25.05.2018

Was ist Ihnen ein „Facebook-Fasten“ wert? 1.000 €? 2.000 €? Ein Forscherteam gibt Aufschluss!

„Ohne mein Handy fühle ich mich nackt!“ Diese und ähnliche, Aussagen haben auch Sie sicherlich schon mal gehört. Fragt man dann allerdings danach, auf was die Menschen dann am wenigsten verzichten können, hören wir oft „Facebook!“. Tatsächlich finden wir dort unsere meisten Freunde, lesen mittlerweile zahlreiche Meldungen und bleiben auf dem Laufenden. Doch wie viel müsste ich Ihnen denn zahlen, damit Sie freiwillig einen Monat auf Facebook verzichten? Ein Forscherteam gibt eine aufschlussreiche Antwort, die Sie hier nachlesen können.

Jugendliche mit Smartphones

Facebook gehört für viele Menschen mittlerweile zur alltäglichen Routine wie Zähneputzen oder gemeinsames Essen. Daran ändern auch Datenskandale, negative Erlebnisse auf sozialen Netzwerken oder die Gefahr einer „digitalen Demenz“ wenig. Doch wie sehr sind wir wirklich abhängig vom weltweit größten sozialen Netzwerk?

Ein Forscherteam des MIT legt los

Ein Forscherteam um Erik Brynjolfsson von der MIT Sloan School of Management in Cambridge stellte Facebook-Nutzern die Frage, für welchen Geldbetrag sie freiwillig auf Facebook verzichten würden – für einen Monat. Die erstaunliche Antwort: Im Mittel gaben die Nutzer an, bereits für 40 bis 50 Dollar einen Monat auf Facebook verzichten zu können. Um einen Fehlschluss zu vermeiden: Daraus lässt sich nicht ableiten, dass die Nutzer bereit dazu wären, diese Summe auch monatlich zu investieren, um Facebook zu nutzen. Einen weitaus höheren Betrag müsste man als Fragender investieren, wollte man den Probanden einen Monat lang den Verzicht auf Mail oder gar Google schmackhaft machen: 1.000 Dollar müssten es dann schon sein.

Bedeutung und Reichweite

Was bedeutet dieses Ergebnis? Zuerst die Tatsache, dass Facebook nicht unbedingt den Stellenwert einnimmt, den wir ihm in der Reichweite zumessen: Immerhin sind 40 bis 50 Dollar keine große Summe Geld, gemessen an der emotionalen Bedeutung, die Facebook für einige Nutzer angeblich hat. Und es zeigt: Menschen sind bereit, für Dienste, die ihnen einen Mehrwert bieten, auch einen Beitrag zu entrichten. Das sehen wir übrigens auch bei anderen Internetangeboten wie Netflix oder AmazonFire TV. Menschen bewerten ein Angebot immer auch nach dem Preis. Ein zu knapp und damit zu klein kalkulierter Preis wird in der Regel als Maßstab an das Produkt gelegt und es dann als wertlos angesehen. („Was nichts kostet, ist auch nichts wert.“)

Bedeutung für die Kommunen

Politische Angebote erheben immer den Anspruch, zugänglich für alle zu sein. Das bedeutet, dass es sich auch jeder leisten können muss, daran teilzunehmen. Was als ehrenwerter Anspruch daherkommt, ist im Grunde Folklore: In der Regel tummeln sich auf politischen Veranstaltungen, gerade wenn sie für Bundes- oder Landesthemen werben, die gleichen Personen, die immer erscheinen. Um das zu ändern, müssen Sie den Mehrwert der Veranstaltung auch aktiv vermitteln. Das gelingt über eine intelligente Preisgestaltung. Bewährt haben sich Modelle, die einen Beitrag zum Eintritt vorsehen und dafür ein Freigetränk beinhalten. Vorteil für Ihre Partei: Bei einer klugen Kalkulation bleibt am Ende ein kleiner Überschuss für Ihre Wahlkampfkasse.

Weitere Informationen
https://files.static-nzz.ch/2018/4/18/3d367ed0-88ba-4be7-b989-d18fefdddcff.pdf und https://www.spektrum.de/news/was-ist-ein-monat-ohne-facebook-wert/1560546

Autor*in: Benjamin Heimerl (Benjamin Heimerl ist Wahlkampfberater und Autor von „Praktische Redenbausteine für Bürgermeister“.)