erfolgen soll und eigene Bearbeitungskapazitäten oder liquide Mittel fehlen.

Energieeinsparcontracting – Outsourcing der Einsparüberwachung, meist verbunden mit Einspargarantie

Das Energieeinsparcontracting ist vor allem dann geeignet, wenn Sie eine größere Anzahl von Gebäuden oder Anlagen betrachten und optimieren wollen.

Die Betrachtung und Optimierung von einzelnen Gebäuden, bei denen dringend die Anlagentechnik saniert werden muss, Mustergebäuden oder Pilotprojekten ist wegen der langen Vertragslaufzeiten und des nicht unerheblichen Verfahrensaufwands weniger geeignet. In der Regel eignen sich alle gebäudetechnischen Maßnahmen für dieses Modell.

Finanzierungscontracting

Der Contractor übernimmt die Finanzierung der Energieanlage; das Betreiberrisiko verbleibt beim Auftraggeber. Das Einsatzgebiet sind abgrenzbare technische Einrichtungen oder Anlagen. Das Finanzierungscontracting finden Sie in der Praxis selten als eigenständiges Contracting. Es wird oft mit dem Anlagenmanagement oder Betriebsführungscontracting verbunden.

Betriebsführungscontracting

Der Contractor übernimmt das Betreiberrisiko; die Finanzierung verbleibt beim Auftraggeber, d.h., die Energieanlage bleibt sein Eigentum. Oftmals finden Sie diese Form des Contractings dort, wo ein störungsfreier Betrieb der Anlagen zwingend erforderlich ist.

Typische Anwendungsfälle sind:

  • Druckluft für Produktionsanlagen
  • Heizungsanlagen in sozialen Einrichtungen
  • Kälteerzeugung

Grundsätzlich eignet sich Contracting dann, wenn Anlagen oder Gebäude erheblichen Modernisierungsbedarf haben. Zudem sollten die Energiekosten eher hoch sein, damit sich der Aufwand für die Realisierung der Einsparungen rechnet.

Was bringt Energie-Contracting?

Kosten sparen und davon Contractor bezahlen

Letztlich erwarten sich Contracting-Nehmer – unabhängig von der Ausgestaltung des einzelnen Contractings – durch das Auslagern von Aufgaben an den Contractor eine

  • Energie- und Zeitersparnis (für die eigenen Arbeitskräfte) sowie
  • die damit verbundene Kostenentlastung.

Dem liegt der Gedanke zugrunde, dass ein spezialisierter Contractor mit dem entsprechenden Know-how seine Aufgaben kosteneffizienter erledigen kann, als sich dies der Contracting-Nehmer selbst zutraut. Einige Hemmnisse, denen das Unternehmen bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen begegnet, können ggf. auch erst mit den Fähigkeiten des Contractors überwunden werden (z.B. Probleme bei der Finanzierung einer neuen Anlage).

Die Energie- und damit die Kostenersparnis nach der Umsetzung der Maßnahme(n) fällt dann – optimalerweise – so groß aus, dass der Contractor davon mehr als bezahlt werden kann.

Weitere Vorteile von Energie-Contracing

Aber selbst wenn die reduzierten Kosten den Contractor nicht vollständig finanzieren, kann sich Contracting lohnen:

  • Der Immobilienwert kann gesteigert werden, wenn die verbauten Anlagen durch den Contractor modernisiert werden.
  • Das Risiko verlagert sich. Der Contractor trägt die vollständige oder zumindest Teile der Anlagenverantwortung und nimmt dies dem Contracting-Nehmer ab.
  • In vielen Modellen übernimmt der Contractor die Finanzierung z.B. einer neuen Anlage. Dadurch können ggf. sogar günstigere Finanzierungskonditionen mit einer Bank verhandelt werden, da der Contractor als Spezialist für die geplante Anschaffung der Bank gegenüber anders auftreten kann und Risiken tendenziell als geringer bewertet werden.
  • Auch bei der Liquiditätssicherung kann das Contracting hilfreich sein. Frei werdende Finanzmittel können an anderer Stelle investiert werden.
  • Contracting kann die Schwelle zum Einsatz von erneuerbaren Energien senken und so deren Verbreitung fördern.
  • Die Versorgungssicherheit erhöht sich, da Anlagen durch den Contractor und von Spezialisten betrieben werden. Dies verringert die Wahrscheinlichkeit von Stör- und Ausfällen.
  • Das Auslagern von Aufgaben ermöglicht eine Konzentration auf das Kerngeschäft. Dort kann das Unternehmen am effizientesten wirtschaften.
  • Nicht zuletzt können die eigenen Mitarbeiter bei – je nach Contracting-Modell mehr oder weniger – enger Zusammenarbeit mit dem Contractor sich mit dessen Angestellten austauschen und so an neues Wissen gelangen. Dies kann nützlich sein, insbesondere nach einer Beendigung des Vertragsverhältnisses.
Autor*in: Susanne Niemuth-Engelmann