06.03.2024

Lehrkräftemangel an Grundschulen bald passé

Unter einem Mangel an Lehrerinnen und Lehrern leiden insbesondere Grundschulen in Deutschland seit Längerem. Aber wie eine aktuelle Studie zeigt, gibt es hier Hoffnung. Denn entsprechend einer Studie der Bertelsmann-Stiftung wird es ab diesem Jahr sogar ein Überangebot an Lehrkräften für Grundschulen geben.

Lehrer liest Grundschulklasse etwas vor.

Lehrerüberschuss an Grundschulen

Nach Berechnungen der Bildungsexperten Klaus Klemm und Dirk Zorn stehen von 2023 bis 2035 insgesamt etwa 96.250 fertig ausgebildete Lehrkräfte fürs Grundschullehramt bereit. Demgegenüber besteht für diese Zeit allerdings ein geringerer Bedarf an neuen Einstellungen, nämlich 50.000 Lehrerinnen und Lehrer. Das bedeutet ein Überschuss von 45.800 Lehrkräften für die Grundschulen. Die Kultusministerkonferenz (KMK) ging in ihrer Prognose aus dem letzten Monat noch von einem Gesamtüberschuss von nur 6.300 Absolvierenden aus.
Gründe für diese Abweichung in den Zahlen liegen in dem Rückgang der Geburten. Nach 795.500 Neugeborenen in Deutschland in 2021 waren es 2022 nur noch 738.800 und 2023 sogar nur noch 689.300. Das bedeutet, dass innerhalb von zwei Jahren etwa 100.000 Kinder weniger geboren wurden und damit ab 2028 auch eine geringere Zahl von Grundschülern und -Schülerinnen vorhanden ist. Dieser Trend wird sich auch in den nachfolgenden Jahren fortsetzen. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass der Bedarf an Grundschullehrkräften im Jahr 2025 mit mehr als 213.000 seinen Höchststand erreichen und dann bis 2035 auf rund 180.000 abnehmen wird.

In anderen Bereichen bleibt die Lage angespannt

In den Jahren 2029 bis 2032 wird der Bedarf an Lehrkräften abermals stark sinken. Danach wird aufgrund steigender Zahlen der Lehrer und Lehrerinnen, die in den Ruhestand gehen, der Bedarf wieder leicht ansteigen. Einer der Autoren der Studie, Dirk Zorn, ist der Ansicht, dass die Lage in anderen Schulstufen und in bestimmten Fächern aber dauerhaft angespannt bleibe. Vor allem in den nicht-gymnasialen weiterführenden Schulen sowie in den MINT-Fächern herrsche noch auf absehbare Zeit ein großer Mangel an Lehrkräften. Für den Grundschulbereich bedeutet das zu erwartende Mehrangebot an Lehrkräften, dass die Schulpolitik den Absolvierenden zuverlässige Perspektiven bietet.

Einsatzmöglichkeiten von Lehrkräften

Die beiden Bildungsexperten sehen aber gute Chancen, die freistehenden Lehrkräfte in anderen Bereichen einzusetzen. So könnten sie das ab dem Schuljahr 2024/2025 von Bund und Ländern geplante Startchancen-Programm unterstützen. Darin sollen 4.000 Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schülern gezielter gefördert werden. Darunter finden sich allein etwa 2.400 Grundschulen. Es könnten zusätzliche Lehrkräftestellen für das Programm geschaffen werden, die aktuell noch nicht im Plan vorgesehen sind. Eine weitere Möglichkeit wäre es, dass die freien Lehrkräfte im Grundschul-Ganztag eingesetzt werden, da hier ein gewisser Handlungsdruck besteht. Denn ab 2026 gilt der Rechtsanspruch auf eine ganztägige Förderung von Kindern im Grundschulalter. Die beiden Bildungsexperten empfehlen zudem, dass ein Teil der Lehrkräfte den Unterricht in den Jahrgangsstufen fünf und sechs unterstützt, wo weiterhin ein Mangel an Lehrkräften zu verzeichnen ist. Künftig wird es von Bedeutung sein, die demografischen Entwicklungen stärker in den Blick zu nehmen, damit die berechneten Schülerzahlen auch zuverlässiger den Bedarf an Lehrenden an den Schulen planen lassen.

Autor*in: Andrea Brill (Andrea Brill ist Pressereferentin und Fachjournalistin.)