24.10.2019

Das EFQM Modell 2020 ist da!

Das neue EFQM Modell wurde am 23.10.2019 in Helsinki vorgestellt. Die Veröffentlichung erfolgte im Rahmen des EFQM-Forums. Es hat sich viel getan. Wichtige Aspekte im neuen Modell sind die Kultur einer Organisation, die Transformation von Organisationen und ihre Flexbilität und Anpassungsfähigkeit in Hinblick auf die Zukunftsorientierung.

Das EFQM Modell 2020 wurde veröffentlicht

Ein Schritt in Richtung Organisationsentwicklung

Das EFQM Modell 2020 bringt Neuerungen, die für alle Gestalter von Managementsystemen inspirierend sind. Veränderung wird als Themenschwerpunkt mit einem eigenen Kriterium ins Modell getragen und das Modell damit stärker als strategisches Entwicklungsinstrument positioniert und nicht als vertiefte Fortsetzung des Qualitätsmanagements, wie es in der Vergangenheit oft gesehen wurde. Der EFQM-Ansatz hat durch diesen Entwicklungsschritt den Abstand zum Gedankengut der ISO wiederhergestellt. Dadurch ergibt sich eine klarere Abgrenzung zur Welt der Normen und die Nutzenüberlegung ist klar auf die Reflexion der Strukturen konzentriert.

Das Modell vermittelt einen Anspruch, der zu nachhaltiger Wettbewerbsfähigkeit führt. Daher lohnt sich der Aufwand, sich mit dem neuen Modell zu befassen. Im Folgenden werden die Kernpunkte des neuen Modells kurz erläutert.

Kontext der Organisation

Ein neuer Begriff ist das „ECOSYSTEM“. Das Übersetzerteam hat diesen Begriff bewusst nicht mit „Ökosystem“ übersetzt, weil das die Tür zur Fehlinterpretation der Bedeutung weit aufgestoßen hätte.

Der Begriff ist die Metapher für die Vorstellung, dass eine Organisation ein offenes System ist, das in intensiver Wechselwirkung mit dem Umfeld existiert.

Ähnlich wie ein lebender Organismus können Umstände für die Organisation förderlich sein. Eine typische Überlegung ist auch die Frage nach der Anpassungsfähigkeit der Organisation an sich verändernde Umstände. Das Modell spricht hier von der Fähigkeit zur Transformation. Damit soll ausgedrückt sein, dass es sich nicht um eine sachte Anpassung der Organisation geht, sondern um erhebliche, möglicherweise disruptive Veränderungen.

Veränderung

Das  EFQM Modell 2020 legt viel mehr Fokus auf die Fähigkeit zur Veränderung und geht intensiv auf die Aspekte der Agilität der Organisation ein, ohne das Wort Agilität zu benutzen. Ein ganzes Kriterium ist nur der Veränderung gewidmet. Es wurde als klares Ziel im Core Team angesehen, dass man die Buzzwords aus dem Modell weitgehend heraushalten sollte. Damit ist das Modell in der Erscheinung sehr sachlich und beschreibt nachvollziehbare Eigenschaften, nach denen das Modell sucht.

Kultur

Der Begriff der Kultur wird im neuen Modell deutlicher angesprochen. Die Organisationskultur, die im Modell genannt wird, benennt Eigenschaften der Organisation, die nicht dem strengen Systemdenken entspringen. In diesem Kontext wird beispielsweise der Bezug zu den Überlegungen von Great Place to Work® hergestellt, der von der Initiative Ludwig-Erhard-Preis schon seit mehreren Jahren aktiv als Erfolgsfaktor für die Umsetzung promotet wird.

Mitarbeiter

Das Personalmanagement als solches ist deutlich in der Bedeutung eingekürzt worden. Im alten Modell war dem Management der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Hauptkriterium gewidmet, was deren Bedeutung für den Erfolg der Organisation angemessen repräsentiert hat. Im neuen Modell ist das Personalmanagement auf ein Teilkriterium zusammengefahren worden. Der Hintergrund dieses Schrittes, dass man die Interessengruppen gleich intensiv betrachten möchte, führt zu einer Veränderung in der Intensität des Assessments. Es ist vorstellbar, dass manche Organisationen in diesem Hinblick das alte Modell dem neuen vorziehen werden.

Ergebnisse

Für Organisationen, die auf der Seite der Ergebnisse eher schwach sind, hat das neue Modell eine gute Nachricht: Die Bedeutung der Ergebnisse ist von 50 Prozent auf 40 Prozent vermindert. Die Wahrnehmungen gehen also mit 200 Punkten ins Endergebnis ein und die Leistungen genauso. Da eine Segmentierung zwischen den Wahrnehmungsergebnissen nicht mehr im Sinne von Teilkriterien angelegt ist, ist auch der Faktor 1,5 für die Kundenwahrnehmungen und die Geschäftsergebnisse Geschichte. Inhaltlich ist das zu diskutieren, faktisch vereinfacht sich dadurch wieder die Anwendung.

Weiterführende Informationen und Seminare zum neuen EFQM Modell 2020 finden Sie auf der Homepage der Initiative Ludwig-Erhard-Preis e.V., Partner der EFQM in Deutschland.

 

Autor*in: André Moll (Dr. André Moll ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Initiative Ludwig-Erhard-Preis e.V., Partner der EFQM in Deutschland. Als Mitglied des Core Teams der EFQM unterstützte er die Weiterentwicklung des Modells und koordinierte darüber hinaus Projektteam zur Übersetzung ins Deutsche.)